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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Politikwissenschaftler Prof. Dr. Arnulf Baring und Comedian Tom Murphy waren im CCS

Etwas für’s Hirn und etwas für’s Herz versprach Veranstalter Günther Wildner, als er am Donnerstagabend die „Information & Entertainment“-Veranstaltung im Congress-​Centrum Stadtgarten ankündigte. Und er hatte nicht zuviel versprochen. Sowohl Prof. Dr. Arnulf Baring als auch Tom Murphy kamen gut beim Publikum an.

Samstag, 26. März 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (nb). Im ersten Teil der Veranstaltung referierte Prof. Dr. Arnulf Baring. „Ob es gut ist, kurz vor der Landtagswahl zu kommen? – Eine Frage, die den Publizisten, Politikwissenschaftler und Zeithistoriker vor seinem Vortrag beschäftigte. Und so streifte er aktuelle Themen wie die Atompolitik und den Libyen-​Konflikt nur am Rande und widmete sich hauptsächlich dem Thema „Deutschland auf dem Prüfstand“. Konstruktiv und ohne die Wähler in eine bestimmte Richtung lenken zu wollen, kam Baring auf zahlreiche Themen zu sprechen, nahm dabei kein Blatt vor den Mund und schob rosarote Parteiwolken beiseite. Betrachte man Portugal, dann sei der deutsche Staat nicht grundsätzlich in einer besseren Lage, sondern in einer relativ besseren Lage; „aber das kann sich ändern“.
In Bezug auf Griechenland und anderen in die Finanzkrise geratene Länder sprach Baring von einer unheilvollen Entwicklung. „Meiner Ansicht nach müssen wir mit der Zeit aus der Währungsunion heraus.“ Es könne nicht sein, dass Deutschland für die Sünden anderer Länder eintreten müsse. Die Risiken einer solchen Union seien ihm, so Baring, von Anfang an klar gewesen. Auch an den Parteien ließ er dabei kein gutes Haar. „Ich glaube, dass die Parteien die Überschuldung nicht ernstnehmen.“
Nicht genug ernst genommen habe man in Deutschland auch das Thema der Zuwanderung. Das Buch von Sarrazin beschrieb er als schwer lesbares und trockenes Buch. Gleichzeitig mache es nachdenklich. Es müsse doch normal sein, dass sich die Ausländer die Sitten, die Kultur, die Geschichte und die Umgangsformen in Deutschland zu eigen machten. Über dieses Thema sei jahrelang vage und unter vorgehaltener Hand gesprochen worden. Das Zuwanderungsproblem und das Bildungsproblem beschrieb er als zentrale Themen der Zukunft. Es müsse sehr viel mehr Geld für Bildung ausgegeben werden, auch hier in Baden-​Württemberg, wo, so Baring, ein besonders wacher und intellektueller Teil der deutschen Bevölkerung werkelt.
Die Parteien, so Baring, ließen die Meinungsführerschaft mehr und mehr vermissen. Und auch im Programm seien sie sich immer ähnlicher geworden. Und so neige der Wähler zum Schwimmen, „etwas angenehmes, aber nicht in der Politik“. Die Folge: Die Volksparteien schrumpfen, ein Aufkommen der kleineren Parteien ist zu spüren. Die Parteien hätten sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu wenig Gedanken gemacht und geglaubt: „Das entwickelt sich von selbst.“
Heutzutage hat seiner Ansicht nach die Stimme der Alten ein ganz wichtiges Gewicht. Sie könnten ihr gesammeltes Wissen und die Erfahrung, die sie gemacht hätten, Deutschland zur Verfügung stellen. Auch zur Bundeskanzlerin nahm Baring Stellung und befand sogleich, dass das Spitzenpersonal in der Republik nicht angemessen honoriert werde, „wenn man z. B. überlegt, was Merkel an Zeit und Intelligenz reinbringen muss“. Die Kanzlerin sei eine Bastlerin, die die Welt in einer Kette von Versuchsanordnungen sehe, „von denen gelingen nicht alle“.
Die Möglichkeit, im Anschluss an den Vortrag Fragen zu stellen, wurde rege genutzt. „Was sagen Sie zum Aufstieg und Fall des Karl Theodor zu Guttenberg?“, wollte ein Mann wissen. Baring bezeichnete den Ex-​Verteidigungsminister als außerordentlich höflichen Menschen. Er, so Baring, sei erstaunt gewesen über den Höhenflug, da er außer der Opel-​Entscheidung ja nichts achtbares erzielt habe. Baring warf außerdem die Frage in den Raum, ob ein solcher Höhenflug nicht die Gefahr des Absturzes schon in sich gehabt habe. Die Doktorarbeit habe er gelesen; „ich fand sie sehr intelligent“. Über drei Seiten Plagiat habe man ja noch hinwegsehen können. Doch bei den drei Seiten blieb es ja bekanntlich nicht. „Wenn wir nicht Japan und Libyen gehabt hätten, dann hätten wir noch lange darüber geredet“. „Kommt er nochmal wieder?“ sei die einzige Frage, die nun interessant sei. „Ich bin der Meinung: Er kommt nicht mehr.“ Denn hierzu müsste er einen Wandel vollziehen und ob er das hinbekomme, sei fraglich.
Entertainment war dann im zweiten Teil der Veranstaltung angesagt, als Tom Murphy die Bühne betrat. Normalerweise auf den großen Varietébühnen dieser Welt zu Gast, begeisterte der Artist, Comedian und Entertainer am Donnerstag die Besucher im CCD. Er inszenierte ein heilloses Chaos auf der Bühne und nahm auch die Zuschauer mit ins Boot. Bürgermeister Dr. Joachim Bläse erledigte seine Aufgaben bestens und half Murphy bei einer Jonglage-​Übung. Und auch beim Salto-​Rückwärts zeigte Bläse Können und krönte damit seine Darbietung. Das Publikum jedenfalls unterhielt sich prächtig.

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