Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Ostalb

Die Götzenmühle ist ein schönes Ziel für eine Mai-​Wanderung

Quasi mitten im Wald zwischen Eschach, Vellbach und Göggingen liegt die Götzenmühle. Lange Zeit gehörte zur Mühle ein Gasthaus, das von Wanderern gerne zur Einkehr angesteuert wurde. Besonders am 1. Mai herrschte dort immer Hochbetrieb – nicht zuletzt wegen der idyllischen Lage. Von Johann Berroth

Mittwoch, 27. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 42 Sekunden Lesedauer

ESCHACH. Die Götzenmühle ist schon sehr alt und gehörte in der Feudalzeit immer zur gleichen Herrschaft – genau wie der Ort Eschach. So setzte der Schenk von Limpurg 1640 einen Mann namens „Schüle“ als Pächter der Götzenmühle ein. Das Wasser für das oberschlächtige Wasserrad wurde dem Eschbach und dem Vellbacher Bach entnommen.
Dort, wo heute der neue Weg zur Götzenmühle die scharfe Linkskurve macht und das Grundstück Benz anfängt, wurde der Eschbach in den Mühlkanal umgeleitet. Dieser ging im Grundstück Benz entlang der Fuhre und dann dem neuen Weg folgend der Mühle zu. Der genaue Kanalverlauf ist auf der alten Flurkarte eingezeichnet als Bach Nr. 2.
Der Vellbacher Bach wurde im Wald von Georg Meyer nach Osten umgeleitet, das Wasser floss beim Fischteich des Götzenmüllers in einer Holzrinne in etwa drei Meter Höhe über den Eschbach in den Mühlenkanal. Auf der alten Flurkarte ist der Bachübergang eingezeichnet. Da die Götzenmühle ganz von Wald umgeben ist, war sie hauptsächlich eine Sägemühle.
Wasser aus dem Vellbach
und dem Eschbach
trieb das Mühlrad an
Durch das Wasserrad wurde ein Zahnräderwerk in Gang gebracht, das wiederum das Sägegatter auf und nieder bewegte. Die Holzgattersäge, auch Klopfsäge genannt, besaß nur ein Sägeblatt, mit welchem Brett für Brett vom Stamm geschnitten wurde. Der Stamm lag dazu auf einem Sägewagen mit kleinen Rädern, die in einer Schiene liefen. Das Sägeblatt wurde in früherer Zeit von Hand geschmiedet. Balken sägte man damit nicht; jene wurden von den Zimmerleuten im Wald von Hand mit der Axt und dem Breitbeil zugehauen (beschlagen).
Im alten Eschacher Kirchenbuch wird am 6. Oktober 1768 ein Johann Georg Kuhnen genannt, „Ölschläger allhier in der Götzenmühle, dessen Söhnlein Johann Albrecht am 3.Oktober aus Unvorsichtigkeit und Unverstand „Wutbeeren“ (Tollkirschen) gegessen und darauf sogleich in eine Wut geraten war und am Tag darauf an derselben gestorben ist. Laut Kirchenbuch starb dieses Kind im Alter von fünf Jahren. Aus diesem historischen Eintrag ist auch ersichtlich, dass der Götzenmüller auch Öl geschlagen hat.
Am oberen Hauseingang war die Jahreszahl 1673 an einem Balken ausgestemmt. Der Sägebetrieb wurde im Jahr 1921 eingestellt. Im zweiten Weltkrieg brannte die Scheuer bei einem Fliegerangriff am 18. März 1944 durch Brandbomben nieder. Bis zum Jahr 1976 war die Wirtschaft der Götzenmühle ein beliebtes Ausflugsziel. Am 1. Mai und an Christi Himmelfahrt war dort immer Hochbetrieb. Da kamen außer der Eschacher Jugend auch die jungen Leute aus Utzstetten, Leinzell und Göggingen anmarschiert, denn das schöne Gartenhaus lud zum Tanz ein. Elektrisches Licht gab es damals noch nicht im Lokal.
Direkt am „Grünen Pfad“ und
nicht weit vom „Götzenloch“
Eine weitere Attraktion für Wanderer ist in unmittelbarer Nähe der „Hohle Stein – die einzige Höhle der Frickenhofer Höhe, welche im Volksmund auch „Götzenloch“ heißt. Sie liegt am Vellbacher Bach, wo früher auch Stubensandstein abgebaut wurde.
Am 24. November 1976 brannte die Götzenmühle ab, ein Wohnhaus wurde an anderer Stelle gebaut. Als Mechthild und Arne Fiedler das Anwesen im Jahr 1996 erwarben, war ihnen schon damals die ungeheuerlich schöne Lage mitten im Wald und doch nicht weit vom Ort und der nächsten Stadt als größte Besonderheit aufgefallen. Nach einigen Jahren, in denen sie Menschen mit Behinderungen im Rahmen der Familienpflege betreuten wurde der Hof nach und nach zu einem Ferienparadies für Familien und Kleingruppen ausgebaut. Nirgends sonst können die Kinder so ausgelassen und unbeschwert, weit ab vom Verkehr spielen und lärmen und die Erwachsenen mittoben oder abschalten. Bachwanderungen, Kanufahren auf dem Feuerlöschteich, Lagerfeuer oder auch mal eine Runde Trecker fahren – all das wirkt wie aus einer anderen Zeit. Dennoch sind alle Räumlichkeiten hell, schlicht und modern. Selbstversorgung ist angesagt – vor allem weil die Familien Wert auf günstige Ferientage legen (www​.goet​zen​muehle​.de).

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

8881 Aufrufe
651 Wörter
4752 Tage 22 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4752 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2011/4/27/die-goetzenmuehle-ist-ein-schoenes-ziel-fuer-eine-mai-wanderung/