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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Zum Geburtstag wird ein Rückblick auf die Gmünder Geschichte mit dem Blick aufs Jubiläumsjahr verbunden

Einer der ältesten Briefmarken– sammlervereine im Südwesten Deutschlands feiert heute Geburtstag. Aber nicht irgendeinen, sondern das 125-​jährige Jubiläum!. Von Holger Neiszer

Donnerstag, 13. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Am 13. Januar 1886 trafen sich 14 gutsituierte Gmünder Bürger im ehemaligen Gasthaus Böttigheimer (heute Gasthaus „Schützen“ in der Klösterlestraße) und gründeten zusammen einen Briefmarkensammlerverein. Die Oberamtsstadt Gmünd hatte zum damaligen Zeitpunkt 15 321 Einwohner. Nun mag man sich sagen, bei einer Stadt dieser Größenordnung sind 14 Briefmarkensammler nicht gerade viel. Interessant wird es jedoch, wenn man sich fragt, wer damals denn überhaupt etwas sammeln konnte und vor allem was?
Die erste Briefmarke der Welt ist die „One Penny Black“. Sie erschien am 1. Mai 1840 im Vereinigten Königreich Großbritannien und ziert das Profil von Königin Victoria. Zum damaligen Zeitpunkt konnte man in deutschen Landen mit Briefmarken noch nichts anfangen. 1849 erschien mit der schwarzen Ein-​Kreuzer Marke Bayerns die erste „deutsche“ Briefmarke. Bis zum Jahre 1886 brachte das Königreich Bayern insgesamt 62 Briefmarken heraus. Das Königreich Württemberg schaffte bis zum selben Zeitpunkt gerade einmal 56 Marken!
Es ist also davon auszugehen, dass die Gründer der „Gamundia“, Briefmarken aus der ganzen Welt sammelten. Für damalige Verhältnisse sicher eine teure Angelegenheit, denn man musste sich die kostbaren Schätze von Geschäftsfreunden aus den jeweiligen Ausgabeländern schicken lassen. So mancher Sammler träumt sicherlich davon, sich heute für nicht einmal 25 Mark alle bis 1886 erschienenen Briefmarken des Königreichs Württemberg am Postschalter erwerben zu können – denn so viel hatten die Marken damals gekostet. Aber über dieses Geld musste man erst einmal verfügen.
Deutlicher wird es, wenn man sich vor Augen führt, dass ein Rossknecht damals gerade einmal 50 Mark Lohn für seine harte Arbeit erhielt. Aber nicht etwa für eine Woche, oder einen Monat – das war sein Lohn für ein ganzes Jahr!
Erster Vorsitzender war der Gmünder Fabrikant Metzler
Zum ersten Vorsitzenden wurde bei der Gründung der Gmünder Fabrikant Metzler gewählt, der dieses Amt allerdings nur ein Jahr innehatte. Ihm folgte 1887 der Gmünder Kaufmann Breymeyer nach. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 17 an. Einem alten Gmünder Adressbuch ist zu entnehmen, dass 1894 der Fabrikant Eduart Möhler als Vorstand und Fabrikant Karl Röll als Kassier genannt werden. Im Jahr 1904 – das neue Tauschlokal ist das Gasthaus „Thorbäckerei“ – wird der Verein von Carl Stadelmaier (Graveur), Konrad Fix und Christian Haug (vermutlich der Wirt des Gasthauses) angeführt. Späteren Unterlagen ist zu entnehmen, dass über viele Jahre hinweg Fabrikant Ehrhardt, Kaufmann Hans Stahl, Felix Saile und Johannes Rettenmaier Vereinsvorsitzende waren. Seit spätestens 1927 war dann das Hotel „Kübele“ die neue Heimat der Gamundia.
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Schwäbisch Gmünd neben dem Briefmarkensammlerverein Gamundia dann noch die Sammlergemeinschaft der Zahnradfabrik. 1968 fusionierten beide Gruppierungen unter der Gamundia und führten den traditionsreichen Namen fort. Die Vorsitzenden der Gamundia zum damaligen Zeitpunkt, die ihr Tauschquartier seit 1940 im Gasthaus Hasen hatte (und auch noch bis heute unter anderem dort anzutreffen ist), waren Gotthold Bärr, Albert Dietrich und Otto Schiesser. Als Vorstand der Sammlergemeinschaft der Zahnradfabrik fungierte damals Heinz Emrich, der maßgeblich die Fusion der beiden Vereine vorantrieb und wegen seiner großen Verdienste zum 1. Vorsitzenden der Gamundia gewählt wurde – ein Amt das er bis 1988 bekleidete. Nicht zuletzt seinen zahlreichen Aktivitäten war es zu verdanken, dass der Verein seine Mitgliederzahl von 75 im Jahr 1972 bis auf 120 im Jahr 1985 steigern konnte. Als Emrichs Nachfolger leitete Walter Zink bis 1991 die Geschicke des Vereins und bis 2003 war Günther Pfeiffer Vorsitzender.
Die Gmünder sind der viertälteste Verein in Baden-​Württemberg
Auf eine ältere Tradition in Baden-​Württemberg können lediglich die Vereine in Stuttgart (1882), Ulm (1883) und Pforzheim (1885) zurückblicken! Seit 2003 leitet – als eine der wenigen Frauen in Deutschland – Rosi Hof mit ihrem Team einen der größten und ältesten Vereine in Südwest-​Deutschland!
Vieles hat die Gamundia in ihrem hochbetagten Alter bereits erlebt und erreicht. Zahlreiche Großausstellungen, wie zum 100-​jährigen Jubiläum oder zum 115– und 120-​jährigen Jubiläum, wurden auf die Beine gestellt. Dutzende Heimatausstellungen, Großtauschtage und Werbeschauen hat man ausgerichtet.
1983 gründete man eine eigene Jugendgruppe, die Jungen Briefmarkenfreunde Schwäbisch Gmünd. Zahlreiche Reisen und Tagesausflüge wurden in den letzten Jahrzehnten gemeinsam unternommen. Eine Partnerschaft wurde mit den Briefmarkensammlervereinen in Suhl (Thüringen) eingegangen, aus denen sich zahlreiche Freundschaften entwickelten. Freundschaftliche Kontakte pflegt man auch zu den Sammlerfreunden aus Meiningen und nach Tschechien. Auch in Gmünds Partnerstadt Székesvehérvár hat man viele Kontakte geknüpft.
Dieses Jahr steht ganz im Zeichen des Jubiläums. Bereits morgen, am 14. Januar, ab 18.30 Uhr begeht man die traditionelle Jahres(-geburtstags)feier im Gasthaus Hölzle in Weilerstoffel. Es werden zahlreiche Mitglieder für langjährige Mitgliedschaften ausgezeichnet. Auch der oder die Sammler des Jahres (ein interner Vereinswettbewerb) und die zehn besten Sammler werden wieder gesucht. Die Vorsitzende Rosi Hof wird in ihrer Rede auf die Vereinsgeschichte eingehen und auch einen Ausblick auf das Festjahr geben, denn die gemütliche Geburtstagsfeier, einen Tag nach der Gründung, ist nur der Anfang der Festivitäten.
Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird die Ausrichtung der „Südwest 2011“, einer Briefmarkenausstellung in der zweithöchsten Ausstellungsklasse der Philatelie mit zahlreichen preisgekrönten Sammlungen aus dem In– und Ausland. Die Südwest ist neben der Internationalen Briefmarkenbörse in Sindelfingen die zweitgrößte Veranstaltung im Südwesten Deutschlands, die immer tausende Besucher anlockt.
Vom 16. bis 18. September öffnen sich die Tore des Stadtgartens für Briefmarkensammler und Interessierte aus ganz Deutschland und Europa, um gemeinsam mit der Gamundia ihr Jubiläum zu krönen. Die Ausstellung wird von einem ausgedehnten Rahmenprogramm begleitet wie z.B. Stadtführungen, Besichtigungen, Ballonpost, zahlreichen Vorträgen und Seminaren, einem feierlichen Festabend und vielem mehr.

Weitere Informationen auf der Internetseite www​.bsv​-gamundia​.de.

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