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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Schottentänzer-​Treffen in der Gemeindehalle Rechberg

„Oktober in Rechberg“ — so lautet der Titel des brandneuen Tanzes, den Muriel Johnstone und Bill Zobel aus Anlass des 40. Herbstkurses am vergangenen Wochenende und zu Ehren der örtlichen Schottentänzer schrieben.

Donnerstag, 04. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 52 Sekunden Lesedauer

GMÜND-​RECHBERG. Stolz und gerührt nahm Karin Schnabl, die Vorsitzende der „Rechberg Scottish Dancers“, dieses Geschenk entgegen. Auch die Musik dazu sei bereits im Entstehen: Seit vergangener Nacht habe sie — inspiriert von der Superstimmung dieses Wochenendes — die Grundmelodie im Kopf und schon einiges zu Papier gebracht, sagte Muriel, die als professionell ausgebildete Musikerin und Musikwissenschaftlerin schon sehr viele Stücke im traditionellen schottischen Stil komponierte. Sie und ihr Ehemann Bill, die sich natürlich beim Schottischtanzen kennen lernten und inzwischen in Kanada leben, haben beim diesjährigen Kurs abwechselnd unterrichtet. Während Muriel Johnstone seit 1988 schon fünf mal in Rechberg war, um beim Unterricht oder beim Ballabend zu musizieren, war Bill Zobel erst einmal — vor 13 Jahren — als Lehrer hier, machte sich aber schon damals einen Namen für witzigen und kraftvollen Unterricht. Die Kursteilnehmer waren wieder voll des Lobes. Zum 40. Mal fand also der internationale Rechbergkurs statt.
Doch wie kamen die Schotten überhaupt auf den Rechberg? Das Ehepaar Karin und Hans-​Joachim Willberg war es, das 1962 nach Rechberg zog und dort eine neue Heimat fand. Schon damals hatten die beiden sich dem allgemeinen Volkstanz verschrieben und fuhren deshalb regelmäßig nach Stuttgart, wo sie den Scottish Country Dance kennen lernten. Begeistert von dieser Tanzart, die sie im schottischen St. Andrews verfeinerten, riefen die Willbergs im Oktober 1971 den Rechbergkurs ins Leben und organisierten diesen dann mehr als 20 Jahre lang. Der damalige erste Wochenendkurs kam so gut an, dass von da an Rechberg zum ständigen Veranstaltungsort der internationalen Fortbildungslehrgänge auf dem europäischen Kontinent wurde. Zunächst gab es nicht nur Herbstkurse sondern auch noch Osterlehrgänge. Insgesamt kommen so bis heute 47 Veranstaltungen zusammen.
Nicht nur den Tänzern gefiel es auf dem Rechberg, denn sie kamen in immer größerer Zahl und aus immer entlegeneren Ländern, so dass das Fassungsvermögen der Gemeindehalle schnell erreicht war. Auch unter den schottischen Lehrern sprach sich schnell sowohl der hohe tänzerische Standard der Teilnehmer, als auch die besondere familiäre Atmosphäre in diesem gastfreundlichen Ort herum, dessen ihn umgebende Hügellandschaft einem Schottlandfreund einen vertrauten Anblick bietet. Jedenfalls gilt es unter den Lehrern und auch unter den Musikern als Ehre, für den Rechbergkurs angefragt zu werden. Wer hingegen als Tänzer teilnehmen möchte, muss nicht nur als fortgeschritten gelten sondern sich auch mit der Anmeldung beeilen, denn es gibt stets eine lange Warteliste. Eine Erfolgsgeschichte par excellence kann man das durchaus nennen, denn diese Mischung aus Tanzunterricht und Ballnacht, fand in den vergangenen Jahren in Deutschland und den europäischen Nachbarländern vielfach Nachahmer.
Ein Sektempfang vor Beginn des traditionellen Ballabends bot Karin Schnabl die Gelegenheit für ein paar Worte des Rückblicks, vor allem aber um die Ehrengäste zu begrüßen. So beglückwünschte die Rechberger Ortsvorsteherin Zeller-​Klein den Verein zu seinem Jubiläum und hob die Bedeutung dieser internationalen Veranstaltung für die Ortschaft hervor. Schließlich ist Rechberg für Schottentänzer auf der ganzen Welt ein Begriff und somit auch touristisch bekannt. Erfreut nahmen die Tänzer und insbesondere die Organisatoren die von Frau Zeller-​Klein übermittelten Grüße des Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeisters Herrn Richard Arnold entgegen, dem ja der europäische Gedanke ohnehin ein Anliegen ist. Anhand alter Fotos und aufgrund von Presseberichten der letzten vier Jahrzehnte, die auf Stellwänden arrangiert waren, konnte man zahlreiche Erinnerungen an die vielen schönen, lustigen, kuriosen, interessanten Begebenheiten und Begegnungen wieder wachrufen.
Der sich anschließende Ballabend war wieder ein unvergleichlicher Genuss. Keith Smith, ein begnadeter Geiger, der aus Cambridge stammt und „im richtigen Leben“ Chemiker ist, konnte zur großen Freude aller dieses Wochenende nach Rechberg kommen, um zusammen mit Muriel Johnstone (Klavier) zum Tanz aufzuspielen. Als Master of Ceremony führte Bill Zobel kompetent und amüsant durch den Abend. Am Sonntag Vormittag gab es noch mal Unterricht — egal wie mitgenommen sich die Füße und Beine anfühlten. Aber der Klaviermusik von Robert Mackay, der dieses Wochenende den Unterricht begleitete, konnte eben auch keiner widerstehen und man wunderte sich, woher nochmals ungeahnte Kräfte kamen. Bevor es dann zum abschließenden Mittagessen ging, verabschiedete die Vereinsvorsitzende Karin Schnabl die Teilnehmer aus elf europäischen Ländern und wünschte eine gute Heimreise.

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