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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Die eindrucksvolle Baustelle der umstrittenen Ethylen-​Pipeline schlängelt sich jetzt durch den Norden Gmünds

Nur vom Flugzeug aus ist eine der umstrittensten und die zugleich längste Baustelle der Region zu überschauen: Bereits gut 40 Kilometer weit schlängelt sich die EPS (Ethylen Pipeline Süd) durch den Ostalbkreis und hat vor Alfdorf die Rems-​Murr-​Kreisgrenze erreicht. Die Hauptbaustelle befindet sich bei Iggingen.

Freitag, 08. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 44 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Zum Bau der EPS hatten sich mehrere Konzerne aus der Chemieindustrie zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen. Es geht um den Transport des gasförmigen Ethylen, ein wichtiges Vorprodukt für die Herstellung von verschiedenen Kunststoffen. In Bayern wird Ethylen in Burghausen (Firma OMV Deutschland) und in Münchsmünster (Firma Ruhr Oel) hergestellt. Von dort soll durch eine 360 Kilometer lange Pipeline das Gas bis nach Ludwigshafen geführt werden. Das Projekt war in den vergangenen Jahren auch im Raum Gmünd in Gemeinderatssitzungen und Bürgerversammlungen zu einem Politikum geworden. Bürgerinitiativen wurden gegründet. Es kam auch zur langandauernden juristischen Auseinandersetzung.
360 Kilometer durch Bayern und Baden-​Württemberg
Viele Mahn– und Demotafeln sowie Transparente entlang der Trasse zeugen davon, dass dort die Protestbewegung trotz Richtersprüche pro Enteignungsverfahren noch längst nicht verstummt ist. Ins Kreuzfeuer war das „Gesetz zur Entwicklung und zum Betrieb einer Ethylen-​Pipeline“ der Landesregierung geraten. Pure Enteignungspolitik zugunsten der petrochemischen Konzerne und gegen die Bürger und Bauern, so schimpfen die Gegner und verweisen auch auf Sicherheitsbedenken: Das entzündliche Ethylen wird unter hohem Druck durch die Leitung gepumpt. Bei einem Leck könnte es zu gewaltigen Explosionen und Bränden kommen. Seitens der Politik und der Betreiber wird zunächst auf die wirtschaftliche Notwendigkeit des Pipeline-​Baus verwiesen. Es gehe um die Leistungs– und Konkurrenzfähigkeit verschiedener Industrie– und Chemiestandorte in Süddeutschland. Und die Sicherheit sei gewährleistet: Fast einen Zentimeter dick ist die Außenhaut der Stahlröhre (Durchmesser 25 Zentimeter). Sie wird in etwa eineinhalb Metern Tiefe und in einem sechs Meter breiten Sicherheits– und Bauverbotsstreifen verlegt. Gefährlicher, so die Argumentation der Pipeline-​Bauer, wäre ein Transport über Straße oder Schiene, auch unwirtschaftlicher. In Absprache mit Kommunen und Bürgerinitiativen zeigten sich die EPS-​Betreiber auch bereit, die Trassenführung zu ändern, um einen noch größeren Sicherheitsabstand zu Ortschaften zu gewinnen, so auch bei Lindach. Die Pipeline wird nach Betreiberangaben auch ständig überwacht, sowohl automatisch durch die Schaltwarten als auch manuell durch Kontrollen entlang der Trasse, sogar vom Hubschrauber aus. Abschnittsweise kann die Gasleitung bei einer Störung auch abgeriegelt werden. Die Baustelle zieht sich scheinbar endlos durch die Landschaft und sieht — aus der Vogelperspektive betrachtet — aus wie eine moderne Version der römischen Grenzlinie Limes. Aktuell haben die Erdarbeiten aus Richtung Osten die Rems-​Murr-​Kreisgrenze vor Alfdorf erreicht. Der Pipeline-​Einbau mit Verschweißung der Rohre wird bei Iggingen durchgeführt.

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