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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

SPD-​Senioren in Wittenberg, Dessau und Quedlinburg

Marga Elser, die Kreisvorsitzende der AG 60+ der SPD im Ostalbkreis organisierte vor Kurzem eine viertägige Exkursion nach Sachsen-​Anhalt. Eine eindrucksvolle Fahrt zu Orten des Weltkulturerbes der Unesco.

Sonntag, 30. Mai 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 47 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm). Die Lutherstadt Wittenberg, Dessau mit Bauhaus, der Wörlitzer Park sowie Quedlinburg und das 1722 m² große Panoramabild vom Bauernkrieg bei Bad Frankenhausen waren lohnende Ziele.
In Wittenberg wurde von einem kenntnisreichen und schlagfertigen Stadtführer die Geschichte der Stadt erklärt. Im Wendejahr 1990 war Wittenberg in miserablem baulichen Zustand, zudem stank es aus den Schächten der Kanalisation erbärmlich. Mit Hilfe des „Solis“ wurde das Problem mit dem Bau von neuen Abwasserrohren und einer modernen Kläranlage beseitigt. Die vielen eindrucksvollen Bürgerhäuser etwa der Maler und Bürgermeister Cranach, die Kirchen, das Rathaus und andere öffentliche Gebäude wurden ebenfalls mit Hilfe dieser Steuergelder, auch Beihilfen des Bundeslandes, der Stadt und der Unesco hervorragend renoviert, so dass ein ansehnliches eindrucksvolles Stadtensemble wieder auferstanden ist, das zu besuchen sich lohnt.
Luther ist in dieser Stadt der Reformation in allen Andenkenläden, überall gegenwärtig, auch in der Bronzeschrift seiner 95 Thesen, welche die Preußen im 19. Jh. an der Schlosskirche anbrachten. In Luthers Leben war diese Kirchentür nichts weiter als das Schwarze Brett für 3000 Studenten der Universität, wo Luther in seinen Thesen auf Latein theologisch ausgefeilt und vorsichtig formuliert auf Papier darauf hinwies, dass Gott kein Schacherer sei, man mit Ablasskäufen keine wirkliche Buße ersetzen könne. Dass Luther privat von ganz deftiger Natur sein konnte, erlebten die Reiseteilnehmer an einem gemeinsamen Abendessen mit Luther und seiner Frau Käte, die von zwei Schauspielern dargestellt wurden. Dann sprach „Luther“ seine Schauspieler-​Frau als „Herr Käte“ an, beide kabbelten sich wunderbar über die Ehe, Medizin, Theologie, die Tischsitten und vieles mehr, ergötzten damit ihr Publikum aus dem Ostalbkreis.
Dessau war der Höhepunkt der Exkursion. Schon bei der Einfahrt zeigte der Fahrer und geborene Dessauer Siegmar Fiedler die bis heute weitgehend kriegszerstörten riesigen Flächen der Junkerswerke. Arbeiterreihenhäuser, die in der DDR noch benutzt wurden, sind oft in desolatem Zustand, verlassen, abgerissen; ebenso DDR-​Plattenbauten. Groß sind die Felder der Industriebrache im Stadtumland. Fiedler verwies auf seine ehemalige Wohnung, die nicht mehr existiert. Danach erzählte er eindrucksvoll von den 4 Jahren Gefängnis, die er als Jugendlicher für den „Versuch zweimaliger Republikflucht“ erhielt. Unter anderem standen hier dann Bauhaus und eine Führung durch das Umweltbundesamt
Das Wörlitzer Gartenreich ist überwiegend die Schöpfung von Fürst Leopold III. Friedrich Franz (1740 – 1817), der bei Dessau ein 112 Hektar großes Gelände zum englischen Garten umgestalten ließ, das heute Unesco-​Welterbe ist. Staunend standen die SPD-​Senioren vor seinem Schloss, folgten dem Reiseführer drei Stunden lang durch die Gartenanlage, die gestaltete Natur so darbietet, als sei alles zu Sehende natürlich entstanden. Ausbildung und Aufklärung, Toleranz waren Hauptanliegen des Fürsten, ganz uneigennützig öffnete er Schloss und Garten allen Besuchern, so dass der eigenen Familie kaum ein Rückzugsraum blieb. Er revolutionierte das Bildungssystem des Kleinstaates, fühlte sich „als 2. Schöpfer seines Landes“, der sich für seine Zeit außerordentlich modern und sozial verhielt. Auch in der DDR gab es gegen diesen Adligen kaum Einwände.
Am dritten Tag der Exkursion ging´s auch nach Quedlinburg, einer ottonischen Gründung, die vor allem durch äußerst prächtige Fachwerkhäuser des 16. und 17. Jh. auffällt. Zum 450. Jahrestag der letzten Schlacht im Bauernkrieg von 1625 bei Bad Frankenhausen wünschte die DDR-​Regierung eine Erinnerungsstätte an dem Ort, wo 6000 Bauern starben und ihr Anführer, der Prediger Thomas Müntzer gefangen genommen, schließlich gefoltert und hingerichtet wurde. Der Professor und Maler im Staatsdienst der DDR Werner Tübke erhielt diesen Auftrag und gemalte in zwölf Jahren zwei Drittel der 1722 Quadratmeter großen Leinwand im Panoramabild persönlich – ein auf der Welt einmaliges Werk. Die Gmünder und Aalener Senioren waren beeindruckt von der Monumentalität des Bildes, einer grandiosen künstlerischen Leistung. Viele beschlossen wiederzukommen, weil man die vielen symbolischen Großszenen auf einmal gar nicht erfassen könne.
Künstlerische, städtebauliche, landschaftliche und politische Erfahrungen und Visionen prägten eine bleibende Reiseerfahrung. Dabei passte es zu den sozialdemokratischen Mitgliedern, wie diese sich während der Reise um körperbehinderte Teilnehmer kümmerten.

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