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Der traditionelle Rosstag, der zum 14. Mal in Bartholomä stattfand, zog wieder mehrere tausend Besucher an

Alle zwei Jahre verwandelt sich das beschauliche Bartholomä in ein Paradies für Pferdeliebhaber: Bei strahlendem Sonnenschein kamen rund 15 000 Besucher, um die rund 250 Rösser mit ihren aufwendig gestalteten Motivwägen zu bestaunen.

Montag, 29. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 51 Sekunden Lesedauer

Von Jessica Schön
BARTHOLOMÄ. „Es ist eine wahre Freude, die Pferde und die schönen Wägen zu sehen“, stellte Initiator Reiner Wieland fest, der die Zuschauer am Rand der Umzugsstrecke mit vielen Informationen rund um die Rösser versorgte.
Viele der teilnehmenden Fuhrmänner sind seit dem ersten Umzug anlässlich des Rosstages dabei – jedes Mal dennoch wieder eine „wahre Freude dabei zu sein“, wie einer der Fuhrmänner lachend bekennt. Die Teilnehmer waren allerdings nicht nur aus der unmittelbaren Region angereist, sondern nahmen den weiten Weg aus Esslingen oder der Region Stuttgart auf sich, um an der traditionellen Brauchtumsveranstaltung teilzunehmen.
Bereits am Morgen fand auf der Marktwiese ein ökumenischer Gottesdienst statt und anschließend wurden dort die früheren Handwerke vorgestellt, die vielen heute in dieser Art nicht mehr bekannt sind. Höhepunkt des 14. Bartholomäer Rosstages war aber wieder der Festumzug, der sich mit mehr als 80 Gespannen durch den Ort schlängelte.
Das Publikum am Straßenrand war begeistert und belohnte die herausgeputzten Gespanne mit ihren unterschiedlichen Wagen mit den Motiven aus früherem Handwerk und der Land– und Forstwirtschaft, mit kräftigem Applaus. „Ein wahres Volksfest“, stellte Wieland freudig fest. Während auf einigen Wägen, wie dem des Bartholomäer Posaunenchors, selbst musiziert wurde, sorgten die „Alphornbläser“ und die „Goißlschnalzer“ am Rand für zünftige Stimmung.
Der Festumzug – ein ganz besonderer Augenschmaus: Jedes Gespann war von den Fuhrmännern mit liebevollen Details gestaltet worden, so dass jeder Wagen einen ganz besonderen, einzigartigen Charme versprühte. Die historische Postkutsche von Otto Müller aus Sulzbach/​Murr wurde von drei Pferden nebeneinander gezogen. Während die Herrschaft von oben in historischen Gewändern dem Publikum zuwinkte, mussten die beiden Noriker sowie das Warmblut ordentlich ziehen, um die große schwere Kutsche zu bewegen. Die Gespanne der Brauereien, wie das der Heubacher Hirschbrauerei, erfreuten sich großer Beliebtheit: Führten die meisten doch eine kleine Fassanlage bei sich und versorgten die Besucher mit einem kühlen Bier. Diese Gespanne, so erklärte Wieland, wurden früher benutzt um das Bier vom Sudhaus ins Lagerhaus zum Abfüllen zu befördern.
Einen besonders netten Anblick boten die Gespanne mit kleinen Ponys. „Die bewegen sich wie eine kleine Nähmaschine“, kommentierte Wieland mit einem Lachen. Die kleinen Pferde ließen geduldig jeden Schabernack mit sich machen, trugen Sonnenhüte aus Stroh sowie Sonnenblumen auf dem Kopf und zogen quietschfidel ihre Kutschen.
Der Heimatverein Lautern war mit einem historischen Hochzeitszug am Rosstag beteiligt, der von dem Lauterner Bürgermeister, Bernhard Deininger, angeführt wurde. „Das Brautpaar strahlt noch immer, obwohl ihre Hochzeit ja eigentlich um 1900 stattgefunden hat. Sieht man ihnen und ihrer Hochzeitsgesellschaft allerdings nicht wirklich an“, stellte Moderator und Initiator, Georg Bauer, schmunzelnd fest. Ein richtiges Brautpaar, das sich erst vor zwei Monaten das Jawort gegeben hat, nahm hingegen im Friesengespann „Viktoria“ von Josef Seibold aus Aalen-​Dewangen Platz.
Auf vielen Kutschen wurde das alte Handwerk vorgestellt: So wurde auf einen Wagen das Heu von Hand gedroschen, während auf dem Schmiedewagen „Bernhard Esswein“ der Ofen zum Schmieden vorgeheizt wurde. Auch die italienische Partnergemeinde von Bartholomä, Casola Valensio, stellte eine Kutsche, das von dem Haflinger-​Gespann von Georg Zeller aus Jagstzell gezogen wurde.
Mit ihrem lauten Knallen erfreuten die „Goißlschnalzer“ zwar nicht jeden vielleicht schreckhaften Besucher, bemerkenswert dennoch, dass die Pferde dabei nicht erschreckten. Wieland lieferte die Erklärung: „Den Pferden kann dies nach und nach einfach beigebracht werden.“
Bahntierpfleger, Dr. Hagen Nowotny, erzählte, dass die Pferde eine wahre Freude an dieser Veranstaltung haben: „Die Pferde wollen etwas tun und sich bewegen.“ Das bilderbuchmäßige Sonntagswetter sei nicht zu heiß für die Pferde, sondern biete den idealen Rahmen, so dass der Tierarzt keine größeren Einsätze zu vermelden hatte.
Kulinarisch verwöhnt mit besonderen Köstlichkeiten passend zum Motto des Tages wurden die Besucher an den Ständen der ortsansässigen Vereine. Dort wurden zum Flammkuchen, Rosstagspfannkuchen, Westernkartoffeln und Erbseneintopf, „Kutscher“-Halbe und „Fuhrmanns“-Maß gereicht.

Der traditionelle Bartholomäusmarkt findet wie jedes Jahr am Montag nach dem Fest des heiligen Bartholomäus statt. So werden auch heute wieder an mehr als 90 Ständen Sortimente und Waren für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel erhältlich sein.

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