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Den christlichen Glauben in die Öffentlichkeit tragen

Die Bezeichnung „Monstranz“ für das reich verzierte Schauglas kommt von „monstrare“ — und dieses lateinische Wort bedeutet „zeigen“. An Fronleichnam ziehen die katholischen Christen hinaus auf die Straßen und Plätze, um den Leib Christi und damit ihren Glauben in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Samstag, 25. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 17 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
SCHWÄBISCH GMÜND. Wenn Menschen in feierlicher Kleidung ein öffentliches Bekenntnis zu ihrer Religion ablegen, wenn sie sich zum Beten an liebevoll und aufwändig mit Blumen gestalteten Altarbildern versammeln, wenn Geistliche unter dem prunkvollen Baldachin eine Hostie, umrahmt von einem goldenen Strahlenkranz, tragen — dann hinterlässt dies bei allen Beteiligten und auch bei Passanten einen tiefen Eindruck. Nicht zuletzt Kinder schauen dann fasziniert und mit großen Augen zu, wie der Leib Christi präsentiert wird. Obwohl Ostern — die Erinnerung an die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi — offiziell das höchste christliche Fest ist, haben Weihnachten und Fronleichnam ohne Zweifel die größere „Außenwirkung“.
Spielt sich der katholische Glauben sonst meistens hinter dicken Kirchenmauern (und damit vor den Blicken der Öffentlichkeit verborgen), geht die gesamte Kirchengemeinde an Fronleichnam hinaus, um am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest an die Einsetzung des Altarsakraments zu erinnern. Die Geistlichen, Ministranten, Kommunionkinder und alle anderen Gemeindemitglieder werden in vielen Gemeinden von Musikkapellen begleitet. Die traditionellen vier Fronleichnamsstationen gibt es aber nicht mehr in jeder Gemeinde — mancherorts werden nur noch zwei oder gar nur noch einer am Prozessionsweg aufgebaut.
Die Iggingerin Ingrid Hammel beschreibt in ihrem Buch „Christliche Bräuche und Symbole“, wie sich die Fronleichnamstradition aus den Visionen der Klosterfrau Juliana von Lüttich ab dem 13. Jahrhundert entwickelt hat. In der Gmünder Chronik von Dominikus Debler ist nachzulesen, dass die vier Fronleichnamsaltäre in alter Zeit soweit auseinander lagen, dass die Prozession quasi einen Gang durch die gesamte Stadt erforderlich machte. Die Gläubigen mussten im 19. Jahrhundert also gut zu Fuß sein, denn sie waren an Fronleichnam stundenlang zur Ehre Gottes auf den Beinen.
Neben den mosaikartigen Bildern, die vor den Altären als Blumenteppiche gestaltet werden und oft auch einen religiösen Sinnspruch enthalten (zum Beispiel am Altar der Schönstattgruppe in Mögglingen: „Gott lebt, hör auf seine Stimme!“) ist die Monstranz der Blickfang bei einer Fronleichnamsprozession. Bei der Monstranz handelt es sich um ein kostbares, mit Gold und Edelsteinen gestaltetes liturgisches Schaugerät mit einem Fensterbereich, in dem eine konsekrierte Hostie zur Verehrung und Anbetung präsentiert wird. Monstranzen sind seit dem 13. Jahrhundert üblich.
Mit ihrem Fronleichnamsgottesdienst und anschließender Prozession zum Altar mit Blumenteppich am Bürgerhaus, begleitet von der Stadtkapelle Lorch, bekannten sich die beispielsweise Mitglieder der Katholischen Seelsorgeeinheit Alfdorf/​Waldhausen/​Lorch zu ihrem Glauben. Pfarrer Marc Grießer betonte in seiner Predigt, dass es wichtig sei voll und ganz hinter seinem Glauben und seinem Tun zu stehen, so wie Jesus es ohne Kompromisse vorgelebt habe.
Das Fronleichnamsfest wird auch in Pommertsweiler seit Jahrzehnten mit einer Prozession zu vier Altären mit Blumenteppichen durchgeführt. Begleitet vom Musikverein, begaben sich viele Gläubige zusammen mit Pfarrer Andreas Ehrlich zu den Aussenaltären, um aus den vier Evangelien zu hören und gemeinsam die Fürbitten zu sprechen. Regina Waidmann, Messnerin der Sebastianskapelle in Bühler, hat in diesem Jahr zusammen mit ihrem Team aus Bühler und Stöcken erneut den Aussenaltar an der Pfarrkirche St. Maria in Pommertsweiler gestaltet. Dafür hat sie in ihrem Motiv die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II zugrunde gelegt und ein sehr filigran ausgearbeitetes Porträt von dem verstobenen Papst Johannes Paul II. geschaffen.

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