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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Zentralschweiz fest in Gmünder Hand: Gemeinschaftsausfahrt der Gmünder Alpenvereins-​Sektion

Die Gemeinschaftsausfahrt des Deutschen Alpenvereins, Sektion Gmünd, führte in die Zentralschweiz, genauer in die Urner Alpen. Insgesamt hatten sich 72 Teilnehmer in neun verschiedenen Gruppen angemeldet.

Donnerstag, 11. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (dav). Ein großer Doppeldeckerbus startete schon um 4.30 Uhr um rechtzeitig im Zielgebiet anzukommen. Die sechsstündige Fahrt führte über Schaffhausen, Zürich und Luzern in den Kanton Uri. Es dauerte dann auch noch fast zwei Stunden bis die einzelnen Gruppen an den jeweiligen Startpunkten Stans, Erstfeld, Intschi und am Sustenpass aussteigen konnten. Das Besondere an der Ausfahrt war die Gelegenheit, dass an einem Abend fast alle Gruppen, obwohl ganz unterschiedlich unterwegs, in einer Hütte zusammenkamen. In Stans stieg Hochtourengruppe 2 aus, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch anderthalb Stunden weiter bis Engelberg zu fahren. Von dort aus ging es über 1000 Höhenmeter hinauf zur Spannorthütte (1956m). Als einzige Hüttengäste konnte man das alpine Ambiente unterhalb der mächtigen Schlossberg-​Westwand genießen. Das Ziel für den folgenden Tag war der Gross Spannort (3198 m). Leider blieb der Gipfelerfolg versagt, da an den ausgesetzten Kletterstellen am Gipfelaufbau zu viel Schnee lag. Der Versuch, als Alternative den Zwächten zu besteigen, wurde dann auch begraben, da die tageszeitliche Erwärmung schon zu weit fortgeschritten war, und so erfolgte ein langer Abstieg im Regen zur Kröntenhütte auf 1907m. Dort trafen sich dann fast alle Gruppen abends wieder und konnten bei geselligem Beisammensein den Hüttenabend genießen und sich über die Erlebnisse der ersten beiden Tage austauschen. Der Sonntag begann schon um 4.15 Uhr mit Wecken, denn das Ziel, der 3107m hohe Krönten war nochmals eine ausgewachsene Tagestour. Zusammen mit der Hochtourengruppe 3 begann der Aufstieg durch Felsgelände, ehe nach zwei Stunden auf dem Gletscher die Steigeisen angelegt und angeseilt wurde. Bei schönstem Wetter und blauem Himmel konnte um 9 Uhr der Gipfelaufbau erreicht werden. Welch ein erhabenes Gefühl, dort oben zustehen. Doch der spannendste Teil der Tour stand noch bevor. Um für den langen Abstieg bis ins Tal eine Stunde einzusparen, wurde die Route über die Südwestflanke gewählt. Dabei entpuppte sich die Empfehlung des Hüttenwirts als alpine Herausforderung besonderer Güte: Sehr steiles Felsgelände mit Schneerinnen, einer 50m hohen Abseilstelle, eine Querung eines steilen Firnfelds, eine unangenehme Geröllrinne, ein vereister Gletscher und wildes Blockgelände forderten die volle Konzentration. Dies kostete zwar mehr Zeit als kalkuliert, dafür war es aber ein außergewöhnliches Erlebnis für die beiden Gruppen. Die Hochtourengruppe 3 stieg am ersten Tag in nur einer Stunde vom Sustenpass zur Sewenhütte auf. Die verbliebene Zeit am Nachmittag konnte für Kletterübungen mit Bergstiefeln im nahegelegenen Klettergarten genutzt werden. Am Samstag ging es über Fels und Gletscher in drei Stunden auf den 3008m hohen Bächenstock. Der Nordgrat führte zum zweiten Tagesziel, dem nur wenige Meter höheren Zwächten. Aus der Entfernung konnte dabei schon die „Spannort-​Truppe“ gesichtet werden, mit der zusammen dann der Abstieg über den Glattfirn zur Kröntenhütte erfolgte. Die Hochtourengruppe 1 meisterte am ersten Tag den Aufstieg von Tal zur Kröntenhütte — ca. 1500 Höhenmeter — ohne Aufstiegshilfe. Gut ausgeruht war am folgenden Tag auch der Krönten das Ziel. Bei schlechter Sicht, weichem Schnee und teilweise Graupelschauer wurde der Gipfel erreicht. Der Abstieg zur Leutschachhütte erfolgte über die Kröntenlücke und den Saaspass und dann über vier Kilometer Geröll und groben Schotter. Am Sonntag dann ein etwas entspannteres Programm über das Jakobijoch und den Panoramaweg zur Sunniggrätlihütte. Nach ausgiebiger Pause dort, dann weiter zum Arnisee und mit der Seilbahn nach Intschi ins Tal. Die drei Klettergruppen hatten ihr Basislager für die kompletten drei Tage in der Kröntenhütte. Die in Hüttennähe gelegenen Klettergärten boten dabei jede Menge Möglichkeiten, sich in Touren über eine oder mehrere Seillängen in den Schwierigkeitsstufen V bis VIII auszutoben. Die Alpinklettergruppe nahm sich eine größeres Ziel vor, nämlich die Zwölf-​Seillängen-​Tour „Superschneehuhn“ mit der Schwierigkeitsstufe VI auf den Gwächten. Trotz Regen und Nebel herrschte gute Motivation und der Gipfel konnte erreicht werden. Erst gegen halb acht war man wieder auf der Hütte zurück. Der Sonntag wurde mit Theorie und wiederum „learning by doing“ an den Klettergärten verbracht. Das erste Ziel der Senioren und Genießer sowie einer weiteren Wandergruppe war die Sunniggrätlihütte. Der Aufstieg konnte durch die Seilbahn zum Arnisee um ganze 700 Höhenmeter verkürzt werden. Die Wanderer nahmen darauf noch den Sunnig-​Grat in Angriff – in der Hoffnung auf Aussicht, welche aber aufgrund des Nebels versagt wurde. Die Senioren marschierten auf dem direkten Weg zur Leutschachhütte. Beeindruckend war der Alpsegen, der vom Hüttenwirt am Abend gebetet und gesungen wurde – für die Tiere, die nicht von der Weide eingeholt werden. Darüber hinaus bezauberte die Tochter des Hüttenwirts die Gäste sogar mit einem Konzert auf dem Alphorn. Am Samstag gingen beide Gruppen auf unterschiedlichen Wegen zur Kröntenhütte. Während die Wandergruppe über die Scharte zum Jakobiger und über den Panoramaweg bei schlechter Sicht und Regen zur Kröntenhütte ging, wanderten die Senioren über einen steinigen Hatsch zum Steinchelenjoch (2656 m) und noch steiniger runter zur Kröntenhütte. (Tenor: die Oberschenkel haben geschlottert). Der Sonntag sollte für die Senioren gemütlicher werden: dreieinhalb Stunden Marsch, gutes Essen und Viertele usw. — Pfeifendeckel! Es wurde über den Panoramaweg eine anstrengende Siebenstundentour mit nur kurzen Pausen. Mit der sehr luftigen Wilerliseilbahn wurden die letzten Höhenmeter überwunden. Die Wandergruppe bestieg am Morgen des letzten Tages den 2456m hohen Grawstock mit schöner Aussicht auf die makellose Gletscherlandschaft, um dann zurück zur Hütte und weiter nach Bodenberg abzusteigen. Die von Birgit und Agnes geführte Gruppe verließ am Freitag den Bus am Sustenpass und stieg zur Sewenhütte auf. Als Gipfel für den ersten Tag wurde der Spitzplanggenstock ausgesucht. Ein schöner Aufstieg mit Höhenweg, Kraxelei und Schnee, doch dank Nebel leider ohne jegliche Aussicht. Der Samstag brachte dann einen zwölfstündigen Gewaltmarsch über einen Doppelpass (Rotbergli– und Saaspass) steinig und rutschig und zuletzt über den Ruchpass zur Kröntenhütte. Es war ein gelungenes Wochenende mit begeisterten Teilnehmern, anspruchsvollen Touren und hervorragende Verpflegung und Unterbringung auf den Hütten. Der Dank galt den Organisatoren Gerd Hillberger und Wolfgang Abele sowie allen Fachübungsleitern.

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