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Schüler des Rosenstein-​Gymnasiums Heubach waren zu Gast in der Justizvollzugsanstalt Gotteszell in Schwäbisch Gmünd

Schüler des Rosenstein-​Gymnasiums Heubach waren zu Gast in der Justizvollzugsanstalt Gotteszell in Schwäbisch Gmünd. Dabei wurde auch zusammen Musik gemacht.

Mittwoch, 20. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 44 Sekunden Lesedauer

Von Kristina Müller
HEUBACH. Es ist ein warmer, frühsommerlicher Sonntagmorgen. Die Vögel zwitschern, ein Springbrunnen plätschert und die Sonnenstrahlen durchdringen die pastellfarbenen Mosaikfenster mit runden Glasplättchen in der Kirche von Gotteszell, dem Frauengefängnis in Schwäbisch Gmünd.
Das Tor schließt sich hinter den 90 Chormitgliedern des Schüler-​Eltern-​Lehrer-​Chors des Rosenstein-​Gymnasiums Heubach. Gemeinsam mit Gesangssolistin Sabine, einer Gefängnisinsassin, wurde viel geprobt, damit man Ralf Grösslers Gospelmesse „Mass of joy“ innerhalb des Gottesdienstes aufführen und das Motto „We will sing together“ realisieren konnte.
Anfängliche Anspannung, Aufregung und auch Skepsis wurden schnell überwunden und auch Zweifel entstanden gar nicht erst, obwohl die Zusammenarbeit für alle Beteiligten etwas völlig Neues darstellte. Die „Mass of joy“, die Messe der Freude, in einem Gefängnis aufzuführen, ist eine heikle Angelegenheit, ist dieser Ort doch geprägt von klaren Strukturen, Isolation und gewissermaßen auch von Trauer. Doch schon bei der Probe in der Aula des Rosenstein-​Gymnasiums, zu denen Solistin Sabine kommen konnte, wurde viel gelacht, sodass für das Konzert eine solide Basis, musikalisch wie auch menschlich, geschaffen werden konnte. „Statt mich auf meine Prüfungen vorzubereiten, habe ich eure CD angehört.“ Sabine streicht sich den blonden Pony aus der Stirn und ein Lächeln erfüllt ihr Gesicht, sie zündet sich eine Zigarette an und man spürt, dass sie sich über die Akzeptanz freut. Die Arbeit mit dem Chor ist für sie eine Abwechslung zum Alltag in Gotteszell, der vor allem durch klare Strukturen gekennzeichnet ist. „Drinnen“ sei die Überwachung immer spürbar durch Türen, Schlösser und das Zählen der Insassinnen nach jeder Mahlzeit. Dieses „Drinnen“ ist für Sabine vergleichbar mit Schlumpfhausen, man verbringt jeden Tag, mit Arbeit und Freizeit, Freude und Trauer dort.
Anstoß für die Zusammenarbeit war eine gemeinsame CD-​Aufnahme der Jail-​Mail-​Band von Gotteszell und des Cappellachors der Augustinuskirche kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres. Schon da entpuppte sich die rauchige Stimme von Sabine als ideal für Gospelmusik. Beim Musizieren unter der Leitung von Thomas Benz vor circa hundert Insassinnen wurden einige Tränen vergossen, alle zeigten sich berührt durch die Musik und es entstand eine ganz besondere Atmosphäre, in der es Pfarrerin Susanne Büttner gelang, in ihrer Predigt gute und passende Worte zu finden.
Auch wenn sich das Gefängnistor zwar wieder schloss, sind sich doch alle Mitwirkenden sicher, dass man aus diesem Gottesdienst etwas mitnehmen konnte: die Freude am gemeinsamen Musizieren und ein völlig neuer, bereichernder Eindruck von Menschen, die die Botschaft der „Mass of joy“ erreicht hat, eben Freude.

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