Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Bei der Rekonstruktion des historischen Josefsbach-​Zwingers für die Landesgartenschau wartet ein schweres Stück Arbeit

Expertengutachten stehen zwar noch aus, doch vermittelt der erste Augenschein ein eher enttäuschendes Bild: Die hinter einer Putzschicht bislang versteckte Zwingermauer der historischen Stadtbefestigung befindet sich in einem äußerst desolaten Zustand.

Dienstag, 22. Juni 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 55 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Die Mauer spielt sowohl optisch als auch funktionell im Rahmen der Landesgartenschauplanung eine durchaus wichtige Rolle. Denn nach der geplanten Erhöhung des Josefsbach-​Betts um etwa eineinhalb Meter wird in diesem Bereich eine Grün– und Erlebniszone mit Spazierwegen direkt am Flusslauf gestaltet. Die Mauer ist hierbei einerseits schützendes und stützendes Element, andererseits sollen die Betrachter einen Eindruck der historischen Festungssituation gewinnen. Im 14. Jahrhundert legten die Gmünder beim Bau des äußeren Stadtmauerrings hier einen doppelten Verteidigungsgürtel, einen so genannten Zwinger an: eine Außenmauer zirka 30 Meter vor der Hauptmauer. In der Mitte des Zwingers stand direkt an der noch sehr gut sichtbaren Bogenbrücke ein Torturm, der eine unterirdische Direktverbindung zum Fünfknopfturm hatte. Bei einem Angriff konnte dieser Festungsteil zuschnappen wie eine Falle, indem ein Teil der Angreifer in den Zwinger gelockt und von allen Seiten unter Beschuss genommen werden konnte. Auch diente das Vorwerk dazu, die Distanz der Hauptmauer gegen Beschuss zu vergrößern. Überhaupt ist der „Graben“, so nennt der Gmünder Volksmund, die künstlich-​tief eingeschnittene Situation des Josefsbach ja immer noch, als Bestandteil der Stadtbefestigung zu sehen, welche ehemals die breiteste Flanke der Stadt nach Westen hin unüberwindbar machte. Letzte Woche haben die Untersuchungen für eine denkmalgerechte Instandsetzung und Rekonstruktion des Zwingers am Fünfknopfturm und an der gleichermaßen spätmittelalterlichen Bogenbrücke begonnen. Wer nach dem Abschlagen der grauen Putzschicht an der Mauer ein prächtiges Werk aus mächtigen Steinquadern erwartete, wurde herb enttäuscht. Zum Vorschein kam ein ziemlich bröseliges Mischwerk aus Ziegeln, Bruchsteinen, Mörtel und durchfeuchteten Sandsteinquadern. Die vielen Ziegelsteine dienten einer augenscheinlich sehr unpassenden Reparatur der im Laufe der Jahrhunderte arg lädierten Mauer. „Ja, es stimmt, da müssen wir kräftig ran“, meint auch Rathaus-​Pressesprecher Markus Herrmann. Nach diesen ersten Sondierungen erwarte die Stadtverwaltung in den nächsten Wochen Expertenaussagen zur Frage, wie mit dieser Mauer weiter umgegangen werden soll. Selbstverständlich sei die Einbeziehung der Anliegen des Denkmalschutzes. Herrmann wirbt für eine Gesamtbetrachtung der anstehenden Maßnahmen am Josefsbach. So oder so sei es ganz dringend notwendig, die teils sehr labilen Uferbefestigungen grundlegend zu sanieren. Dazu kommt, wie schon häufig dargestellt, auch das Bestreben, die Gmünder Gewässer zu renaturieren, sprich deren ökologische Wertigkeit für Tier– und Pflanzenwelt zu erhöhen.
Zur Gesamtbetrachtung zählt natürlich auch die Wiederherstellung des historischen Erscheinungsbildes jener Bogenkonstruktion, die noch unter dem vor etwa 15 Jahren aufgebrachten Betondeckel der Fünfknopfturmbrücke verborgen liegt. Deren Bausubstanz ist im Gegensatz zur Zwingermauer noch prächtig erhalten. Sie wird wohl zusammen mit der Befestigungsanlage am Fünfknopfturm zum wohl geschichtsträchtigsten „Schmuckstück“ der Landesgartenschau werden. An den Brücken-​Quadern sind sogar Steinmetzzeichen erhalten, die bemerkenswerte und noch zu erforschende Querverbindungen zu den Baumeistern des Münsters zulassen.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

2104 Aufrufe
463 Wörter
5080 Tage 22 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 5080 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2010/6/22/bei-der-rekonstruktion-des-historischen-josefsbach-zwingers-fur-die-landesgartenschau-wartet-ein-schweres-stuck-arbeit/