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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Hohenstaufenbahn — Josefle — Klepperle /​Zweite Blüte nach 1945: Karl Fischer berichtete von der Entwicklung der Nebenbahn von 1911 bis zum Ende im Jahr 1984

In Schwäbisch Gmünd gibt es in diesem Jahr zwei Eisenbahn-​Jubiläen zu feiern: Vor 150 Jahren wurde die Remsbahn von Cannstatt nach Wasseralfingen eröffnet, und vor 100 Jahren fuhr das erste Mal das „Klepperle“, die Nebenbahn, zunächst nach Wäschenbeuren.

Mittwoch, 23. März 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (gsa). Diese Bahnlinie fand im Folgejahr 1912 ihre Fortsetzung nach Göppingen und bildete damit eine seit Langem gewünschte Schienenverbindung zwischen Rems– und Filstal. Der Gmünder Geschichtsverein trägt dem Doppeljubiläum mit drei Vorträgen Rechnung, deren erster am Montag im Klösterlesaal der Volkshochschule stattfand.
Karl Fischer, Autor eines einschlägigen Buches und profunder Kenner der Materie, referierte, mit Lichtbildern unterstützt, über das Klepperle, das ursprünglich amtlich „Hohenstaufenbahn“ genannt wurde. Zahlreiche Zuhörer waren erschienen und zeigten, dass diese Bahn auch 27 Jahre nach ihrer Einstellung keineswegs vergessen ist.
Wann der Name „Klepperle“ aufkam, ist nicht bekannt. Er kommt von dem Bimmeln der Lokomotiven, das wegen der Trassierung am Hang um Gmünd weithin in der Stadt zu hören war. In Göppingen nannte man die Bahn hingegen „Josefle“, mit dem man nach „Nazareth“, d. h. zu den „Nazes“ fuhr, in Anspielung auf die im katholischen Gmünd häufigen Namen Josef und Ignaz.
Zur Einführung zeigte der Referent wichtige Stationen der Eisenbahn-​Entwicklung in England auf, um dann zur Situation in Württemberg um 1840 zu kommen, als sich dort Eisenbahnplanungen konkretisierten. Von Anfang an wurde hierzulande stets eine Vielzahl von Varianten untersucht, unter den Aspekten Kosten, Wirtschaftlichkeit und volkswirtschaftlicher Bedeutung. Zwischen Stuttgart und Ulm konkurrierten ein Remstal– und ein Filstalprojekt, wobei auch früh der Bereich um die Kaiserberge zwischen diesen Tälern ins Spiel kam. Für die 1850 befahrbare Nord-​Süd-​Linie von Heilbronn bis zum Bodensee setzte sich die Fils-​Linie durch, 11 Jahre später kam die Remsbahn hinzu. Massiver Druck von Gmünd und Göppingen war nötig, damit ein halbes Jahrhundert später die Hohenstaufenbahn realisiert wurde.
Der Referent schilderte die Eröffnungsfeierlichkeiten 1911 und 1912 und stellte dann die die Lokomotiven vor, die im Laufe der Jahrzehnte hier Dienst taten. Eine Besonderheit waren die Klose-​Bauarten der Württembergischen Staatseisenbahnen, Klasse F1, deren gekuppelte Endachsen sich durch einen komplizierten Mechanismus in Kurven radial einstellten. Ein Modell ist im Deutschen Museum in München erhalten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte das Klepperle wie mach andere Nebenbahn in unserem Raum noch einmal auf und hatte einen beachtlichen Verkehr zu bewältigen, aber um 1970 wurde die Konkurrenz der Straße immer stärker. So kam 1984 das Aus.
Eine Karte zeigte zahlreiche stillgelegte Strecken in unserem Raum, aber auch solche wie etwa die Linie Schorndorf — Welzheim, wo unter kommunaler Verantwortung ein modernes Nahverkehrsmittel und eine attraktive Ausflugsbahn entstanden. Dem Klepperle war ein solches Weiterleben nicht mehr vergönnt. Als Fahrrad– und Wanderweg erfreut sich die einstige Bahntrasse jedoch heute einiger Beliebtheit.

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