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Gestern Premiere des Igginger Musicals „Seventy Seven“ /​Es gibt zwei weitere Aufführungen

Die 70er-​Jahre sind zurück! Gestern Abend wurde in der Igginger Gemeindehalle das Rad der Zeit zurück gedreht; Schlaghosen, bunte Blusen und eingängige Melodien im Stil von ABBA, Boney M. oder Smokie riefen im Musical „Seventy Seven“ bei vielen Veranstaltungsbesuchern die Erinnerungen an die eigene Jugend wach. Von Gerold Bauer

Samstag, 06. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Und noch eine Erinnerung wurde wach — an die tollen Musical-​Aufführungen von „Is this Memphis…“, die davon handelten, wie sich ein US-​Soldat in den 50er-​Jahren nach Iggingen verirrte, dabei den Rock’n’Roll entdeckte und sich nebenbei noch bis über beide Ohren verliebte. Und so wie im berühmten Film „Vom Winde verweht …“ kam das Publikum damals ins Grübeln, wie diese deutsch-​amerikanische Liebesgeschichte weiter geht.
Nun hat der Igginger Roland Haug das Geheimnis gelüftet und erzählt in seinem neuen Musical „Seventy Seven“, was Melwis und Moni bis zu den 70-​Jahren erlebt haben. Zum Beispiel, dass die Phase der Verliebtheit in den 50er-​Jahren nicht zum erträumten Happy End vor dem Traualtar führte. Melwis ging in die USA, um Musiker zu werden, während Moni heiratete und zwei Töchter bekam. In „Seventy Seven“ (eine Anspielung auf das Jahr, in dem Elvis Presley starb und blutige Taten der RAF-​Terroristen die Bevölkerung in Deutschland schockierten) steht sie knapp vor ihrem 40. Geburtstag, ihr Mann hat sie verlassen und ihre beiden Töchter tanzen ihr ab und zu auf der Nase herum.
Doch bei aller Aufmüpfigkeit hat man sich gern, und die beiden Mädels legen sich mächtig ins Zeug, um heimlich für ihre Mama eine ganz besondere Geburtstagsparty zu organisieren. Sie machen sich auf die Suche nach den alten Freunden aus der Jugend ihrer Mutter und schaffen es sogar, dass Melwis trotz seiner Verpflichtungen als Show-​Star in den USA wieder nach Deutschland kommt. Und die Rock’n-Roll-Clique — gespielt und getanzt von den „Jumping Jailbirds“ aus Böbingen — befindet sich genauso auf der Gästeliste wie die inzwischen seriös gewordenen Mitglieder der wilden 60er-​Jahre-​Rockband „Young Rebbels“.
Auch in seinem zweiten Musical legt Roland Haug großen Wert darauf, den Zeitgeist einer Epoche einzufangen. Nicht zuletzt die Video-​Kulisse, in der auch die Beatles auftauchen, verleiht der neuen Inszenierung ein authentisches Flair. Und natürlich die von Roland Haug komponierte Musik, die sowohl den damals sehr populären Soft-​Rock als auch den Siegeszug der Disco-​Rhythmen aufgreift und das Publikum in die Ära von Baccara, Smokie, Boney M. und natürlich ABBA eintauchen lässt.
Das Wortspiel mit den Vornamen der Bandmitglieder (Annafrid, Agneta, Björn und Benny = ABBA) kommt auch im Musical „Seventy Seven“ vor. Als Biggi und Babsi sowie Andi und Alex zusammen singen und spielen, ist schnell ein Bandname gefunden: „BABA“. Und auch die Besetzung mit zwei singenden Frauen sowie Gitarre und Keyboard erinnert an das schwedische Erfolgsquartett.
Bei der Ausstattung setzt die Inszenierung in Iggingen ebenfalls auf authentische Details. Neben den Schlaghosen und den Batik-​Hemden sieht man Plateau-​Sohlen und tiefe Wohnzimmersessel mit dunkel lackiertem Holz und giftgrün-​karierten Stoffpolstern. Auch die Miniröcke im Schotten-​Muster und die Kniestrümpfe der Tanzgruppe „Disco Queens“ waren in den 70er-​Jahren eine Zeitlang der letzte Schrei. Selbst die flapsigen Sprüche der Töchter gegenüber ihrer Mutter sind „historisch“ - vorbei waren in den 70er-​Jahren die Zeiten, als Kindern es nicht wagten, ihren Eltern zu widersprechen. Der höflich-​respektvolle Umgang mit den Erwachsenen ist damals den frisch-​frechen Sponti-​Sprüchen gewichen.
Die „Seventy Seven“-Inszenierung verlangt vor allem in den Hauptrollen dem Ensemble gesanglich und schauspielerisch einiges ab. Die Rolle der Moni verkörpert Regina Hellmann aus Senden, eine ausgebildete Musical-​Darstellerin, die aber auch als Sängerin der Partyband „Wobbls“ Bühnenerfahrung hat und schon in einigen Fernsehproduktionen als Schauspielerin vor der Kamera stand. Auch „Melwis“-Darsteller Andy Käfer aus Ludwigsburg hat als Rock– und Countrymusiker Erfahrungen mit dem Rampenlicht gemacht sowie nach einer Ausbildung als Musical-​Darsteller in Produktionen wie „Jesus Christ Superstar“ oder „Anatevka“ mitgewirkt.
Die frech-​flippige Tochter „Biggi“ wird von Nur Yildirim gespielt, die eine Gesangs– Musical– und Schauspielausbildung hat und von der Unterhaltungsmusik bis zum klassischen Theater auf sehr vielseitige Art einsetzbar ist. Ihre Musical-​Schwester „Babsi“ wurde mit der Wißgoldingerin Julia Barth besetzt, deren Karriere bei den Gmünder „Musical Kids“ begann und die parallel als Frontfrau bei der Band „Cottage Rock“ sowie im Ensemble „Stimmkultur“ singt.
Der Ulmer Daniele Guiliano wirkt sonst an Produktionen des Ulmer Theaters mit, lernte an der „Modern Music School“ singen und spielt im Igginger Musical den „Andy“ — eines der beiden ehemaligen „Young Rebbels“-Mitglieder. Als dessen Band-​Kollege „Alex“ ist Frank Behrend zu sehen, der als Keyboarder, Bassist und Gitarrist in mehreren Bands im Gmünder Raum mitgespielt hat — zum Beispiel bei „Snoopy“ und den „Madows“ sowie in der Parler-​Big-​Band.

Heute Abend um 20 Uhr sowie am morgigen Sonntag um 18 Uhr gibt es weitere Aufführungen. Karten: 0 71 75 /​91 91 13

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