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Nachrichten Ostalb

Wald: Ökologie, Ökonomie und Freizeitnutzung in Einklang bringen

Der Wald ist Lebensraum für Tier und Mensch, und jeder fünfte Deutsche geht einmal in der Woche in den Wald. Der Wald ist aber auch ein Wirtschaftsfaktor — dies machte Landrat Klaus Pavel bei seiner Begrüßung anlässlich des Abschlusses der Forsteinrichtungserneuerung im Kommunal– und Staatswald des Ostalbkreises deutlich.

Montag, 16. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 31 Sekunden Lesedauer


Von Dorothee Wörner
OBERGRÖNINGEN. In der Maschinenhalle der Firma Unfried in Obergröningen-​Vorderer Rötenbach hatten sich Vertreter des Dezernats Wald– und Forstwirtschaft des Landratsamts und des Landesbetriebs ForstBW sowie interessierte Zuhörer und Privatwaldbesitzer getroffen, um die Vorstellung des Planungsverfahrens „Forsteinrichtung“ an einem konkreten Beispiel zu verfolgen. Es handelt sich dabei um eine Art Inventur, bei welcher der Ist-​Zustand der Wälder erfasst und auf deren Grundlage die Waldarbeit für die nächsten zehn Jahre festgelegt wird. Dabei geht es um Waldpflege, Holzeinschlag, Naturverjüngung und Pflanzung, wobei der Wald als Erholungs– und Rückzugsgebiet zu berücksichtigen ist.
Zur Informationsveranstaltung mit Waldbegehung konnte Landrat Pavel als oberster Dienstherr der Forstbehörde im Ostalbkreis die „Markungsbürgermeister“ Reinhold Daiss aus Obergröningen und Achim Kiemel aus Abstgmünd begrüßen, ebenso den Geschäftsführer der Forstkammer, Jerg Hilt, Ministerialrat Heiner Scheffold von der ForstBW, Forstdezernent Johann Reck, Vertreter der Außenstellen und die Kreisrätinnen Ute Nuding und Marlies Böker. Besonders erfreut war der Landrat über die Anwesenheit von Gerhard Obergfell, leitender Forstdirektor, der — obwohl kürzlich in den Ruhestand getreten — gemeinsam mit Revierleiter Gerold König die Führung und die Erläuterungen.
Ministerialrat Scheffold bezeichnete den Ostalbkreis nach den Kreisen Freudenstadt und Calw als „Big player“ in der Forstwirtschaft. Mit 60 000 Hektar Waldfläche, davon 22 000 Hektar Staatswald rangiert der Kreis an der Spitze der waldstärksten Landkreise. Über zwei Jahre hinweg waren zehn Mitarbeiter damit betraut, diese mittelfristige Planung aufzustellen, die unter Zuhilfenahme des Geoinformationssystems für den kommunalen Wald als Dienstleistungsangebot der ForstBW kostenfrei durchgeführt wurde. Grund der Maßnahme ist die Verpflichtung der Waldbesitzer zur nachhaltigen Bewirtschaftung. „Nachhaltigkeit“. Dieser Begriff, der heute in vielen Bereichen verwendet wird, sei in der Forstwirtschaft vor über 300 Jahren erfunden worden. Damals herrschte Holznot, und es wurde der Grundsatz aufgestellt, dass nur noch soviel Holz genutzt werden darf, wie nachwächst. Ökologie, Ökonomie und Soziales sollen gleichrangig behandelt werden. Der Zehn-​Jahresplan ist Grundlage für die Revierleiter, die in Jahrespläne festgelegen, wo und wie viel Holz eingeschlagen wird.
Bei der Waldbegehung im Staatswald stellte Revierleiter Gerold König zunächst die Waldabteilung vor. In einem Gebiet, das im Jahr 2000 dem Sturm Lothar zum Opfer gefallen war und in dem anschaulich der Aufwuchs seit dieser Zeit zu sehen war, erklärte Gerhard Obergfell die Vorgehensweise. Benutzt wurden Luftbildaufnahmen, die unter anderem als Grundlage für die Forsteinrichter erstellt wurden und die zum Ergebnis von Bestands– Standort– oder Baumartenkarte führten. Der Wald wurde in verschiedene Typen unterteilt, wobei im Ostalbkreis der labile Fichten-​Mischwald mit 29 Prozent die größte Gruppe ausmacht. Dabei bedeutet labil, dass es sich um Flächen mit teilweisem Käferbefall und Sturmholz handelt. Weitere Haupttypen sind der Tannenmischwald mit 21 Prozent, der Buchenmischwald mit 20 Prozent und der stabile Fichtenmischwald (18 Prozent).
Angestrebt wird ein hoher Anteil von natürlicher Verjüngung, wobei auch einer ordentlichen Bejagung eine Rolle zukommt, da Wildverbiss Jungpflanzen großen Schaden zufügt. Die Erhaltung des Waldvermögens vor Augen, wird es die Kunst der Revierleiter sein, durch richtige Freistellung den Wuchs zu optimieren. „Die Tanne profitiert vom Schatten, die Fichte will Licht“, erklärte Gerhard Obergfell und nannte die Douglasie als die Baumart, welche die sturmanfällige Fichte ergänzen könnte.
Anhand der Zahlen berechnete Landrat Pavel die gesamte Holzmasse im Ostalbkreis auf zwölf Millionen Festmester und Ministerialdirigent Scheffold ergänzte: „Bei einem Zuwachs von 540 000 Festmetern im Jahr, von denen 350 000 eingeschlagen werden“. Wichtig wäre es, seiner Meinung nach, dass auch im Privatwald mehr abgeschöpft wird; der derzeitige Holzpreis mache dies wieder interessant.

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