In seinem fünften Buch präsentiert sich Manfred Köhnlein erneut als Übersetzer der Forschung
Es ist ein unfruchtbarer Streit. Müßig, darüber zu diskutieren, ob Jesus Brot vermehrt, Blinde geheilt und Dämonen ausgetrieben haben kann. Manfred Köhnlein nähert sich dem Thema „Wunder“ in seinem jüngsten Buch aus einer ganz anderen Richtung.
Mittwoch, 24. Februar 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 39 Sekunden Lesedauer
Der bislang fünfte Band seiner Reihe befasst sich nun mit Wundern, und zwar ungeachtet der üblichen Ansatzpunkte: „Aus naturwissenschaftlicher Perspektive zu klären, ob Wunder passiert sind“, sei eine unfruchtbare Diskussion, so Köhnlein. Er widme sich nicht dem Wunder der Aufhebung von Naturgesetzen, sondern dem Wunder der Kommunikation, und das führe immer wieder zurück zu Jesu Leben.
Seit 1984 hat Manfred Köhnlein durch seine intensive Arbeit mit und für Flüchtlinge Kontakt zu Menschen aus aller Herren Länder, und vor allem bei seinen Gästen aus dem Orient lernte er, dass eine Geschichte nicht unbedingt vom logischen Erzählfaden lebt. Dass es andere Erzählweisen gibt. Köhnlein meditiert diese verschlungeneren Wege, die Doppeldeutigkeit von Namen, Zeiten, Verben, Orte. Und so stößt er auf Kommunikationsdramen, die Jesus von Nazareth als Befreier und Heiler zeigen, „der in schier ausweglosen Situationen gegen Verzagen und Resignation protestiert“. Die Wunder sind damit ganz besondere Erfahrungen, vor allem aber nicht nur Geschichten, die in Predigt und Unterricht immer wieder für Kontroversen sorgen.
Das Wort „Gerechtigkeit“
als durchgehender roter Faden
Dieses Annähern aus Neugier und unverkennbarer Faszination zeigt zum Beispiel, dass vieles, was im Zusammenhang mit der heutigen, so genannten Entwicklungshilfe bekannt ist, auch im Neuen Testament angelegt ist. Geht es denn dort nicht um den Kleinbauern, der sein schmales Feld bis unter die Dornen besäen muss, oder um arbeitslose Tagelöhner, die soziale Grundsicherung verlangen? Gerechtigkeit ist denn auch durchgehendes Leitwort, seit Manfred Köhnlein mit dem Schreiben begonnen hat: „Das wird das Stichwort schlechthin des nächsten Jahrzehnts sein“, sagt er. Und dass die Gerechtigkeit auf die Straße kommen wird. Es sind anrührende Betrachtungen entstanden, etwa wenn es um die bucklige, über so viele Jahre dämonisierte Frau geht, die von Jesus nicht nur geheilt, sondern vor allem „Tochter Abrahams“ genannt und damit geehrt und aufgewertet wird, in die Gemeinschaft aufgenommen.
An diesem Beispiel macht Köhnlein aber auch deutlich, wie früh in der Geschichte der Kirche die Meinung Jesu, „dass jedermann die Gesetze daran messen darf, ob sie zur Menschlichkeit verhelfen“, als ungeheuerlich empfunden und die Freiheit zur Gesetzeskritik nachträglich nur Jesus selbst eingeräumt wurde. Köhnlein: „Es wird immer die Meinung der Vertreter von Ordnung und Recht bleiben, dass man die Welt mit Menschlichkeit nicht regieren könne“. Mit solchen Ansätzen lässt sich fürwahr arbeiten, ohne dem Leben das Wunderbare zu nehmen. „Wenn wir die alltäglichen kleinen Wunder, die uns geschehen, nicht übersehen, ergibt sich als ihre Summe das große Wunder unseres Lebens“, sagt der Mensch Manfred Köhnlein.
Die „Wunder“ sind der fünfte Band einer Reihe, die zunächst den Titel „Ecce homo — Seht, der Mensch“ tragen sollte.
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