Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Ostalb

Knallrote Oldtimer-​Schönheit: Der älteste Hanomag im Gmünder Raum findet sich in Birkenlohe — und ist in guter Gesellschaf

Spieglein, Spieglein: Wer den schönsten Hanomag im Gmünder Raum hat, liegt wohl im Auge des Betrachters. Den Ältesten hat in jedem Fall Gerhard Eckert: Sein roter R40 ist Baujahr 1943.

Donnerstag, 16. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 33 Sekunden Lesedauer

RUPPERTSHOFEN-​BIRKENLOHE (bt). Eigentlich ist Eckert ein Eisenbahner, das hat ihm der Vater, ein Lokführer, mitgegeben; seine Modelleisenbahn war wirklich bemerkenswert. Dass er dann auf die Traktoren kam, ist eine jener Wendungen, ein Leben bunter machen, interessanter: Wirklich grade Lebenswege sind selten.
Geboren wurde er 1945 in Freiburg — er hat zwei Schlepper, die älter sind als er. Er heiratete seine Petra, erlernte den Beruf des Kunstschmieds und arbeitete dann 25 Jahre als Hausmeister im Gmünder Finanzamt. Gemeinsam mit seiner Frau hat er das Haldenhaus in Birkenlohe für die Familie, für Pferde, Rinder und schließlich auch für die Traktoren umgestaltet. Die Rinder sind nicht mehr da, die Pferde entschieden weniger geworden, doch die Schlepper gedeihen prächtig. Der erste war ein Geschenk. Ein I.H.C 423, Baujahr 68. Gerade genug, ihn so ein bisschen anzufüttern. Lust zu machen auf die Faszination, die von einem richtig alten „Bulldog“ ausgeht. Wie ein Auto muss so ein Gefährt mindestens drei Jahrzehnte auf dem Buckel bzw. auf den Rädern haben, um als Oldtimer zu gelten. Nun hatte er also einen. Er begann, sich für Schleppertreffen zu interessieren, und gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er seine Modelleisenbahn immer seltener aufbaute, dass die Anlage viel zu viel Zeit kostete und ihn irgendwie vom richtigen Leben trennte, von seiner Frau, von den Menschen, wie er sie etwa auf einem Schleppertreffen vorfand.
Der Markt ist umkämpft. Unvergessen ist ein 59er Ursus-​Schlepper, der für 4300 Euro angeboten wurde: Nichts, aber auch gar nichts war in Ordnung an diesem Exemplar, alle Reifen platt, das Lenkrad weggefault. Trotzdem gab’s einen Käufer. Nicht Eckert. Der verkaufte seine Modelleisenbahn und leistete sich das Prunkstück seiner Sammlung, den Hanomag R 40, knallrot, uralt, wunderschön. 1943 gebaut, hätte er in den Kriegsjahren von Hannover nach Bulgarien gebracht werden sollen, was aber an einem Bombenangriff scheiterte, der den Transport stoppte. Nachdem sich Bulgarien erledigt hatte, wurde der Hanomag, damals noch mit Holzvergaser und Eisenrädern, einem Bauern zugeteilt, der den entsprechenden Bezugsschein vorweisen konnte. 1948 wurde er auf Diesel zurückgebaut, und bis 1970 war er dann ununterbrochen im Einsatz — wie viele Stunden und wie viele Kilometer Ackerfläche er bearbeitet hat, lässt sich nur schätzen. Der mittlerweile hochbetagte Vorbesitzer trennte sich nur ungern von diesem Gefährt, das ihn so viele lange Jahre begleitet hat.
Damit nicht genug. Die nächsten Schlepper waren ein Hanomag Granit, Baujahr 1962, den Eckert in Ruppertshofen gekauft hat, sowie ein I.H.C I 12 G aus dem Jahr 1938, der Jahrzehntelang in Mühlberg an der Elbe im Einsatz war. Weltweit wurden von diesem I.H.C nur 50 gebaut; heute gibt es nur noch zwei Exemplare — der andere steht in Westfalen. Will Gerhard Eckert mit diesem Oldie zum Schleppertreff, steht ein Ölwechsel an, die Magnetzündung muss eingestellt werden, der Vergaser mit Benzin gefüllt. Und dann hofft er darauf, dass die Handkurbel das Ding zum laufen bringt. Weiter finden sich in den Garagen der Haldenhäuser ein Kramer Allrad Baujahr 1968 und ein uralter Flugplatzschlepper aus der Schweiz, dessen Flüssigkeitskupplung und 85 PS es ermöglichen, im vierten Gang mit zehn Tonnen im Schlepptau anzufahren — in der Satteltasche finden sich bis heute nicht nur die Original-​Papiere, sondern auch Anweisungen für die Mobilmachung: Sollte es Krieg geben, wurde dieser Schlepper aufs Flugfeld in Interlaken beordert.
Mit seinen Schätzen besucht Eckert alle möglichen Schleppertreffen, ist „beim Kiemele“ ebenso zu finden wie beim Hammellauf in Degenfeld — und ab und zu auch auf der Fahrt zum TÜV in Gmünd, wo ihm bewundernde Blicke zeigen, dass er bei weitem nicht der einzige ist, der sich der Faszination dieser alten Traktoren nicht entziehen kann.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

4931 Aufrufe
615 Wörter
4704 Tage 16 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4704 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2011/6/16/knallrote-oldtimer-schoenheit-der-aelteste-hanomag-im-gmuender-raum-findet-sich-in-birkenlohe---und-ist-in-guter-gesellschaf/