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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Schwester Marzella geht: Magdalene Rupp ist die neue Regionalleiterin der Vinzenz von Paul gGmbH, soziale Dienste und Einrichtungen.

Schwester Marzella verabschiedet sich als Oberin und Regionalleiterin; für ihre Aufgabe wurde Magdalene Rupp gewonnen, eine erfahrene Finanz– expertin, aber auch eine Frau, die bereits in jungen Jahren entdeckt hat, dass sie die Altenhilfe mag.

Freitag, 06. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Magdalene Rupp, die in wenigen Tagen ihren 52. Geburtstag feiert, wurde in Stuttgart geboren. Mit 15 Jahren begann sie älteren Damen zu helfen, weil sie sich eine Gitarre kaufen wollte — dass ihr die Arbeit Freude machen würde, hätte sie nicht erwartet. Damit war „ein erstes Türle in die Altenhilfe“ geöffnet. Wichtig für die Berufswahl war dann auch, dass eine geschätzte Tante als Professorin an der FH Münster auf den sozialen Bereich spezialisierte Betriebswirtschaftslehre unterrichtete — die Nichte wählte denselben Studiengang in Hohenheim. Sechs Jahre lang lebte und arbeitete sie in NRW, wo sie für die Diakonie Wohngemeinschaften für psychisch Kranke aufbaute, eine Kurzzeitpflegeeinrichtung sowie individuelle Schwerstbehindertenbetreuung im gesamten heutigen Rhein-​Erft-​Kreis. Weitere sechs Jahre arbeitete sie dann, ebenfalls im diakonischen Bereich, in der Unternehmensberatung, wo sie mit Trägerstrukturanalysen für den ambulanten und den stationären Bereich beschäftigt war — eines der ersten Gutachten, das sie erstellte, erarbeitete sie 1991 für die Gmünder Franziskanerinnen im Bereich der Alten– und Jugendhilfe. Sie übernahm Leitungsfunktionen im Bereich ambulanter und stationärer Dienste sowie im betreuten Wohnen und wechselte dann ins Diakonische Werk Stuttgart, wo sie den Bereich Risikomanagement übernahm – Investitionsberatung, Fondsverwaltung, Soziallotterien etc. – um Träger in wirtschaftlich schwierigen Situationen zu begleiten.
Große Vorhaben wurden mit ihrer Hilfe verwirklicht, enorme Geld-​Töpfe verwaltet, und es war schön, Projekte wachsen zu sehen, zu Einweihungen eingeladen zu werden und zu wissen, dass sie an etwas Gutem mitgewirkt hatte: „Aber ich war immer Außenstehende“. Und der direkte Kontakt zu Bewohnern, den sie immer sehr genossen hatte, fehlte. Nur mit Zahlen zu arbeiten, weiß sie heute, ist für sie keine Lebensaufgabe. Die Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal betreibt in der Region Gmünd das Seniorenzentrum St. Anna, die Ambulanten Dienste, die Praxis für Ergotherapie, Pflege von Wachkomapatienten, die Sonnenresidenz Bernharduspark und das Pflegeheim Riedäcker. Als im Dezember ihr früherer Chef erzählte, die Regionalleitung sei zu besetzen, gefiel Rupp der Gedanke. Die Protestantin wollte freilich aus ganzer Überzeugung „ja“ sagen zu dieser Aufgabe, so erzählt sie, und bereits beim Betreten des Hauses habe sie gewusst, dass sie sich hier wohlfühlen könnte. Zunächst will sie jetzt die Mitarbeiter kennenlernen, die Bewohner, die Ehrenamtlichen. Bei einem Treffen mit anderen Trägern gestern machte sie deutlich, wie wichtig ein Netzwerk ist — wenn es um Rahmenbedingungen für die Altenhilfe geht, lasse sich oft nur auf politischer Ebene bzw. über die Spitzenverbände etwas erreichen. Mit dem Wegfall der Landesförderung etwa sei die Arbeit der Träger viel schwieriger geworden.
Die Zeit der „männlichen Nachkriegslücke“ geht zu Ende, zunehmend leben jetzt Männer in den Einrichtungen, mit anderen Vorstellungen und Interessen — „die interessieren sich eher nicht für Seidenmalerei“ -, und darauf muss, so Rupp ebenso reagiert werden, wie auf die steigenden Zahlen dementer und sehr alter Menschen. „Not sehen, auf Bedarf reagieren“ sieht sie als Aufgabe. So kann sie sich neue Wohnformen im ambulanten Bereich vorstellen, „weg vom stationären Charakter“. Ein „Miteinander der Generationen“ ist für sie zentrales Thema, sie wünscht sich ein „wuseliges Gemeinwesen“, will Treffen und Veranstaltungen und dass unterschiedlichste Gruppen und Institutionen Raum finden in St. Anna.
Magdalene Rupp lebt mit ihrer Familie in Lorch. Ihr Mann ist der Musiker und Liedermacher Erich Schmeckenbecher — ein Name, den Zupfgeigenhansel-​Fans nur zu gut kennen. Steht also zu hoffen, dass auch die kleinen, feinen Veranstaltungen in St. Anna weitergeführt werden.

15 Jahren war Schwester Marzella in St. Anna. In diesen Jahren hat sie sich einen guten Namen gemacht in der Stadt, vor allem aber hat sie sich um die Menschen verdient gemacht, mit denen sie arbeitete. Und was hat sie nicht alles gehört aus der Gmünder Vergangenheit — unter anderem Historiker Ernst Lämmle und Prof. Rudolf Sauter hatten einiges zu erzählen, das zu bewahren sich lohnt. Vor zweieinhalb Jahren übernahm die damalige Leiterin der Ergotherapie die Regionalleitung und stand recht schnell vor großen Herausforderungen: So wurde eine Hälfte des zweiten Stocks für Wachkomapatienten umgebaut, im vierten Stock hat sie das betreute Wohnen etabliert und im dritten Stock entstand der Dachgarten, für den bei so vielen Gelegenheiten gesammelt und gearbeitet wurde und in dem nun insbesondere Menschen, die an Demenz leiden, ihren Bewegungsdrang ausleben können. Der Wohnbereich der Schwestern ist nun sehr viel kleiner, 14 neue Wohnungen sind entstanden. Nicht nur der Umbau war zu meistern: Unter Schwester Marzellas Leitung wurde die Pflege komplett neu strukturiert der neurologische Pflegefachbereich, sowie spezialisierte Demenz-​, und Wachkomabereiche haben auch den Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben, sich weiter zu entwickeln.
Jetzt war es Zeit für etwas Neues, begründet die in Heuchlingen geborene gelernte Bauzeichnerin, die sich als junge Frau für ein Leben im Kloster entschieden hat, die anstehende Veränderung. Die Vinzentinerin geht ins Mutterhaus nach Untermarchtal, um dort am 1. Juli als pädagogische Leiterin des Bildungshauses Veranstaltungen und das gesamte Kursangebot der Ordensgemeinschaft zu organisieren. Zunächst nimmt sie sich freilich Zeit für Exerzitien bei den Missions-​Benediktinerinnen in Tutzing.

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