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Die Durlanger Kindertagesstätte Pusteblume gilt als Vorzeigeeinrichtung in Sachen Eingliederungshilfe: „Es geht nur mit Freude“

Die einen lernen, acht zu geben auf andere. Die anderen wachsen ganz normal auf. Allen tut das Miteinander gut: Kinder mit und ohne Behinderung genießen den Pusteblumen-​Alltag.

Dienstag, 22. März 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 42 Sekunden Lesedauer

DURLANGEN (bt). Yavuz ist der Techniker im Team. Wenn die CD mit den Kinderliedern, zu denen der „Abschlusskreis“ einen Sitztanz aufführt, nicht tut, wie sie soll, marschiert der Dreikäsehoch ganz selbstverständlich los, um das Ganze in Ordnung zu bringen. Emilie ist eine, die sich kümmert. Als Andreas (Name geändert), der sichtlich müde ist, weint, weil er sein Getränk nicht mag und weil überhaupt alles furchtbar ist, unterbricht die Kleine ihre Arbeit — sie zupft Trauben für den Obstsalat — und bietet dem schluchzenden Kind eine der Früchte an. Und schon ist die Pusteblume-​Welt wieder in Ordnung. Wenn etwas auffällt bei der Besichtigung des gemeindeeigenen Durlanger Kindergartens, dann, dass nichts auffällt. Den Kindern ist am allerwenigsten bewusst, dass einige unter ihnen besonderer Förderung bedürfen. Sie wissen, dass diese sich manchmal nass macht, dass jener sich mit dem Gehen schwer tut oder mit dem Greifen, aber sie nehmen das als gegeben hin. Hier entscheiden andere Dinge. Nach Herzenslust albern zu sein etwa, sich auszuschütten vor Lachen weil irgendwelche Pups-​Wörter gefallen sind. Ganz normale Kinder halt. Fünf, demnächst sechs freilich sind behindert, und Pusteblume-​Leiterin Hanna Shedid möchte nicht eines missen: „Diese strahlenden Gesichter sind jeden Tag aufs Neue die Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Sie und ihr Team, so wurde gestern mehrfach und in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen betont, empfinden die so genannte Eingliederungshilfe „in höchstem Maß als bereichernd“. Ingrid Förtsch, Sachgebietsleiterin Eingliederungshilfe des Landratsamtes Ostalbkreis, sowie Sachbearbeiterin Michaela Köder machen deutlich, dass der Pusteblume-​Weg einer ist, der öfter begangen werden müsste.
Über die Eingliederungshilfe werden die Integrationsfachkräfte Katharina Baesch und Stephanie Lakner finanziert, klar ist aber auch, dass sie alleine nicht weit kämen. Das ganze Team muss ein solches Konzept mittragen, wenn alle Kinder bestmöglich gefördert werden sollen. Sicherlich sind für Kinder mit Behinderung zusätzliche Therapiestunden wichtig — Ergotherapie, Logopädie, Krankengymnastik etc., aber zum einen gibt es immer einschneidendere Sparmaßnahmen, zum anderen ist es oft gerade das Miteinander, das zu den schönsten Erfolgen führt. Regeln akzeptieren, in der Gruppe zurecht zu kommen, sich gruppenübergreifend die Welt der Musik und des Tanzes erschließen, die Waldtage genießen und das heißgeliebte wöchentliche „Sterntaler-​Essen“, in der Lernwerkstatt experimentieren, schwimmen gehen — das alles gibt Kraft und Zuversicht fürs Leben. Kein Wunder, dass die Eltern, die sich gegen eine Spezialeinrichtung entscheiden, so froh sind an der Pusteblume.

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