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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Patienten nach Dringlichkeit behandelt: „20 bis 30 Prozent mehr Patienten in der Notaufnahme“ /​Wie sich Tiere gegen die Hitze zu helfen wissen

Mittwoch, 24. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 41 Sekunden Lesedauer

Mensch und Tier suchen Schatten und kühles Nass. Es wird geschwitzt und gestöhnt. Aber es ist Sommer, die Kälte kommt noch früh genug, und unterm Strich überwiegt die Freude an den Temperaturen. SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Es war wieder heiß gestern, richtig heiß. Daran wird sich in den nächsten Tagen nichts ändern, und weil sich der Körper nach dem lausigen Wetter der vergangenen Wochen auf solche Temperaturen noch nicht eingestellt hat, warnt das Landesgesundheitsamt: Besonders gefährdet sind ältere Menschen über 70 Jahre, aber auch Menschen mit Behinderung und chronisch Kranke, Sportler, Säuglinge und Kleinkinder, Arbeiter im Freien und allein lebende Personen in heißen Wohnungen.

Dr. Markus Feßler, Oberarzt in der Notaufnahme des Stauferklinikums, sprach gestern von deutlich mehr Fällen als sonst: Einige Tage mit subtropischen Temperaturen, und vor allem Ältere, die nicht genügend Flüssigkeit zu sich nehmen, litten unter Kreislaufproblemen; viele seien regelrecht ausgetrocknet. Betroffen seien auch Jüngere, die sich zu viel zumuteten oder keinen Schatten aufsuchten und dann an Hitzeerschöpfung litten, Schwindel, Übelkeit, Brechreiz: „Insgesamt schätze ich, dass wir 20 bis 30 Prozent mehr Patienten haben.“ Natürlich ist dann das Team der Notaufnahme zum Teil über Gebühr beansprucht — die dringende Empfehlung, viel zu trinken, wird oft selbst nicht umgesetzt, weil einfach die Zeit fehlt. In solchen Stunden wäre eine Verdoppelung des Teams notwendig, aber das sei natürlich nicht zu leisten, so Feßler. Probleme gibt es, wenn auch der Rettungsdienst deutlich mehr Patienten in die Krankenhäuser bringt, dann, so der Mediziner, müsse nach Akuität eingeteilt werden, danach, wie dringend Patienten der medizinischen Versorgung bedürfen: „Dann kann es sein, dass jemand, der nichts Schlimmes hat, ein bisschen länger warten muss.“ Schlaganfälle und Herzinfarkte traten übrigens in den vergangenen Tagen nicht gehäuft auf.

Auch die Einzelhändler sind nicht so richtig glücklich: An solchen Nachmittagen freuen sich höchstens die Eisdielen über ihren Umsatz. Gestern war sogar der Spielplatz auf dem Oberen Marktplatz, auf dem es stets nur so wimmelt von sich vergnügenden Kleinkindern, zeitweise völlig verlassen. „Nur nicht bewegen“, ist auch der Leitsatz der meisten Tiere in diesen Tagen. Auf viele wirken Pfütze, Pool und Bach wie ein Magnet, da unterscheiden sich Mensch und Tier gar nicht so sehr. Der Jagdschutzverband verrät, wie sich Wildtiere vor der Hitze schützen. Bei Dachs oder Kaninchen wirke das eigene Heim an heißen Tagen, als sei es mit einer Klimaanlage ausgestattet: Die Erdbewohner bleiben tagsüber dösend im schattig kühlen Bau und verlassen diesen nur in den Morgen– und Abendstunden, wenn sie sich zur Nahrungssuche aufmachen. Feldhasen, die überirdisch in einer kleinen Erdkuhle, der sogenannten Sasse liegen, strecken ihre langen Läufe von sich. Weil die meisten Wildtiere keine oder nur wenige Schweißdrüsen haben, geben sie ihre Wärme über Körperteile ab, die nur wenig behaart sind – etwa Brustkorb, Bauch, zwischen den Vorderbeinen oder an den Lenden. Zusätzlich nutzen Hasen ihre langen Ohren, um ihre Körpertemperatur zu regulieren: Die gut durchbluteten Löffel wirken wie eingebaute Wärmetauscher. Nur das Rehwild ruht nicht in diesen Tagen: Es ist Paarungszeit und je höher die Temperaturen steigen, desto stürmischer umwirbt der Bock seine Angebetete. Die schönen Seiten des Sommers Für die Freibäder sind diese Tage, in denen kaum noch mehr Besucher Platz finden könnten, freilich nurmehr ein kleines Zuckerle nach jeder Menge bitterer Medizin: Die negative Bilanz der weitgehend verregneten Saison wird wohl nicht mehr zu retten sein. Die Umsatzrückgänge werden auch die Städte und Gemeinden im Ostalbkreis sehr viel Geld kosten. Wer sich aber gestern tatsächlich an den Badeseen umsah und in den Freibädern, wer einfach im kühlen Nass dümpelte oder sich gar an wilden Wasserschlachten freute und an ausgelassenem Getobe rund um Wasserschlauch und Regentonne erfreute, konnte erleben, wie sich der Sommer aus vollen Zügen genießen lässt. Vollends angenehm wird es dieser Tage in den Abendstunden, wenn bis spät in die tropische Nacht hinein in Straßencafés und Biergärten kein freier Platz zu finden ist, und noch nach Mitternacht im T-​Shirt nach Sternschnuppen Ausschau gehalten wird.

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