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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

40 Schülerinnen und Schüler, die am HBG unterrichtet werden, fürchten ein Ende ihrer Kurse

Kinder aus italienischen Familien hatten in den vergangenen Jahrzehnten stets die Möglichkeit, italienisch zu lernen; dafür sorgte insbesondere der italienische Staat mit erheblichen Zuwendungen. Nun scheint das Programm gefährdet — noch weiß niemand, ob es nach den Herbstferien weitergeht.

Samstag, 06. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 43 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Bereits in den 60ern, Giovanna D’Amico war noch ein Mädchen, war es selbstverständlich, dass italienische Kinder einmal in der Woche in der Sprache ihrer Vorfahren unterrichtet wurden. Sie sollten verstehen und verstanden werden, wenn die ganze Familie im Sommer nach Italien fuhr, und sie sollten ihre Wurzeln nicht vollständig verlieren. Heute sind es Giovanna D’Amicos Enkel, die dieses Angebot nutzen. Noch. Denn zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert ist der Italienischunterricht in Gmünd — wie im übrigen in ganz Baden-​Württemberg — gefährdet.
Der italienische Generalkonsul in Stuttgart hat die Fördermittel für diesen Unterricht („Corsi di lingua e cultura italiana), der am 30.September begonnen hat, noch immer nicht zur Verfügung gestellt; die Lehrenden und die Mitarbeiter des Berufsbildungswerks ENAIP arbeiten nunmehr seit zwei Monaten ohne Gehalt. ENAIP wandte sich dieser Tage an die Eltern und erklärte, es sei den Lehrkräften nicht zuzumuten, zu unterrichten, ohne dass die ausstehenden Gehälter überwiesen und künftige Gehaltszahlungen garantiert werden könnten. Sollte es bis Anfang nächster Woche nicht zumindest entsprechende Zusagen geben, werde der Unterricht nach den Herbstferien nicht wieder aufgenommen, erklärte der ENAIP-​Geschäftsführer Duilio Zanibellato dieser Tage. Davon betroffen wären 170 Kurse mit rund 2000 Schülern.
In Schwäbisch Gmünd unterrichtet Giuseppe Campagnolo am Hans-​Baldung-​Gymnasium insgesamt 40 Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren in drei Gruppen. Zwei Kurse finden Donnerstagnachmittags statt, der dritte, an dem die etwas älteren Kinder teilnehmen, am Freitag. Im Gespräch mit der Rems-​Zeitung erklärte Campagnolo, er würde es sehr bedauern, nicht länger mit diesen Kindern arbeiten zu können. Und die Eltern — und Großeltern — dieser Kinder sind natürlich entsetzt.
Durchgeführt wurden diese Kurse stets im Auftrag des Generakonsulates, das nun die Zahlungen verweigert. Der neue Konsul, Dott. Alessandro Giovine, hatte formale Abrechnungsfehler bei beiden in Stuttgart ansässigen Bildungsverbänden ENAIP und IAL-​Cisl angemahnt. Beide Verbände verwalten seit vielen Jahren die hauptsächlich vom italienischen Staat zur Verfügung gestellten Finanzmittel, die für einen Teil der Italienischkurse sowie für die für schwächere Schüler organisierten Förderkurse bestimmt sind. Beide Verbände geben an, „die angeblichen Fehler umgehend geklärt“ zu haben und kritisieren den jungen Beamten heftig. Mittlerweile bitten Vertreter der italienischen Elternvereine und Organisationen gar den italienischen Außenminister Franco Frattini, „einen Konsul mit mehr Erfahrung und Fingerspitzengefühl nach Stuttgart zu schicken“. Der Konsul selbst war gestern nicht zu sprechen.

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