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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Für das Sommerfest in der Gmünder Gemeinschaftsunterkunft war in diesem Jahr eine ganz besondere Idee entstanden

Miss Germany? Sicher, das hat jeder von uns schon einmal gehört. Miss America? Das liegt dann doch schon etwas weiter von uns entfernt, aber um was es da geht, wissen auch wir Europäer. Mister GU? Nein, das gab es bis jetzt noch nie.

Sonntag, 20. Juni 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 38 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (sf). Für die Organisatoren des Sommerfestes der Gmünder Gemeinschaftsunterkunft (GU) für Flüchtlinge stellt es immer wieder eine gewisse Herausforderung dar, ein buntes und abwechslungsreiches Programm für Menschen fast jeden Alters und der unterschiedlichsten Kulturen zusammen zu stellen. Warum bei den vielen männlichen Singles in der Unterkunft dann also nicht einen Mister GU wählen? „Eigentlich ist uns das Ganze ja ursprünglich als Jux in der Mittagspause eingefallen“, berichtet Katja Rettenmeier, die die Moderation und Vorbereitung für die Wahl übernommen hatte. Die Studentin studiert Sozialpädagogik an der Berufsakademie Heidenheim und wird ihr Studium im September abschließen.
Ihre Projektarbeit ist dabei die Betreuung der Flüchtlinge in der Unterkunft. „Aus einem Witz wurde Ernst“, sagt sie zu ihrem Projekt. Und dabei stellte die Wahl letztendlich nicht nur den Auftakt, sondern auch einen der Höhepunkte des Festes dar. Schade war, dass die ursprünglichen Bewerber, im letzten Moment dann doch noch kalte Füße bekamen. Ersatz wurde jedoch schnell gefunden. Sieben mutige Bewohner stellten sich schließlich den kritischen Augen der dreiköpfigen Jury, die sich aus Freunden der Unterkunft, unter anderem Mitgliedern der Gmünder Bürgerinitiative gegen Fremdenfeindlichkeit, zusammensetzte.
Dabei wurde nicht nur auf Äußerlichkeiten geachtet, sondern auch auf die Fragen der Juroren mussten die Bewerber überzeugende und originelle Antworten finden. In der Pause zwischen den beiden Durchläufen zeigten die Kinder der Unterkunft, was sie so alles können. Sowohl die Mädchen, als auch die Jungs ernteten begeisterten Applaus mit ihren Tänzen, bei denen zum Teil wagemutige Überschläge und Handstände zu sehen waren. Die letztendliche Wahl des Mister GU war für die Jury dann doch nicht ganz so einfach. Schließlich sollte der Spaß bei allem ja im Vordergrund stehen und alle Bewerber hatten sich Mühe gegeben. Da eine Wahl mit lauter ersten Plätzen aber schließlich langweilig wäre und irgendwie auch ihren Sinn verfehlen würde entschieden die Juroren, dass Mister GU 2010 den Namen Abulfazal Gholami tragen sollte. Auf den zweiten und dritten Platz wurden Hamid Afshar und Farhad Mohebbi gewählt.
Die Wahl zum Mister GU stellte jedoch nur einen der vielen Programmpunkte des Sommerfestes im Asylbewerberheim dar. Ein weiterer Höhepunkt war die Übertragung des Fußballspiels Griechenland gegen Nigeria auf einer Großleinwand. Auch Spiele und Basteln für die Kinder gab es. Und ab 18 Uhr wurde zum gemeinsamen Tanzen eingeladen.
Begonnen hatten die Vorbereitungen für das Sommerfest bereits im April, berichtet Marcela Bolzinger, die Leiterin der Gemeinschaftsunterkunft. Die Wahl bot sich vor allem deshalb an, meint sie, da etwa 80 Prozent der Bewohner Männer seien. „Die Männer müssen sich emanzipieren“, meint sie scherzhaft. Sie ist nämlich außerdem der Meinung, dass man bei den Frauen nicht mit so viel Schüchternheit zu kämpfen gehabt hätte.
Ursprünglich hatte das Fest ja draußen im Freien stattfinden sollen. Da das Sommerwetter im Moment jedoch im Stich zu lassen scheint, wurde das Ganze dann vorsichtshalber doch nach drinnen, in den Aufenthaltsbereich, verlegt.
Auch einige Besucher von außerhalb waren gekommen, um zusammen mit den Bewohnern zu feiern. Alle jedoch standen auf die eine oder andere Weise bereits in Verbindung mit der Gemeinschaftsunterkunft. „Andere Leute von außerhalb scheinen sich nicht wirklich herein zu trauen“, vermutet die Leiterin. Und das, obwohl es dafür nun wirklich keinen Grund gibt. Die Teilnehmer des Festes jedenfalls waren so bunt gemischt, dass man es schon besonders schwer gehabt hätte, dabei aufzufallen. Auch die Stimmung war entspannt. An den Tischen bildeten sich kleine Gesprächsgruppen und dazwischen spielten die Kinder an der aufgebauten Tischtennisplatte, am Basteltisch oder an anderen Stellen. Höchstens ein empörtes Aufstöhnen war zu hören, als einem Spieler von Nigeria die rote Karte gezeigt wurde.

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