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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Vortragsabend im Kloster mit Annette Schavan und dem Cellisten Julius Berger

Seit nun zehn Jahren sind die Franziskanerinnen in ihrem neuen Kloster an der Bergstraße in Schwäbisch Gmünd zu Hause, was Anlass zum Feiern und auch zu einer Ausstellung ist. Im Rahmen dieses Geschehens war jetzt zu einer bemerkenswerten Lesung unter dem Motto: „Preist ihn, seiner Welt zuliebe“ mit ausgewählten Psalmen eingeladen. Von Dietrich Kossien

Montag, 07. Juni 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 28 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Die Vortragende der Psalmen war keine Geringere als die Ministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Annette Schavan, die man so an diesem Abend einmal von einer anderen und auch für viele ungewohnte Weise kennenlernen konnte, was ihr sicherlich auch neben ihrer Tätigkeit als Ministerin neue Freunde bescherte. Dazu kam eine musikalische Vertiefung und Bereicherung der in moderne Sprache übersetzten Texte durch den durch internationale Konzerttätigkeit bekannten Cellisten Professor Julius Berger, der auch durch sein großes Engagement für zeitgenössische Kompositionen bekannt geworden ist. Daneben ist er auch als Autor nicht unbekannt. So wurde er, der Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist, 2009 wurde Berger zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz gewählt. Seine Musik war an diesem Abend „Gesängen der Synagoge“ gewidmet.
Schwester Regina begrüßte Annette Schavan sowie den Cellisten Julius Berger. Sie hob hervor, dass alles, was den Menschen bewege, in den Psalmen seinen Ausdruck finde, die die Menschen seit Jahrhunderten berührten.
Die Ministerin Annette Schavan wies zu Beginn der Lesung darauf hin, dass seit über 3000 Jahren die Menschen mit den Psalmen beten; und das auch, wenn das eigene Wort versage. Keine Gedichte der Welt seien so oft übersetzt worden, wie die Psalmen, von denen sie elf in einer modernen Übertragung von Arnold Stadler interpretierte.
Zu der die Psalmen begleitenden Musik zitierte der Cellist Julius Berger ein Wort, nach welchem beim Lesen des Alten Testaments Musik aufsteige. So wohl könne man sich die Gesänge in der Synagoge vorstellen. So werde nun uralte Musik mit neuer Schöpfung der Psalmen verbunden.
In der Folge gab es dann ein wunderschönes Zusammenspiel zwischen den meditativen Klängen des Violoncello und den einprägsamen, modernen Übertragungen der ausgewählten Psalmen, die sowohl zum Preisen Gottes aufriefen aber auch von der Suche nach ihm und seiner Hilfe im und für das Leben kündeten. Annette Schavan gelang es, dies der respek-​tablen Zuhörerschar mit wohlgesetzten Worten zu vermitteln, so dass wohl der Eindruck des Vortrages nach lange nachklingen wird.
„Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name“, der den Menschen alles zu Füßen gelegt habe, begann sie und fuhr fort: „Ach hilf doch, bald gibt es keine Menschen mehr, nur noch Unmenschen“. Da würden die Armen klein gehalten und die Schwachen zugrunde gehen. Die Frage: „Herr wer darf in deiner Nähe sein?“ Und dazu gehören auch die — so der Text -, die sich nicht zum Schaden der Schwachen bezahlen lassen.
Im nächsten Psalm hieß es: „Er gibt mir Licht und Leben, auch wenn ich durch meine Angst muss.“ In schlichte, aber eindeutige Worte gefasst waren auch die folgenden Texte aus dem Alten Testament, in denen davon die Rede war, dass Gott uns auf die Seite des Lebens gestellt habe und er zu allen Zeiten unsere Rettung war. Die Bitte: „Zeig uns, dass du da bist und lass das Werk unserer Hände gedeihen“ folgte bis hin zu: „Gepriesen sei der Name des Herrn, über dessen Gesetz niemand hinaus kann und dessen Name über allem ist.“
Unschwer erkannte man in dieser Übertragung von Arnold Stadler, dass die Psalmen nicht nur von zeitloser Schönheit, sondern auch von zeitloser Bedeutung sind. Die beiden Vortragenden durften sich demgemäß über viel Beifall freuen.

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