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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Aufwändige Filmproduktion nimmt an der historischen Salvatorbrauerei Gestalt an

Ein Großaufgebot an Akteuren und Technikern ist derzeit mit einem Produktionsstab in Schwäbisch Gmünd zu Gast, um in und an der historischen Salvatorbrauerei nahe der Vogelhofstraße Teile des Filmprojekts „Die Heimkehr“ zu drehen.

Montag, 08. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Heino Schütte
SCHWÄBISCH GMÜND. Gedreht wird überwiegend sogar bei Wind und Wetter und bis weit nach Mitternacht, um entsprechende Stimmungen und Szenen „einzufangen“.
Solche Aufnahmen für eine aufwändige Filmproduktion sind wie ein feierlicher Gottesdienst: Man darf sich nur noch ganz leise bewegen. Alle Abläufe sind wohlgeordnet, gleichen oft Ritualen. Die Schauspieler wollen unmittelbar vor den Szenen nicht mehr gestört werden, wirken in sich gekehrt, flüstern leise ihre Texte vor sich hin. Oft stundenlanges Warten kommt für die Mannschaft der Beleuchter und der anderen Techniker hinzu. Dann muss plötzlich alles ganz schnell gehen, um eine neue Szene einzurichten. Strenge Ermahnungen gelten für das Fotografieren: Auf keinen Fall blitzen. Und Hauptdarstellerin Heike Makatsch wünscht ausdrücklich, dass von ihr keine Bilder angefertigt werden.
Und dann öffnet in der ersten Produktionsnacht an der Salvatorbrauerei auch noch der Himmel seine Schleusen und es beginnt in Strömen zu regnen. Die Filmtechniker bleiben sonderbar gelassen, denn sie haben technische Mittel und Tricks, um aus wolkenverhangenem Miefwetter blauen Himmel mit Sonnenschein zu zaubern oder auch die Nacht zum Tage zu machen. Diese faszinierende „Filmfabrik“ wird in dieser Nacht auch noch ergänzt durch den Einsatz von Pyrotechnik: In der Handlung des Films „Die Heimkehr“ kommt es auch zu einem Eifersuchtsdrama, bei der eine enttäuschte Frau das Anwesen in Brand in steckt. Gespenstisch sollen die Flammen an der Hauswand und an einer Scheune in den Nachthimmel lodern, wobei der Feuerschein zunächst von der Wohnstube aus entdeckt werden soll.
Hierzu werden Gasflaschen und Brenner aufgestellt und Teile der Hausfront mit dunklen Brandschutzdecken abgehängt. Sicher ist sicher: Auch die Gmünder Feuerwehr geht mit einem Tanklöschfahrzeug in Stellung, legt — verborgen im extra für die Filmaufnahmen hergerichteten Garten — Schläuche aus, um gleich eingreifen zu können, falls doch ein Balken des schönen Fachwerkanwesens Feuer fangen sollte. Alles klappt wie am Schnürchen. Oder doch nicht. Ein Tontechniker schaut besorgt zum Himmel hinauf! Nicht wegen des Donnergrollens eines aufziehenden Gewitters, sondern wegen störender Hintergrundgeräusche durch die in Richtung Flughafen Stuttgart „heulende“ Jets. Schließlich spielt „Die Heimkehr“ vor etwa 100 Jahren, als es weder Germanwings noch TUI-​Fly gab. „Probe“ oder „Aufnahme, und nun Ruhe bitte!“ ruft’s immer wieder wortgewaltig durch die Nacht, auch wenn die Szenen im Inneren des Gebäudes spielen. Und dann haben nur noch die Schauspieler das Sagen. Die Akteure verbringen zwischen den Szenen die meiste Zeit „in der Maske“ oder in Wohnmobilen. Eindrucksvoll ist der Aufwand für die Verpflegung (Catering) . Eine rollende Küche lässt kaum Wünsche offen. Ist auch notwendig, um die gesamte Crew bei Laune zu halten, denn gearbeitet wird teils bis in die frühen Morgenstunden hinein. Im ehemaligen Stallgebäude der Salvatorbrauerei ist ein „Restaurant“ eingerichtet. Besonders Immobilienunternehmer Michael Wagner freut sich angesichts der Popularität, welche der Gebäudekomplex der alten Salvatorbrauerei durch die Filmproduktion gewinnt.
In der Tat wirkt die uralte Gewerbebrache mit dem mächtigen Backstein-​Brauhaus und einem geheimnisvollen Höhlen– und Stollensystem wie ein Dornröschen-​Schloss, das die Gmünder nun aus seinem Schattendasein holen. Im September wollen Michael Wagner und die Besitzer das Anwesen anlässlich des Tages des offenen Denkmals der Öffentlichkeit präsentieren. Angedacht ist, wie berichtet, ein denkmalgerechter Umbau der Salvatorbrauerei zu einer attraktiven Atelier-​Wohnanlage. Allein schon die Aussicht auf Gmünd ist von diesem Winkel in Halbhöhenlage ideal. Das rund 50-​köpfige Filmteam hat für diese herrliche Aussicht keine Zeit, hat sogar extra eine „halbe Scheune“ als Kulisse so platziert, dass der Blick aufs moderne Gmünd und besonders auf den Rohbau eines Hauses in unmittelbarer Nachbarschaft verdeckt wird. Die gesamte Handlung von „Die Heimkehr“ ist zu Beginn des letzten Jahrhunderts angesiedelt.
Der erfolgreiche Regisseur und Drehbuchautor Jo Baier hat für sein neuestes Werk als Grundlage die gleichnamige Erzählung von Hermann Hesse ausgewählt. Die Geschichte erzählt von einem Heimkehrer, der — wieder nach Hause gekommen — „eine verwandte Seele findet“. August Zirner, Heike Makatsch, Herbert Knaup, Oliver Stokowski, Margarita Broich, Robert Spitz und Annette Paulmann zählen zu der Besetzung. Produziert wird der Film von der Bavaria Fernsehproduktion GmbH im Auftrag von SWR, Degeto und BR für Das Erste, mit Unterstützung der MFG Filmförderung des Freistaats Bayern.
In „Die Heimkehr“ geht es nach Beschreibung der Bavaria „um die Suche nach Heimat und nach Geborgenheit, um die Macht von Normen und um Ausgrenzung. Und um eine unerwartete und zarte Liebesgeschichte, die sich gegen alle Vorurteile durchsetzt.“ August Staudenmeyer ist die Hauptfigur. Der zu Wohlstand gekommene und weitgereiste Geschäftsmann, kehrt in seine Heimatstadt Gerbersau im Schwarzwald zurück. Er hofft, dort heimisch zu werden, nachdem er in seiner Jugend aus seiner Heimat vertrieben wurde. Zunächst wird er mit offenen Armen aufgenommen, denn von dem wohlhabenden Heimkehrer versprechen sich die Gerbersauer Aufschwung für ihren Schwarzwald-​Ort. Doch als sich der Heimkehrer für eine Witwe einsetzt, die von ihren Mitbürgern hartherzig ausgegrenzt wird, erkennt August Staudenmeyer, dass sich die Engstirnigkeit seines Heimatstädtchens keineswegs verändert hat

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