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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Auf den Zivildienst folgt der Freiwilligendienst – Bei den Gmünder Maltesern geht der letzte Zivi im Juli 2011

„Für den Wegfall der Zivildienstleistenden gibt es keinen echten Ersatz“, sagt Hans-​Josef Joas, Malteser-​Geschäftsführer. Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und der Bundesfreiwilligendienst stehen nun an der Stelle des Zivildienstes. „Es sind Konstruktionen, die aber die Arbeit eines Zivis nicht ersetzen“, meint Joas.

Samstag, 19. März 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 35 Sekunden Lesedauer


Von Jörg Hinderberger
SCHWÄBISCH GMÜND. Die Zivildienststelle der Gmünder Malteser wurde 1976 durch das Bundesamt für den Zivildienst in Köln anerkannt. Der erste Zivildienstleistende in Gmünd trat seinen Dienst im März 1976 an, also vor genau 35 Jahren! Die Dienstzeit betrug damals 20 Monate. Zivis wurden seinerzeit im Behinderten– und Schülerfahrdienst, Rettungsdienst und Krankentransport eingesetzt. „Durch den ständigen Ausbau unserer Dienste wurden parallel dazu auch die Zivildienstplätze erhöht“, erklärt Hans-​Josef Joas. Der Höchststand an Zivildienstplätze wurde Mitte der 80er Jahre erreicht, „da hatten wir zeitweise knapp 50 Zivildienstleistende im Fahrdienst, Rückholdienst, Rettungsdienst und Krankentransport“, so der Malteser-​Geschäftsführer. Die MHD-​Dienststelle befand sich seinerzeit noch im katholischen Gemeindezentrum „Franziskaner“ im dritten Stock. Zwischen 1986 und 1988 erfolgte der Bau und Umzug in das heutige Malteser-​Zentrum an der Pfitzerkreuzung. Anfang der 90er Jahre kamen für die Zivildienstleistenden weitere Tätigkeitsfelder dazu: Mobiler Sozialer Dienst und Menüservice „Essen auf Rädern“.
Zivildienstleistende bei den Maltesern in Gmünd wurden in den vergangenen 35 Jahren in folgenden Bereichen eingesetzt: Schüler– und Behindertenfahrdienst, Rettungsdienst, Krankentransport und Rückholdienst, Mobiler Sozialer Dienst (Haushaltshilfe, einfache pflegerische Tätigkeiten), Menüservice „Essen auf Rädern“, Hausmeistertätigkeiten und Besorgungsfahrten für Senioren.
Der Ausstieg aus dem Zivildienst bedeutet für die Gmünder Malteser mehr Kosten und weniger Präsenz. „Zivildienstleistende haben in den vergangenen 35 Jahren die Entwicklung und das Erscheinungsbild der Gmünder Malteser in hohem Maße positiv geprägt“, sagt Hans-​Josef Joas. „Zivis sind jung, stellen Fragen und denken gelegentlich auch Mal quer“, so der Malteser-​Geschäftsführer. Durch den Wegfall des Zivildienstes müsse man neue GfB-​Kräfte (Geringfügige Beschäftigung, also 400-​Euro-​Jobber) einstellen. „Dies verursacht höhere Kosten und mehr Bürokratie“, bestätigt Joas. Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD) seien für die Malteser-​Dienste eigentlich kein adäquater Ersatz zum Zivildienst. Die Gründe nennt Joas: FSJler sind teurer. Eine zeitaufwendigere Ausbildung ist vorgeschrieben und sechs Wochen Urlaubsanspruch stehen in keinem Verhältnis zum Zivildienstleistenden. „Trotz einer Informationsveranstaltung am 1. März zum Thema FSJ und BFD war bei uns bisher kaum eine Nachfrage festzustellen“, so Joas.
Malteser-​Geschäftsführer bedankt sich bei allen Zivildienstleistenden
Der letzte Zivi bei den Gmündern Maltesern ist Patrick Gold, der Ende Juli „die Lichter ausmacht“. Joas bedankt sich bei über 1 000 Zivis, die in den letzten 35 Jahren bei den Maltesern arbeiteten. „Vielen Zivis diente der Ersatzdienst als kleine Erholungspause zwischen Schule und Studium oder zwischen Ausbildung und Arbeitswelt. Der Zivildienst diente manchem auch zur persönlichen und beruflichen Orientierung. Einige haben aufgrund ihrer Eindrücke und Erfahrungen mit dem Zivildienst danach einen sozialen Beruf ergriffen oder auf einen solchen umgeschult“, berichtet Joas.
Nicht wenige Zivildienstleistende blieben nach ihrer Dienstzeit bei den Maltesern im Ehrenamt „hängen“ und sind heute in den Bereichen Breitenausbildung oder im Rettungsdienst beziehungsweise Krankentransport tätig.
„Gelegentlich treffe ich ehemalige Zivildienstleistende in der Stadt, im Supermarkt oder am Start beim Gmünder Stadtlauf. Dann folgt eine kurze Musterung und wenn mir der Name des Ex-​Zivi nicht gleich einfällt, frage ich einfach nach seiner damaligen Tour oder nach etwaigen besonderen Vorkommnissen aus seiner Zivi-​Zeit. Wir lachen dann gemeinsam und es ist immer interessant zu erfahren, was aus den Malteser-​Zivis von damals im laufe der Jahre geworden ist“, erzählt Hans-​Josef Joas, der mit dem Wegfall der Zivildienstleistenden in eine „andere“ Zukunft blickt. „Es wird ruhiger werden“, so Joas.
Patrick Gold und Oliver Haager, die zu den letzten vier Zivis bei den Gmünder Maltesern gehören, nehmen viele positive Erfahrungen vom Zivildienst mit in ihr Berufsleben. „Ich habe sehr viel gelernt und ich behaupte, dass der Zivildienst niemandem schadet“, so Patrick Gold.

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