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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

In Gmünd einen Zug — vor allem in Richtung Stuttgart — zu besteigen, ist für Rollstuhlfahrer ein echtes Problem

Vier kräftige Männer mussten auf dem Gmünder Bahnhof am Donnerstagabend einen Rollstuhlfahrer zu seinem Zug in Richtung Stuttgart tragen. Eigentlich ein Unding, meint einer von ihnen im Gespräch mit der Rems-​Zeitung. So sieht das im Prinzip auch die Bahn. Abhilfe gibt’s aber erst 2014. Von Manfred Laduch

Sonntag, 30. Mai 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 56 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Wer heute ein öffentliches Gebäude neu baut, bekommt keine Genehmigung, wenn es nicht behindertengerecht geplant wird. Das ist gut und richtig. Der Bahnhof in Schwäbisch Gmünd stammt aber aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wo man von derlei Ideen noch Lichtjahre entfernt war.
Die Züge in Richtung Stuttgart fahren nahezu alle auf Gleis 2 am Bahnsteig 2 ab. Man geht eine Treppe hinunter, durchquert die unansehnliche Unterführung und klettert eine weitere Treppe hinauf – wenn man denn kann. Zur Erleichterung für Reisende mit großen Koffern wurde vor Jahren entlang der beiden Treppen ein kleines Gepäckförderband installiert.
Rollstuhlfahrer sind dagegen doppelt aufgeschmissen. Sie kommen zum einen nicht über die Treppen zum zweiten Bahnsteig. Und selbst wenn sie dort wären, gibt es keine Möglichkeit, auf gleicher Höhe einen Zug zu besteigen.
„Der Gmünder Bahnhof ist nicht behindertengerecht“, bestätigt eine Sprecherin der Bahn in Stuttgart auf Anfrage der Rems-​Zeitung. Das Unternehmen sei sehr um Menschen mit eingeschränkter Mobilität bemüht. Eine ganze Reihe von Bahnhöfen habe man in den vergangenen Jahren entsprechend umgebaut. Dort gibt es Aufzüge und erhöhte Bahnsteige. Wer als Behinderter Bahn fahren will, sollte sich rechtzeitig beim „Mobilitätsservice“ der Bahn anmelden und wird dann an einem geeigneten Bahnhof bis in den Zug begleitet sowie am Ziel wieder abgeholt.
„Das gibt es in Schwäbisch Gmünd leider noch nicht“, bedauert die Bahn-​Sprecherin. Allerdings ist Abhilfe in Sicht. Im Vorfeld der Landesgartenschau wird der Bahnhof komplett umgestaltet. Die Bahnsteige bekommen Aufzüge und werden gegenüber den Gleisen erhöht. Fertig werden will man damit Ende 2013 oder Anfang 2014.
Es gäbe zwar auch heute schon eine theoretische Möglichkeit, mit dem Rollstuhl fast ebenerdig auf den zweiten Bahnsteig zu gelangen, sie ist aber aus gutem Grund streng verboten. Am Westende von Bahnsteig 2 ist dieser über eine Furt mit seinem Nachbarn verbunden. Diese Einrichtung stammt noch aus der Zeit, als die Bahn noch einen Stückgutverkehr unterhielt und die Pakete mit Elektrokarren zum Zug brachte.
Diese Furt ist mit einer Kette abgesperrt. Sie dürfte nur in Begleitung eines Bahnbediensteten gequert werden, der sich zuvor über Funk mit dem Fahrdienstleiter im Stellwerk in Verbindung setzen müsste, um die Sicherheit zu gewährleisten. Vor dem Bahnhof ist nämlich eine Kurve, die nahende Züge aus Richtung Westen erst sehr spät erkennbar macht. Und die Remsbahn ist immerhin in jüngster Zeit immer wieder von ICE-​Zügen oder gar dem TGV befahren worden (die Rems-​Zeitung berichtete). Diese Züge sind mit erheblichem Tempo unterwegs, was ein Überschreiten der Gleise lebensgefährlich macht.

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