Stiftung Gold– und Silberschmiedekunst plant Ausstellung zum Stadtjubiläum 2012, die Gablonzer Modeschmuck interpretiert
Es ist ein Fundus, bei dessen Anblick Schmuckgestaltern eigentlich die Augen übergehen sollten: die Materialien, aus denen der „Karfunkelschein“ des Gablonzer Modeschmucks entstand. Der Schatz soll gehoben werden für einen Workshop und eine Ausstellung zum Stadtjubiläum 2012.
Mittwoch, 15. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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Es blieb, ähnlich wie bei der Ott-Pauserschen Fabrik, viel übrig, als die Produktion eingestellt wurde. Marianne Döbbelin macht den erstaunlichen Fundus von Glasperlen, Steinen, Ketten, Fassungen, Halb– und Rohprodukten nun zugänglich für einen Workshop und eine daraus entstehende Ausstellung, welche die Gmünder Stiftung Gold– und Silberschmiedekunst plant. Sie, 1988 gegründet, kümmert sich um die Förderung des Rufs von Schwäbisch Gmünd als Gold– und Silberstadt und um den Nachwuchs des Metiers. Doris Raymann-Nowak und weitere Fachfrauen sichten den Fundus und bereiten den Workshop vor, der im nächsten Jahr vom 1. bis 11. August stattfinden und in eine Ausstellung im darauffolgenden Jahr münden soll: 2012, zum 850-Jahr-Stadtjubiläum Gmünds. „Karfunkelschein“ bleibt als Obertitel, der Untertitel lautet „Staufische Pracht.“
Der Workshop wird international ausgeschrieben, auch in Fachzeitschriften, „es bestehen Kontakte bis nach Japan“, sagt Doris Raymann-Nowak. Selbstredend können auch Gmünder Schmuckschaffende mitmachen. Man geht von einer großen Zahl von Interessenten aus. 50 werden eingeladen, sie dürfen aus dem sagenhaften Prade-Fundus auswählen, ihrer Phantasie und ihren Fähigkeiten freien Lauf lassen. Sie beginnen hier in Gmünd beim Workshop zu arbeiten, dürfen die Stücke aber mit nach Hause nehmen und dort fertigstellen — bis zur Ausstellung 2012.
„Es war eine einmalige Chance, auf so etwas zuzugreifen“, sagt Stiftungs-Vorstand Bürgermeister Joachim Bläse. „Das Spielerische ist spannend.“ Wie Kombination und Variation schon immer zum Wesen des Modeschmucks gehörten und das Geheimnis seiner unerschöpflichen Form– und Farbvielfalt sowie seiner Wandlungsfähigkeit darstellt. Was aber Kreativität, Können und Gespür seiner Schöpfer für den Zeitgeist voraussetzt.
Für die Gablonzer von einst ist die Aufmerksamkeit, die ihnen jetzt zuteil wird, zudem eine späte Genugtuung, Balsam auf die Narben der Vertreibung, die noch manchmal schmerzen. Marianne Döbbelin freut sich vor allem hell über die jüngsten Entwicklungen in Tschechien allgemein und in Gablonz im Besonderen: „Es bewegt sich etwas, wir haben es gespürt. Es gibt ein Interesse an uns, gerade von Seiten der Jungen. Es gibt freilich auch noch die anderen.“ Jene, die an der Vergangenheit noch immer nicht rühren wollen oder können.
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