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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Hauptversammlung bei der Sozialberatung beschließt Veränderungen — Künftig geschäftsführernder und erweiterter Vorstand

Die 1947 als Gefangenenhilfsverein gegründete Sozialberatung Schwäbisch Gmünd hielt kürzlich ihre 63. ordentliche Mitgliederversammlung in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gotteszell ab. Vorsitzender Peter Schuon bedankte sich bei allen für die mit viel Herzblut erbrachte Arbeit.

Mittwoch, 17. März 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

„SCHWÄBISCH GMÜND (pm). Straffällige und von Sucht betroffene Menschen sind nicht nur durch ihre Krankheit und Vergangenheit gezeichnet. Ihr bisheriges Leben hat dazu geführt, dass viele von ihnen den Bezug zu einem geregelten Alltag verloren haben“, führte der Vorsitzende in seiner Eröffnungsrede aus. „Die Veränderungen in den vergangenen Jahren,“ so Schuon weiter, „und die Dynamik der zahlreichen Programme sowie die Erschließung zukünftiger Arbeitsfelder erfordert, dass die Sozialberatung Schwäbisch Gmünd eher wie ein Unternehmen geführt wird.“
Daher habe sich die Sozialberatung Schwäbisch Gmünd eine neue Satzung gegeben. Durch die Aufteilung der Verantwortung in einen „Geschäftsführenden Vorstand“ und einen „Erweiterten Vorstand“ werde ein effektiverer Weg der Verknüpfung aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Entscheidungsträgern beschritten.
Der ehrenamtliche erweiterte Vorstand hat eine aufsichtsratsähnliche Funktion, der den Hauptakteuren des geschäftsführenden Vorstandes vorsteht. Diese Kombination aus Haupt-​und Ehrenamtlichen, ergänzt durch bürgerschaftliches Engagement, wie zum Beispiel von Schwester Joyce vom Kloster der Franziskanerinnen, „bringt eine neue Qualität in die tägliche Arbeit. Daher wollen wir im Jahr 2010 neue Möglichkeiten schaffen, sich in der Sozialberatung zu engagieren“, so der Vorsitzende.
Die stellvertretende Vorsitzende, Anstaltsleiterin Sibylle von Schneider-​Holl, lobte mit Blick auf die völlig neu bearbeitete MPU-​Fibel für Führerscheinkandidaten die umfangreiche Präventionsarbeit und damit das öffentlichkeitswirksame Auftreten des Vereins.
In seinem Geschäftsbericht gab Dieter Strobel einen Überblick über die einzelnen Projekte der Sozialberatung. „Die Aufgaben der Sozialberatung Schwäbisch Gmünd beschränken sich nicht nur auf die Stadt Schwäbisch Gmünd und den dazugehörigen Altkreis. So ist das Therapievorbereitungsprogramm (TVP) in der JVA Gmünd, an dem der Verein beteiligt ist, in ganz Baden Württemberg einzigartig. Auch mit den Projekten „Schwitzen statt Sitzen“, dem betreuten Wohnen, dem „Nachsorgeprojekt Chance“ und der „aufsuchenden Arbeit im Vollzug“ ist der Verein in ganz Ostwürttemberg bzw. im Landgerichtsbezirk Ellwangen tätig, so Strobel weiter.
„Die ständig wachsenden Klientenzahlen in den unterschiedlichen Programmen belegen nicht nur die Notwendigkeit der Angebote, sondern erfordern vor allem Kontinuität und Verlässlichkeit in der Arbeit“, so Strobel. „Das Besondere an unserer Arbeit ist nämlich, dass unsere Projekte modulartig und vernetzt aufgebaut sind. Dadurch ist es möglich, durchgängige Hilfen „unter einem Dach“ anzubieten, um gezielt an den Ressourcen, Problemlagen und Bedürfnissen der uns anvertrauten Menschen ansetzen zu können. So kommen beispielsweise suchtkranke Menschen im Rahmen des Projekts „LiM!T-Lunch“ täglich in den Genuss eines kostengünstigen warmen Mittagessens. Doch neben der körperlichen Gesundung liegt dem Verein auch das seelische und psychische Wohl seines Klientels am Herzen. Gruppenangebote wie „LiM!T-Sport“, „LiM!T-Relax“ und „LiM!T-Leben“ verdeutlichen, dass man die Form der Hilfe ganzheitlich und entwicklungsbegleitend versteht. Aufbauend auf den so genannten niedrigschwelligen Hilfen im Kontaktladen, werden umfassende sozialpädagogische Beratungs– und Begleitungsangebote sowie therapeutische Rehabilitationsprogramme angeboten. „Dass Menschen unabhängig vom Grad ihrer Erkrankung und sozialen Verelendung geholfen wird, macht das Besondere unserer Arbeit aus.“, führte der Geschäftsführer aus.
Das 2007 installierte Mittagessensangebot LiMiT-​Lunch ist ein gelungenes Beispiel für diese Form der niedrigschwelligen Überlebenshilfe, das nach wie vor sehr gut angenommen wird, aber überwiegend aus Spenden finanziert werden muss. Hierbei hob Strobel das besondere Engagement der Agnes-​Philippine– Walter Stiftung hervor.
Mit einem „blauen Auge“ davon gekommen ist der Verein im Jahr 2009 in Zeiten der Finanzkrise. Die Bezuschussung aus Mitteln der öffentlichen Hand deckt nur etwa 70 Prozent des Finanzbedarfs, der Rest wird über Sponsorengelder, Spenden und sonstigen Einnahmen aufgefüllt. Dieses Prinzip, von „der Hand in den Mund“ leben zu müssen, hat zu erheblichen Liquiditätsengpässen geführt, die schmerzhafte Einschnitte u.a. durch Verzicht beim Weihnachtsgeld mit sich gebracht haben. Finanzverwalter Graule konnte deshalb auch einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen und bedankte sich besonders bei den Sponsoren und Förderern, die mithalfen die Haushaltslöcher zu stopfen.
Trotz der schwierigen Finanzlage will die Sozialberatung auch im laufenden Jahr ihr großes Engagement in den Bereichen der Resozialisierung und Rehabilitation von hilfesuchenden Menschen in der Region fortsetzen und ausbauen. Dies wird vor allem im Rahmen von Präventionsveranstaltungen, dem neuen Arbeitsfeld der Mediensucht und dem Ausbau des ambulanten Therapieprogramms „Clean-​Start“ gesehen.
Eine weitere notwendige Maßnahme ist die längst überfällige Sanierung des Wohnprojektes und der Geschäftsstelle im Milchgässle. Ziel der Sanierungsarbeiten ist es, unsere wertvolle und erfolgreiche Arbeit zum Einen effizienter und zukunftssicherer gestalten zu können. Zum andern will man mit dem Konzept „Start-​Up“ die Zielgruppe in einer besonders zeitgemäßen Weise an ein selbstbestimmtes, geordnetes Leben heranführen, um damit den Anforderungen an eine moderne Lebensgestaltung zu genügen. Um dies alles realisieren zu können ist die Sozialberatung auf umfangreiche Hilfestellungen angewiesen.
Bei den Wahlen wurde Peter Schuon als Vorsitzender in den neu geschaffenen erweiterten Vorstand gewählt. Neben dem Vorsitzenden gehören auch Sibylle von Schneider-​Holl (stellvertretende Vorsitzende), Heidelinde Bäuerle sowie Otto Möbus dem Vorstand an.
Der künftige geschäftsführende Vorstand wird durch den erweiterten Vorstand bestellt. Alle Entscheidungen auf der Hauptversammlung wurden einstimmig getroffen. Bewährungshelfer Siegfried Kronmüller ist nach über zehnjähriger aktiver Mitarbeit aus dem Vorstand ausgeschieden. Vorstand und Geschäftsführung bedankten sich bei ihm für die langjährige engagierte Arbeit mit einem Geschenkkorb.

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