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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

OB Arnold führte den Stadträten die Schatten– und Sonnenseiten der Alten Schmiede und des Hauses Hirzel vor Augen

In einem jämmerlichen Zustand befinden sich zwei der ursprünglich absolut prächtigsten Handwerkerhäuser in Schwäbisch Gmünd. Im Rahmen eines Investorenwettbewerbs soll jetzt für die Alte Schmiede und für das Haus Hirzel eine Lösung angestrebt werden.

Donnerstag, 07. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 23 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Die Herausforderungen für eine denkmalgerechte Sanierung der beiden Objekte ist gewaltig. Oberbürgermeister Richard Arnold und Baubürgermeister Julius Mihm führten gestern den Stadträtinnen und Stadträten vor Augen, was da auf potenzielle Investoren zukommt. Die beiden Baudenkmäler sind völlig heruntergewirtschaftet. Das Innenleben: Total verdreckt, kaputt, angesichts von Ratten– und Blutspuren sogar gruselig. Bevor die Investoren dort volles Risiko eingehen, machten dies die Bürgervertreter gestern schon mal vor. Ein besorgter Teilnehmer verteilte sogar Atemschutzmasken aus Angst vor Staub und Giftstoffen in den vermoderten Räumen. Demonstrativ verzichtete jedoch Oberbürgermeister Richard Arnold auf diese Schutzmaßnahme. Was die vermeintlichen Blutspuren anbelangt, habe die Stadtverwaltung als neuer Besitzer der Liegenschaften sogar zusammen mit der Polizei eine Analyse veranlasst, denn vermutet wurde anfangs sogar ein grausames Verbrechen. Doch Entwarnung: Es handelte sich lediglich um roten Fruchtsaft. OB Arnold stellte wiederholt und kopfschüttelnd die Frage in die denkmalgeschützte Räume: Wie konnte es nur passieren, dass die Stadt und besonders die bislang privaten Besitzer die beiden markanten Gebäude jahrzehntelang so vernachlässigt hätten? Eine Sünde sei dies. Er zeigte sich bei näherer Inspektion der teils mittelalterlich anmutenden Konstruktionen mit viel Balken-​, Flecht– und Lehmwerk zuversichtlich. Da könne man was daraus machen. Allein schon die natürliche Klimawirkung durch das starke Mauerwerk sei besser als in manchem Neubau. Die Stadtverwaltung hat nun ein Investorenpaket für beide Objekte einschließlich des historischen Stadtbauernhofs mit Waschhäusle direkt an der Alten Schmiede am Schmiedturm geschnürt. Erstaunlicherweise bestätigt auch Gerhard Hackner, Chef des federführenden Liegenschaftsamts, dass sich schon eine ganze Anzahl von Investoren bzw. Projektentwicklern bemerkbar gemacht hätten. Gegebenfalls, so die Beschlusslage des Gemeinderats, könne das Paket auch wieder aufgetrennt werden, wenn sich genügend Interessenten finden. Die Ausschreibungsphase läuft noch. Am 25. Juli soll dann der Rücklauf ausgelotet werden und die ernsthaften Investoren für die engere Auswahl des Wettbewerbs aussortiert werden. Modernes Wohnen in denkmalgeschützten Gebäuden ist ebenso denkbar wie die Nutzung für Büros, Ateliers oder auch Gastronomie. Besonders das Haus Hirzel, mitten im zukünftigen Landesgartenschaugelände gelegen, scheint besonders gute Entwicklungschancen zu haben. Es handelt sich um eine alte Silberwarenmanufaktur aus der Jugendstil-​Epoche, wobei allerdings nur noch ganz wenige Stilelemente auf diesen Ursprung hindeuten. Das Mauerwerk scheint jedoch in Ordnung zu sein. Es gibt das Bestreben, aus dem Erdgeschoss einen attraktiven Biergarten mit einer Terrasse direkt an der dann renaturierten Rems zu zaubern. Ursprünglich hätte dort sogar die Landesgartenschau GmbH mit ihrem Planungs– und Verwaltungszentrum einziehen sollen. Auf schwindelerregende zwei Millionen Euro waren seinerzeit die Renovierungskosten veranschlagt. Die Alte Schmiede repräsentiert die Historie der beiden Schmiedgassen. Im Erdgeschoss befand sich einst eine Schmiedewerkstatt, die jedoch durch wüste Einbauten und Anstriche für kurzzeitige Gastronomienutzung ziemlich missbraucht worden war. Jeder stellte sich bei der Besichtigung automatisch die Frage, wo eigentlich der Denkmalschutz in den letzten Jahrzehnten war. Wie berichtet, gab’s im vergangenen Winter sogar Einsturzgefahr, weil ein tragender Balken an der Straßenfront völlig verfault war und sich schon Putz und Steine an der großen Giebelfront gelöst hatten. OB Richard Arnold wurde jedoch nicht müde, auf die reizvollen Entwicklungschancen in diesem idyllischen „Stadtmauer-​Viertel“ hinzuweisen. Gleich in der Nachbarschaft hat die Zahnarztfamilie Dr. Eberhard mit dem so genannten Bantel’schen Anwesen ja auch vorgemacht, dass man aus vermeintlichen Ruinen ein Altstadt-​Juwel machen kann — wenn man Geld für seine Heimatstadt in die Hand nimmt und vor allen Dingen auch viel Idealismus investiert.

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