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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gabriel Bernschütz, der am 5. März selbst zum Pflanzholz gegriffen hat, würdigt diese Aktion und alle Helfer

Fast drei Monate sind vergangen: Gärtnermeister Gabriel Bernschütz hat nun eine „Nachbetrachtung der Tulpenpflanzaktion im Stadtgarten“ geschrieben.

Freitag, 28. Mai 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (pm). „Aus der Natur – nach welcher Seite hin man schaue, entspringt Unendliches“. Diese Worte von Goethe passen so richtig zu den prächtigen Tulpenbeeten, welche durch die kühle Witterung viele Wochen lang so manchen Stadtgartenbesucher unendlich viel Freude bereitet haben. Doch wohl die wenigsten wissen, dass der Einstand der Pflanzaktion unter den widrigsten Bedingungen stattfand. Auslöser dieses Vorhabens war der Nichtabsatz des Blumenhändlers Reinhold Krämer von 8000 Tulpenzwiebeln, klugerweise über die Wintermonate kühl gelagert. In Verbindung mit der RZ, welche zur Pflanzaktion aufrief, sollte nun diese großzügige Spende von 8000 Zwiebeln, dem Boden anvertraut werden. Zwar war in der RZ zu lesen, der Boden sei butterweich vorbereitet, doch in der Nacht zuvor zeigte das Thermometer Minus fünf Grad.
Es war Freitag, der 5. März. Der Boden musste durch die Pflanzhölzer mit Muskelkraft durchlöchert werden um die Zwiebeln so in Verbindung mit dem Boden zu vereinen.
Tags danach fielen zehn Zentimeter Neuschnee. Die Zwiebeln wurden in einen Winterschock versetzt obwohl die eigentliche Pflanzzeit der Herbst ist. Auch hier zeigt sich, wie variabel manche Pflanzenarten sind. Und nur wenige Wochen später vollzog sich auch hier das Wunder des Drängens zum Leben, vergleichbar mit der Keimkraft eines Samenkorns. Aus der Winterstarre erwacht, schälte sich später zuerst Blattfläche, dann der Trieb mit der Endknospe heraus.
Kein Wunder denn im Laufe des vergangenen Sommers hat sich der Blütentrieb entwickelt – er schlummert nur im Inneren der Zwiebel. Nun wurde er aktiviert durch Bodenkontakt, Licht und Wärme und so musste die Mutterzwiebel den Blütentrieb freigeben, trotz späterer Pflanzung.
Was Wochen später der Betrachter dieser Blumenbeete sah, war eine Faszination. Aus dem Schoß der Erde, nur kurze Zeit zur Wurzelbildung möglich, drängte sich der Blütentrieb dem Licht zu. Es war eine Farbensymphonie, die einzelnen Sorten in verschiedenen Höhenabstufungen, einfach blühende neben gefüllten, geöffnete breite Schalen neben schlanken, lilienblütigen Exemplaren, bunt durcheinander oder wie ein großes, breites Beet im oberen Bereich nur in den Farben rot und gelb, ein Blütenrausch verzauberte den Stadtgarten. Nun ist die Blütenpracht vorbei aber vielen Mitbürgern wird dieser leuchtende Blütenteppich noch lange in Erinnerung bleiben und mancher wird den Auslöser an seiner kamera betätigt haben.
Diejenigen aber, welche am 5. März trotz Wind und Kälte zum Pflanzholz gegriffen haben, sie wurden später durch die Blütenpracht hundertfach belohnt für ihre Arbeit, eine Arbeit zur eigenen Freude und zur Freude vieler Blumenbetrachter. War das vielleicht ein winzig kleiner Vorgeschmack auf die Landesgartenschau 2014?

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