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Agenda-​Arbeitskreisvorsitzender wirft Bürgermeister und Gemeinderat in Schreiben ans Landratsamt „Problemignoranz“ vor

„Problemignoranz“ wirft der Vorsitzende des Agenda-​Arbeitskreises Verkehr in Mutlangen der Gemeindeverwaltung vor. Sie reagiere nicht darauf, dass immer noch 10 000 Autos pro Tag auf der Hauptstraße und 6000 auf der Wetzgauer Straße fahren.

Mittwoch, 26. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 42 Sekunden Lesedauer

MUTLANGEN (rw). Helmut Bereth, der Vorsitzende des Agenda-​Arbeitskreises Verkehr hat sich wegen der fehlenden Verkehrsberuhigung mit einem Schreiben ans Landratsamt gewandt. Nachdem er keine Hoffnung mehr hegt, dass die Gemeindeverwaltung von sich aus aktiv wird, um „den noch immer bestehenden Durchgangsverkehr auf die Ortsumgehung zu bringen“. Das Landratsamt möge auf die Gemeinde einwirken. Patrick Rapp, der persönliche Referent von Landrat Klaus Pavel, will sich in der Fachbehörde kundig machen.
Helmut Bereth verweist darauf, dass für die 2005 freigegebene Umgehungsstraße 30 Mio. Euro vom Bund aufgewandt wurden, dass die Gemeinde selbst 600 000 Euro in den Umbau der Wetzgauer Straße investiert und diese zur Zone 30 umgewidmet habe, um Verkehr aus dem Ort zu nehmen, im Fall der Wetzgauer Straße vor allem jenen, der von und zur Stauferklinik will.
Zwar benützten täglich 15000 Kfz. die Umgehungsstraße im Zuge der B 298, dennoch verblieben in der Hauptstraße — vor dem Rathaus — noch 10000 Kfz/​Tag und — nach den eigenen Erhebungen Bereths — noch 6000 pro Tag. Bereth: „Anstatt das Problem zu erkennen, zu diskutieren und sich um Lösungen zu bemühen, wird versucht, dieses zu verschleiern und totzuschweigen“, so sein Vorwurf im besagten Schreiben.
Aus dem Gemeinderat heraus sei die Verkehrssituation unter dem Tagesordnungspunkt Anfragen bereits mehrfach angesprochen worden, zuletzt im Dezember letzten Jahres. Das Thema sei auch Tagesordnungspunkt eingereicht worden, aber nie auf die Tagesordnung gesetzt worden. Bereth: „In der Gemeinderatssitzung vom Dezember 2009 hat der Bürgermeister die Diskussion damit beendet, dass er die Problematik mit dem Agenda-​Arbeitskreisvorsitzenden erörtern will. Was er bis heute nicht getan hat. Ebenso wurden alle Vorschläge des Arbeitskreises Verkehr in Sachen Durchgangsverkehr negativ beschieden“.
Die Gemeindeverwaltung geht nach Messungen im Juli und August 2009 in der Wetzgauer Straße von 4400 Kfz/​Tag aus, deutlich weniger als die 6200, die dort vor dem Straßenumbau gezählt worden seien. Helmut Bereth ficht die Zählung an — sie sei in den Ferien gemacht worden; nach eigener Erhebung als Anwohner der Wetzgauer Straße komme er immer noch auf 6000. Von 10000 Kfz in der Hauptstraße geht auch die Verwaltung aus.
In der Tat eine verhältnismäßig große Menge — sie entspricht etwas jenem Verkehrsaufkommen in den 70-​er Jahren, als erste ernsthafte Überlegungen für den Bau der Westumgehung angestellt wurden. Deren Trassenverlauf, wie er 2005 realisiert wurde, stammt im Wesentlichen aus einem Entwurf von 1979.
Allerdings, und darauf hebt Wolfgang Siedle von der Gemeindeverwaltung ab, fahren heute 15000 Kfz auf der Umgehungsstraße, ohne diese wären es 25000 in der Ortsmitte. Die Lkw-​Problematik habe sich erledigt, so Siedle, und man könne, anders als noch vor sechs Jahren, die Fahrbahn der ehemaligen B 298-​Ortsdurchfahrt jederzeit und an jeder Stelle als Fußgänger überqueren.
Um den noch bestehenden Anteil an Durchgangsverkehr — beispielsweise über die Gmünder Straße von und in Richtung Lindach genau zu bestimmen, müsste man an zwei Stellen die Kennzeichen erfassen, „so ist viel Spekulation dabei.“ Siedle gibt auch zu bedenken, dass es in Mutlangen Einrichtungen gibt, die häufig angefahren werden: Stauferklinikum, die Schulen, die Sportstätten. Hinzu kämen „verhältnismäßig viele Omnibusse.“ Man könnte noch die Einkaufsmärkte hinzufügen, die sich im Norden und Westen konzentrieren, eine Entwicklung, die man auch als Fehlentwicklung interpretieren kann, zumal in der Ortsmitte seit über einem Jahrzehnt die hässliche Brauerei-​Brache klafft. Der Penny-​Markt aus der Lindacher Straße wird bald ins entstehende, erstaunlich großformatige „Fachmarktzentrum“ an der Spraitbacher Straße umziehen, das seinerseits wiederum zusätzlichen Verkehr anziehen wird. Nicht zu vergessen: die auf 6700 angewachsene Einwohnerzahl, die neuen, allesamt gut motorisierten Haushalte auf der Mutlanger Heide.
Mutlangen macht seinen jetzt vorhandenen Verkehr vermutlich zu einem großen Teil selbst. Dennoch wäre es interessant zu wissen, welchen Anteil der Durchgangsverkehr noch hat. Und dann wäre der Verkehr vielleicht doch ein Thema, mit dem sich Gemeinderat und Bürgermeister intensiver befassen könnten, wenigstens um dem Vorwurf der „Problemignoranz“ zu entgehen.

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