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Fußball, Oberliga: Normannen drehen einen 0:3-Rückstand gegen Balingen

Im Schwerzer wird derzeit Unglaubliches geboten, vor allem nichts für schwache Nerven. Letzte Woche war schon das Salz in der Fußballsuppe hochkarätig angeboten worden, doch am Samstag folgte gegen die TSG Balingen beim 5:3-Erfolg noch eine Steigerung. Von Claus-​Jörg Krischke

Montag, 30. August 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Nicht die acht Tore, die schon den Eintritt mehr als rechtfertigen würden, sondern die Dramaturgie war vom Allerfeinsten. Nach 27 Minuten lag die Heimmannschaft mit 0:3 zurück und kaum einer hätte einen Pfifferling auf die Jungs von Helmut Dietterle gesetzt. Doch die Normannen drehten mit einer unglaublichen Energieleistung das Spiel. Sensationell auch aus dem Umstand heraus, dass die Normannen im neunten Pflichtspiel in 29 Tagen zum neunten Mal mit einer anderen Formation auflaufen mussten.
An Hiobsbotschaften ist Helmut Dietterle seit seinem Amtsantritt bei der Normannia gewohnt, aber als am Freitag Kersten Göhl in Zivil zum Training kam und auf eine Sprunggelenksverletzung hinwies, da verschlug es dem wackeren Normannia-​Trainer doch die Sprache. Kasunic, immer noch im Urlaub, da Silva noch verletzt und jetzt Göhl – alle hochkarätigen Innenverteidiger außer Gefecht gesetzt. Doch der sportliche Chefanweiser der Normannia hatte eine Idee. Hinten hat es bislang gestimmt, vorne hat es geklemmt, also versuchte er es mit einer Dreierkette und wollte mit Mangold zusätzlich im Mittelfeld für mehr Druck sorgen und so das Spiel gewinnen. Soweit grundsätzlich alles richtig gemacht, doch dass seine bislang fehlerfreien Defensiv-​Protagonisten drei individuelle Fehler produzieren würden, dass die bislang im Offensivbereich schwächelnden Balinger diese Fehler auch gleich gnadenlos ausnutzen würden, damit hatte niemand im Gmünder Lager gerechnet. Doch während die Balinger nach einer halben Stunde euphorisch ihren 3:0-Vorsprung feierten und über dem nicht gegebenen vierten Treffer nörgelten, spürte man ab der 38. Minute förmlich den Willen in den Reihen der Gmünder, diese drei Punkte gehen heute nicht nach Balingen, die bleiben in Gmünd. Respekt ist zu wenig ausgedrückt für diese Leistung der Normannen nach schwachem Beginn so aufzutrumpfen und dem Spiel so seinen Stempel aufzudrücken. Es spricht für vieles, so eine Leistung zu vollbringen: erstens muss ein Team topfit sein, um über 90 Minuten zu marschieren und den Gegner in der Schlussphase so zu dominieren, zweitens muss ein Team unglaublich intern harmonieren um sich so zu einer Energieleistung hochzuschaukeln, auch wenn der Beginn durchaus nicht als gelungen zu bezeichnen ist.
In der zwölften Minute konnte Greco Üner nicht halten, der tauchte allein vor Gruca auf und erzielte das 0:1. Zwei Minuten später ließ Di Lucia Glück aussteigen und markierte das 0:2. 27. Minute: Eckball für die TSG, der kleinste Feldspieler Zwetsch kam vor Gruca mit dem Kopf an den Ball und nickte zum 0:3 ein. In der 36. Minute hätte es noch schlimmer für die Normannen kommen können: der Freistoß von Zwetsch zappelte im Netz, aber der Schiedsrichter erkannte den Treffer nicht an. Bis dato fanden die Gastgeber überhaupt nicht ins Spiel und strahlten keine Torgefährlichkeit aus, aber irgendwie ging nun ein Ruck durch die Mannschaft und prompt fiel der erste Gmünder Treffer in der 39. Minute. Bergheim behauptete sich auf links, passte nach innen auf Molinari, der für Manuel Grampes auflegte, der aus 18 Metern zum 1:3 traf. Kurz vor dem Halbzeitpfiff dann noch der psychologisch wichtige Anschlusstreffer, sowohl Bergheims, wie Molinaris Schüsse wurden abgeblockt, dann nochmals Bergheim auf Molinari, der mit dem Kopf das 2:3 erzielte.
Jeglicher Pessimismus war weggeblasen, die zweite Hälfte stand klar im Zeichen der Normannen. Doch die mussten Geduld beweisen, es sollte immerhin bis zur 78. Minute dauern, ehe der Ausgleichstreffer bejubelt werden konnte. Zuvor musste jedoch Gruca zweimal sein ganzes Können gegen Üner und Pflumm aufbieten. Dann aber der erste Streich von Patrick Faber. Molinari zirkelte den Ball von rechts außen an den Innenpfosten, im Getümmel des Balinger Fünfmeterraums reagierte Faber am schnellsten und drückte den Ball zum 3:3 über die Linie. Fünf Minuten später verwandelte sich das Normannia-​Stadion in ein Tollhaus. Mit seinem zweiten Geniestreich, diesmal Marke „Tor des Monats“ drehte Patrick Faber das Spiel komplett. Eine Fröhlich-​Hereingabe wehrten die Balinger per Kopf ab, aus dem Hinterhalt kam Faber und hämmerte das Spielgerät aus rund 25 Metern kompromisslos in die Maschen. Jetzt brannten bei einigen Gäste-​Akteuren offensichtlich die Sicherungen durch, Zwetsch in der 89. und Taube 90. Minute leisteten sich unnötige Tätlichkeiten und mussten mit „Rot“ vorzeitig zum Duschen. Das Sahnehäubchen aus Gmünder Sicht servierte dann in der Nachspielzeit Catizone mit seinem Treffer zum 5:3-Endstand.
FC Normannia: Gruca – Civelek (71. Tolbert), Fröhlich, Glück, Mangold, Greco, Catizone (93. Härter), Faber, Molinari, Grampes, Bergheim
TSG Balingen: Kraus – Willig ‚Güven, Taube, Pflumm, Di Lucia (62. Steinwandel), Scheu (73. Buchstor), Schaplewski, Todorovic (84. Daboci), Üner, Zwetsch
Tore: 0:1 Üner (12.), 0:2 Di Lucia (14.), 0:3 Zwetsch (27.), 1:3 Grampes (39.), 2:3 Molinari (45.), 3:3, 4:3 Faber (78., 83.), 5:3 Catizone(90.+2)

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