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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Frauen-​Wellness-​Morgen in der Waldsauna: Bis zu 80 vor allem muslimische Frauen baden und saunieren unter sich und bekleidet

Es hat System: Dass Frauen einmal in der Woche ohne Mannsvolk und bekleidet baden und saunieren können, fügt sich ein in den städtischen Anspruch, auch türkischen Mitbürgerinnen in allen Bereichen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Partner in diesem Projekt ist die Waldstetter Waldsauna.

Donnerstag, 09. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 18 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND /​WALDSTETTEN (bt). Bereits seit Juni lockt die Waldsauna mit diesem ausschließlich an Frauen gerichteten Angebot. Montags von 9 bis 13 Uhr ist ein „Frauen-​Wellness-​Morgen“ angesagt, an dem die Besucherinnen Badebekleidung tragen, also mindestens Bikini oder Badeanzug. Wichtig war es dabei, niemanden auszuschließen: Alle Frauen, die gerne bekleidet saunieren und schwimmen, sind willkommen.
Die ersten Anregungen kamen von engagierten muslimischen Frauen, allen voran von den Gmünderinnen Safiyet Brucks, Nagihan Saciak und Nese Cömlek, sowie Cigdem Erdogan aus Heubach. Auch Bärbel Blaue von der Aktion Familie, die Gmünder Frauenbeauftragte Elke Heer und natürlich die Integrationsbeauftragte Melanie Jester haben diesen Textil-​Tag vorangebracht. Sie alle haben in Michaela und Runwald Schopp, den Eigentümern der Waldsauna, Partner gefunden, wie man sie sich kooperativer nicht wünschen könnte: Die Offenheit der Waldsauna-​Betreiber für eine neue Kundinnengruppe traf mit dem Wunsch insbesondere muslimischer Frauen zusammen, gemeinsam in geschützter Atmosphäre schwimmen zu gehen
Montags um 9 heißt es erst mal Schlange stehen, so groß ist inzwischen die Resonanz. Zwischen 40 und 80 Frauen kommen zu den beliebten Treffen - schnell war dann auch klar, dass dieser Frauen-​Wellness-​Morgen von einem monatlichen zum wöchentlichen Angebot umgewandelt wird. Nach der Sommerpause, ab dem 20. September, geht’s weiter.
Elke Heer freut sich; „Ich finde es gut, dass die Waldsauna diesen so oft geäußerten Wunsch von Frauen aufgreift.“ Nach anfänglicher Skepsis, ob genug Frauen kommen würden, hat sich der Montagmorgen inzwischen fest etabliert. In gelöster Stimmung genießen die Frauen die Saunalandschaft und das Schwimmbad. Meist ist es Michaela Schopf persönlich, die in dieser männerfreien Zone die Aufgüsse übernimmt. Abgerundet wird das Angebot von Massage und Kosmetik; das heißt, mit der Kosmetikerin und der Masseurin kann je nach Wunsch ein Termin vereinbart werden.
Alle Beteiligten betonen, wie wichtig es ist, zu verbinden, statt zu trennen. Der Gmünder Pressesprecher Markus Herrmann nennt das Sauna-​Projekt in einem Atemzug mit der Integrationsvereinsbarung, die die Bauarbeiten für die Ditib-​Mosche und das neue Gemeindezentrum im Becherlehen begleitet: Der Moscheeverein will in der und für die Stadt aktiv Mitverantwortung tragen, und entsprechend wird in den neuen Räumen die Jugend-​, Senioren-​, Integrations– und Bildungsarbeit verstärkt, insbesondere natürlich die Sprachkurse; die Stadt wiederum unternimmt große Anstrengungen, so versichert Herrmann, „alles zu tun, damit sich die türkischen Mitbürger in allen Bereichen der Stadt heimisch fühlen“. Parallelgesellschaften seien das letzte, was Gmünd brauche.
Nagihan Saciak spricht für die Frauen, die sich die ganze Woche über auf diesen Vormittag freuen: So lange habe man sich gewünscht, solche Angebote nutzen zu können — und die Gegenwart von Männern sowie grundsätzlich das Ablegen der gesamten Kleidung lasse sich mit den religiösen Vorschriften einer Muslima nicht vereinbaren. So jedoch könne der Badespaß aus vollen Zügen genossen werden — die Frauen seien sehr dankbar für dieses Angebot. Safiyet Brucks erzählt, dass sie am Anfang befürchtet hatte, diese Stunden würden sich für die Schopfs nicht auszahlen. Sie lacht beim Gedanken an den Andrang — Frauen aus der gesamten Region finden sich dort mittlerweile ein. Auch Brucks betont, man wolle sich in keinem Fall abgrenzen; alle Frauen seien gleichermaßen willkommen: „Es geht einfach um die Anwesenheit von Männern und den Schambereich“.

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