Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Eltern und Kinder konnten im Franziskaner eine Kommunionkerze gestalten /​Christa Seitzer hat in Südafrika vieles gelernt

Kinder, die sich auf ihre erste Kommunion vorbereiten, durften zwei Tage lang im Franziskaner ihre eigene Kerze gestalten: Die Ergebnisse, vor allem aber die damit verbundenen Vorstellungen waren so unterschiedlich und so faszinierend wie ihre kleinen Schöpfer.

Samstag, 19. März 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 43 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Dutzende Motive stehen zur Wahl. Tauben und Kelche und Lämmer und Engel. Hier die Sinfonie in Rot-​Orange, dort Gold und Silber oder auch zarte Pastelltöne auf weißem Grund. David Kraus hat sich Fische ausgesucht und ein stilisiertes Boot: „Ich stell mir vor, dass Jesus mit seinen Freunden auf dem See ist“. Mama Gabi hilft dem Achtjährigen bei der Feinarbeit; es ist nämlich gar nicht so leicht, Fische zu formen.
Larissa Troilo will’s alleine schaffen. Vor lauter Konzentration auf der Lippe kauend, fasst sie ihre Taube in einen wenige Millimeter breiten Silberstreifen. Alice Sopp hat sich für ein recht anspruchsvolles Spiel mit den Sonnenfarben entschieden, ohne Mama Lotte käme sie wohl nicht weit. Carolyn Wampula wiederum hat ihr Herz an ein rosa Herz-​Motiv verloren, das zwischen Taube und Kelch schwebt: Das und nichts anderes will sie zur Erstkommunion tragen. Amelie und Petra Frisch, Tochter und Mutter, stecken die Köpfe zusammen, arbeiten ebenfalls hochkonzentriert Hand in Hand. Kerzen, wie sie hier von zwei, drei Dutzend Kindern und ihren Müttern oder Vätern verziert werden, lassen sich mit Geld nicht kaufen.
Jedes Kind durfte sich ein Motiv auswählen – Christa Seitzer hat stets einige hundert Muster vorrätig, die sie auf Papier auslegt, um sicher zu stellen, dass sich dieses eine Muster auch wirklich umsetzen lässt. Die passenden Schablonen und Wachsstreifen sind jeweils beigelegt – die Kinder arbeiten dann nach, was sie bewegt: Ein Menschenkind, das in den Farben des Regenbogens badet, ein Glitzerherz über dem Kommunionbecher. Ähren und Trauben, himmelblaues Wasser des Lebens, das einen goldenen Krug und den goldenen Fisch verbindet. Immer wieder maigrünes Blattwerk, Symbol des Lebens wie eigentlich alle Motive, die angeboten werden. Es gibt Abstraktes und Gegenständliches. Nüchternes aber auch den kunterbunten Farben– und Formenrausch oder gefällige Arrangements ganz in Gold. Christa Seitzer mag diese Nachmittage, in denen Eltern und Kinder gemeinsam an einer Kerze arbeiten. Es kommt vor, dass Mütter, die zunächst kategorisch und ziemlich verzweifelt erklären, sie seien „unfähig“, auf Perfektion bestehen und alles alleine machen wollen – das Kind könnte ja was kaputt machen. Da greift sie dann behutsam ein, denn das ist nicht Sinn der Sache.
Sie selbst hat ihre erste Erstkommunionkerze 1990 gemeinsam mit Tochter Daniela gestaltet. Eine schöne Erfahrung – nur mit den angebotenen Motiven war sie nicht so richtig glücklich. Was sie dann nach eigenen Entwürfen gestaltet hat, gefiel so gut, dass immer mehr Familien auch so etwas wollten. Schließlich hat sie Schablonen hergestellt: „Macht’s selbst“. 1992 hat sie das Kerzendekorieren in Waldstetten und Bettringen angeboten, und heute wird sie in 25 Gemeinden eingeladen. Zu Beginn hat sie ganze Wachsplatten ausgegeben – da fiel jeweils so viel „Verschnitt“ an, dass sie „hätte heulen können –, dann immer kleinere und passendere Stücke. Wer Motive oder Farben, austauschen will, kann das gerne tun, schließlich will sie Kreativität fördern. Ihre Wachspalette hat sie immer dabei.
Nicht von ungefähr ist sie so gut darin, in Symbolen zu denken. Als 19-​Jährige ging sie als Schönstattschwester nach Kapstadt in Südafrika, wo ihr künstlerisches Schaffen zehn Jahre lang gefördert wurde. Sie hat dort die Hauskapelle gestaltet, einen Jesus geschnitzt und einen Kreuzweg, den Tabernakel aus Kupfer geformt und das Muttergottesbild geschaffen. Als sie 2010 mit ihrem Mann wieder nach Südafrika flog – zum ersten mal nach 32 Jahren – war das alles unverändert. Der Ordensfrau fehlte damals die Familie, aber die Freude am Gestalten hat sie mit nach Hause genommen.
„Das ist mein Leben“, sagt sie, „darin gehe ich auf“. Sie liebt es, wenn stimmige schlüssige Bilder, entstehen, die den Kindern etwas zu sagen haben. Wenn sie miterleben darf, wie andere ihre Begabungen und ihre Kreativität entdecken und erfahren, was ihr selbst so viel bedeutet.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

4626 Aufrufe
652 Wörter
4791 Tage 23 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4791 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2011/3/19/eltern-und-kinder-konnten-im-franziskaner-eine-kommunionkerze-gestalten---christa-seitzer-hat-in-suedafrika-vieles-gelernt/