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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

In der Schwäbisch Gmünder Volkshochschule fand die zweite Integrationskonferenz statt

In der Volkshochschule fand die zweite Integrationskonferenz statt. Oberbürgermeister Richard Arnold begrüßte alle Interessierten und betonte, Integration sei ein Schwerpunktthema in Schwäbisch Gmünd, auch weil etwa ein Drittel aller Schwäbisch Gmünder Einwohner einen Migrationshintergrund haben.

Donnerstag, 14. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 36 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (sv). Wichtig seien jedoch vor allem das tägliche Miteinander und eine vielfältige Gemeinschaft, so Arnold weiter. Neben den theoretischen Ansätzen sei die persönliche Begegnung von größtem Wert. Er beleuchtete kurz die Entwicklung des Integrationskonzeptes und was seit der Verabschiedung im Herbst 2009 alles geschehen ist.
Ein Sprachförderkonzept wurde entwickelt, die Elternarbeit neu angegangen, ein Bildungsbericht und eine Wohnungsmarktstudie wurden erstellt. Daneben gab es vielfältige Aktionen wie die Durchführung Internationaler Tage, Begegnungen in den Stadtteilen und Seminare in Interkultureller Kompetenz für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung.
Lebensstil, Werte und
soziale Lage prägen
Erik Flügge, Sozialwissenschaftler vom Institut Sinus Sociovison, stellte anschließend in einem kurzweiligen und informativen Vortrag die Studie zu den Lebenswelten von Migranten vor. Anhand von acht Kriterien, zu denen unter anderem die Einstellung zu Pflicht und Akzeptanz, Leistungsethos, Vielfalt und Assimilation zählen, konnten insgesamt acht Milieus definiert werden, denen die in Deutschland lebenden Migranten zugeordnet werden können. Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Lebensstil, Werte und die soziale Lage stärker prägen als die Herkunft. Dennoch stellen die Milieus nur einen Anhaltspunkt zur Orientierung dar, niemand könne in eine Schublade gesteckt werden, so Flügge.
Deutlich machte er auch, dass der Einfluss religiöser Traditionen oft überschätzt wird. Nur etwa sieben Prozent der hier lebenden Migranten könnten einem religiös verwurzelten Milieu zugeordnet werden. Daneben gibt es das traditionelle Arbeitermilieu, dem vor allem Gastarbeiter zuzurechnen sind.
Flügge beschrieb, welche Auswirkungen die Integrationsdebatte, angestoßen durch Thilo Sarrazin, auf die Zuwanderer hat. Besonders das statusorientierte Milieu, ein klassisches Aufsteiger-​Milieu, dem zwölf Prozent der hier lebenden Migranten zugerechnet werden, fühlte sich davon verletzt. Hier nehme das Gefühl der Entfremdung zu erläuterte Flügge. Das Milieu der Entwurzelten tue sich mit der Integration am schwersten. Hier seien vor allem Flüchtlinge zu finden, die oftmals traumatisiert seien und einen Rückkehrwunsch in die Heimat hätten.
Dagegen sieht es in dem adaptiven bürgerlichen Milieu ganz anders aus, das sich nach einem harmonischen Leben sehnt. Hier sei der Grad der Assimilation besonders hoch. Das interkulturell-​kosmopolitiosche Milieu hat eine weltoffene Grundhaltung und sieht sich selbst als Weltbürger. Ganz ähnlich auch das multikulturelle Performermilieu, das seinen bi-​kulturellen Hintergrund als Ressource betrachtet. Hinter dem hedonistisch-​subkulturellen Milieu versteckt sich die unangepasste zweite Generation, die sich den Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft verweigert und die Spaß haben will. Diese Zugehörigen zu dieser Gruppe haben sehr gute Sprachkenntnisse erläutert Flügge und macht damit deutlich, dass ausreichende Sprachkenntnisse allein für eine Integration nicht ausreichen.
Anschließend trafen sich die sechs Expertengruppen des Integrationsprozesses, „Sprache und Bildung“, Wirtschaft und Arbeit“, „Wohnen und Stadtentwicklung“, „Gesundheit und Sport“, „Aktives Zusammenleben“ und „Interkulturelle Öffnung der Institutionen“. Die Teilnehmer diskutierten die neuen Erkenntnisse aus der Studie, und was dies für die Integrationsarbeit und die zu ergreifenden Maßnahmen bedeute.
Einig waren sich alle Expertengruppen, dass bei neuen Maßnahmen immer die verschiedenen Milieus betrachtet werden müssten. Maßnahmen müssten spezifisch auf die Milieus ausgerichtet werden um die jeweilige Zielgruppe zu erreichen. Dies müsse zum Beispiel auch bei Stadtteilkonzepten und bei der Kommunikation der verschiedenen Angebote beachtet werden. Hier müssten teilweise neue Wege gefunden werden. Eine Idee war, in den Integrationskursen über Angebote zum Beispiel im sportlichen Bereich zu informieren. Auch die Sensibilisierung der Aufnahmegesellschaft war ein Thema, um Ausgrenzung entgegenzuwirken. Hier gehöre auch die Interkulturelle Öffnung der Institutionen dazu, das müsse ernst genommen werden.
Erster Bürgermeister Dr. Joachim Bläse dankte am Ende nach einer lebhaften Diskussion allen Teilnehmern an der Integrationskonferenz und lud alle ein, sich weiterhin an dem Prozess zu beteiligen. Wie bereits von Oberbürgermeister Arnold eingangs erwähnt sei Integration ein gesamtgesellschaftlicher Prozess und nur durch die Beteiligung vieler Interessierter könne dies vorangebracht werden.

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