Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Kreisgliederung Böbingen „Besuchshunde“ bildet in St. Anna aus — Infoabend und Eignungstest

Mittwoch, 03. März 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 16 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). „Sollen wir die behalten?“, fragt Mama Edith ihre Tochter mit Blick auf die Hündin Larissa, die gleichermaßen schmusig und behutsam durch St. Anna tappt. Tochter Sabine Sievers nickt, sagt ja. Im Februar waren es sieben Jahre, dass sie nach einem Schlaganfall mit schwersten Schädel-​Hirn-​Verletzungen Wachkomapatientin wurde. Damals hätte niemand zu hoffen gewagt, dass sie eines Tages wieder mit ihrer Umwelt kommunizieren würde. Die Mama und Sohn Stefan sind davon überzeugt, dass ihre regelmäßigen Besuche zur Gesundung beigetragen haben – die beiden kommen viermal in der Woche aus Oberkochen nach Gmünd –, aber eben auch die Pflege und die intensive Förderung in St. Anna. Derzeit sind sie „froh und dankbar“, dass Schwester Marzella für eine weitere Besucherin gesorgt hat, eine fünfjährige Hündin, die von Besitzerin Iris Hartdegen als Welpe aus einem Müllcontainer gefischt und später zur Besuchshündin ausgebildet wurde. Dr. Johannes Gantner, der zufällig in der Nähe ist, beobachtet Patientin Sabine und Hündin Larissa und freut sich wieder einmal daran, „wie sehr Tiere den Alltag eines Menschen beleben“.
Malteser Besuchshunde kommen bei jungen und alten Menschen zum Einsatz. Bei Kranken und Dementen, bei allen, die seelische, körperliche, geistige Verletzungen davongetragen haben, etwa misshandelt oder missbraucht wurden. Auch bei Kindern, die hyperaktiv sind, aggressiv, oder gegen eine Sprachstörung ankämpfen, haben sich diese Hunde bewährt. Dieter Hamm, in der Diözese Rottenburg-​Stuttgart Referent für Besuchshunde, hat gemeinsam mit Fachkräften wie Anneliese Ergenzinger zunächst in Böblingen und dann auch an anderen Standorten Malteser-​Besuchshunde ausgebildet. Jetzt beginnt ein weiterer Kurs in Gmünd. Hunde, so habe sich vieltausendfach gezeigt, akzeptierten Menschen so wie sie sind und brächten in der Regel allen, unabhängig von Alter oder Einschränkungen, bedingungslos Nähe, Wärme, ja Liebe entgegen. Hamm schildert, wie die Tiere Menschen beruhigen und einen Zugang zu ihnen ermöglichen können, wie sie das Selbstwertgefühl steigern und Verantwortungsbewusstsein ebenso wecken können wie soziale Kompetenz schulen; meist genüge ein kleines Anstupsen, ein sanftes Berühren des Hundes, um ein Lächeln auf Menschensgesichter zu zaubern und Depressionen wegzuzaubern. Menschen, die ihre Umwelt scheinbar überhaupt nicht wahrnehmen, versuchten plötzlich, den Hund mit der Hand zu berühren, was immer wieder ein „sehr, sehr ergreifender“ Augenblick sei, wie die Ausbilder betonen.
Bis es soweit ist, müssen Hundehalter und Hunde freilich gründlich geschult werden. Dieter Hamm und seine Mitstreiter begleiten beide vom ersten Kennenlernen bis zur Abschlussprüfung, und nach 18 Monaten werden Tier und Mensch erneut überprüft, wie’s ja auch bei den Rettungshunden üblich ist, um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.
Die Ausbildung im Seniorenzentrum St. Anna beginnt mit sechs Einheiten Grundgehorsam. Nach einer Zwischenprüfung folgen 16 Einheiten in Praxis und Theorie – schließlich müssen Herrchen und Frauchen Krankheitsbilder kennen, mit den Feinheiten der Gesprächsführung vertraut sein und nicht zuletzt die Zeichen verstehen, die ihre Hunde geben. Im Rahmen dieser Ausbildung zeigt sich dann auch, welche Hunde für welche Aufgaben geeignet sind.
Ein Informationsabend über Ausbildung und Arbeit der Besuchshunde findet am 18. März um 19.30 Uhr bei den Maltesern an der Pfitzerkreuzung (Friedhofstraße 1) statt. Am Samstag, 20.März gibt’s in St. Anna um 16 Uhr einen Eignungstest, zu dem alle Hundebesitzer eingeladen sind.

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