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Nachrichten Ostalb

Wenn der Schein einmal trügt: Wie gefährlich sind Waffen, die im Prinzip keine Waffen sind – aber für solche gehalten werden?

Wenn Eltern ihre Kinder mit mehr als nur täuschend echt aussehenden Waffennachbildungen auf die Straße schicken, sorgt sich die Polizei nicht um die Erziehungsinhalte, sondern um die Sicherheit dieser Kinder

Mittwoch, 22. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 27 Sekunden Lesedauer

OSTALBKREIS (pm). Wie viel elterliche Führung muss sein? Wie viel Freiheit zur Entfaltung seiner Persönlichkeit braucht ein Kind, wie viel noch ein Jugendlicher?
Fragen, denen man sich als Eltern genauso stellen muss, wie als Teil unserer Gesellschaft. Fragen, die auch die Polizei immer wieder beschäftigen, als Eltern und als Teil der Gesellschaft. Als einschreitende Gesetzeshüter haben es die Polizeibeamten dann mit den Antworten zu tun, die sich die anderen auf diese Fragen gegeben haben.
Wenn zu den gängigen Aspekten der Umstand dazu kommt, dass ein nicht kanalisiertes Handeln gefährlich werden kann, für das Kind oder den Jugendlichen oder für wahllos viele andere, dann haben wir schnell eine emotionale und öffentliche Diskussion. So geschehen bei der Diskussion um die Killerspiele und die Frage, ob spielerisches Töten über Aggression und Realitätsverlust zu echten Angriffen auf Mitmenschen führen kann.
Die Frage, ob eine in die Realität getragene Ballerei mit Softairwaffen unter ähnliche Überlegungen fällt oder nur eine zeitgemäße Fortentwicklung der Cowboy-​und-​Indianer-​Spiele der Vergangenheit ist, muss sich der Polizeibeamte im dienstlichen Einsatz nicht beantworten. Im dienstlichen Einsatz ist der Polizeibeamte jedes Mal froh, wenn er den spielerisch-​unernsten Aspekt hinter dem Einsatz, zu dem er gerufen wurde, wieder rechtzeitig erkannt hat und mehr oder weniger mahnend einschreiten konnte, ohne dass jemand zu Schaden kam.
So wie dieser Tage in Ellwangen, als eine verängstigte Passantin die Polizei alarmierte, weil sie in einem Parkhaus Jugendliche beobachtet hatte, die sich mit Schusswaffen auf die Lauer gelegt hatten. Nach ihrer Schilderung war sie gerade noch davon gekommen, ohne überfallen oder gar erschossen worden zu sein.
Die eintreffende Polizei konnte schnell vier Personen feststellen, die sich gegenseitig durch das Parkhaus jagten und dabei mit Softairwaffen beschossen. Der glückliche Umstand wollte es, dass die Situation für die Polizei so günstig war, dass sie schnell erkennen konnte, dass keine objektive Gefährlichkeit vorlag und die vier Kinder, im Alter von 11 und 12 Jahren sich beim Erkennen der Polizei auch schnell ergaben.
Dass das auch hätte anders sein können, zeigt ein Blick auf die Waffen, die benutzt wurden (unser Bild). Acht täuschend echt aussehende Waffen, die alle reale Vorbilder haben und sogar die Polizisten auch bei einem zweiten Blick noch in die Irre führten.
Natürlich wird es als polizeiliche Reaktion Anzeigen geben. Seit 2008 ist das Führen von sogenannten Anscheinswaffen verboten, der Verstoß kann als Ordnungswidrigkeit nach dem Waffengesetz mit bis zu 10 000 Euro Geldbuße belegt werden. Wird gegen die maximale Geschossenergie der Waffen verstoßen, handelt es sich sogar um eine Vergehensanzeige, die eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe nach sich ziehen kann.
Doch die Anzeigenerstattung ist hier nur ein untergeordneter, wenn auch zwangsläufiger Aspekt.
Vielmehr geht es um die tatsächliche Gefährlichkeit des Umgangs mit solchen Anscheinswaffen.
Dazu zeigt die Polizei ein Szenario auf: Man stellt sich vor, es ist nicht helllichter Mittag, wenn die Polizei alarmiert wird und die Waffenträger sind nicht schon im Wuchs als Kinder zu erkennen. Stellen wir uns vor, das bewaffnete Gegenüber trägt Sturmhauben, wie auch in Ellwangen tatsächlich geschehen, und stellen wir uns vor, es kommt zu einer zweideutig eindeutigen Situation und der einschreitende Polizeibeamte sieht sich oder auch andere bedroht…. Nein, wir wollen uns das nicht vorstellen, aber es wäre gut, wenn sich die Eltern, die über die Eingangsfrage nachdenken, auch diesen Aspekt berücksichtigen würden.
Man darf sich aber vorstellen, dass es dann viel weniger Anscheinswaffen in den Händen unserer Kinder geben würde.

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