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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Die letzten Tage einer Ausstellung, wie es sie noch nicht gab in Gmünd: Workshop rund um Laura Ford

Die Idee entstand beim Baustellenfest im Prediger: Kinder inmitten der Ausstellung, inmitten hochkarätiger und sehr wertvoller Kunstwerke arbeiten lassen, wie’s Laura Ford tut: Am Anfang ist die Idee, und die wird umgesetzt, ganz gleich wie.

Mittwoch, 08. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 32 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Nur noch bis Sonntag darf sich die Stadt an der wohl erfolgreichsten Ausstellung in der Galerie im Prediger freuen. Ganz zum Schluss gab’s gestern noch einmal eine Veranstaltung, die diesen subtilen und allen Generationen gleichermaßen gewidmeten Skulpturen gerecht wurde. Ausgehend von Laura Fords Kunstwerken, zudem von ihnen umgeben, setzten sich die jungen Workshop-​Teilnehmer mit dem Thema „Fabelhafte Wesen“ auseinander – und solche gibt es derzeit in der Galerie nun wirklich zur Genüge zu bewundern. Museumschefin Gabriele Holthuis führte zunächst ins Werk der britischen Bildhauerin ein — stellte die Riesen-​Hirsche vor, die in Tarnkleidung auftreten, ihren eigenen Wald bilden und eine ganze Reihe von Gesprächsinseln: Wer versteckt sich vor wem? Die Natur wird zur Kunstwelt, weil sie nur noch so wenig mit dem Leben der Menschen zu tun hat.
Oder die Kinder, die ihre Eselsköpfe gedankenschwer auf eine Ablage sinken lassen: Selten, wenn überhaupt, gab es eine Ausstellung in Gmünd, die von Kindern und Jugendlichen so sehr verstanden und angenommen wird; auch gestern wieder gab es viele verblüffende Ansätze, die von instinktivem Verstehen zeugen.
Marie, Maike, Melanie und Anne beschlossen, ihrem Lieblingstier Gestalt zu geben, und so entstand Dank Draht, Mülltüten, Joghurtbechern und Styropor eine Giraffe, die dem tristen Alltag mit einem Blumenhut begegnet — ein buchstäblich fabelhaftes Wesen.
Jede einzelne Skulptur in der Galerie erzählt eine Geschichte, der das Jungvolk gestern nachspürte: Ist die Künstlerin verrückt oder hat sie einfach viel Phantasie? Vielleicht bedeutet, verrückt zu denken ja nichts anderes, als sich abseits ausgetretener Wege zu bewegen. Grenzen auszuweiten, voll kindlicher Neugier. Laura-​Marie, Sophia, Sina und Katharina bauten aus ihrem Müll-​Material ein Mädchen, das sie im Moment des Erschreckens festhalten wollten. Denn das hat sie am meisten beeindruckt: Laura Ford fängt stets den Augenblick zwischen Stille und Lärm ein.
Mit allen Mitteln künstlerischen Schaffens zum Ziel
Die Dunkelheit und die Melancholie Laura Fords fehlten in den kindlichen Kunstwerken — die Arbeitsweise aber lässt sich durchaus vergleichen. Die Künstlerin stellt beispielsweise ihren traurigen, tragischen Helden Robert Falcon Scott, der das Wettrennen zum Südpol verliert, auf Tennisschläger, statt auf Schneeschuhe, und zwar nicht, weil sie keine Schneeschuhe auftreiben könnte: Da kämpft jemand, der weiß, dass er verloren hat. Einfach weil er nicht aufgeben will. Tennisschläger sind besser als jeder Schneeschuh, weil sie eine Geschichte erzählen, die jeder versteht: Es geht um eine wahrhaft tragische Figur, die aber irgendwie auch von Irrsinn getrieben ist – wie weit muss, kann, darf man gehen? Wenn Laura Ford tote, kleine Ritter in Bronze darstellen will, tut sie das. Wenn sie schweißen lernen muss, macht sie sich an die Arbeit: Am Anfang ist die Idee, und dann kommt die Arbeit, ganz gleich wie. So machten sich Lena, Maren, Stella, und Vinz daran, einen „stylischen Fuchs“ zu bauen. Und wie Laura Ford interessierte es sie nicht die Bohne, ob sie in Stein arbeiten, in Stoff, Plastik, Gips oder Ton, mit Popcorn-​Tüten oder Rote-​Grütze-​Kübeln. Franziska Glauche, Lehrerin für Bildende Kunst am Franziskus Gymnasium Schwäbisch Gmünd, und Christa Sänger, ebenfalls Pädagogin und Vertreterin des Museumsvereins, begleiteten die Kinder bei ihrem Ausflug in Laura Fords Welt: „Dass das inmitten der Ausstellung möglich ist, ist ein großes Geschenk“. Museumsmitarbeiter Joachim Haller, der das Ganze organisiert hatte, war nicht überrascht, zu sehen, mit welcher Freude die jungen Workshop-​Teilnehmer am Werk waren — viel zu oft hat er in den vergangenen Monaten erlebt, wie sehr Laura Fords Skulpturen auch Kinder und Jugendliche ansprechen und inspirieren.
Die Ausstellung ist bis zum 12. September zu sehen — und sie ist ein Muss.

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