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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Mick Baumeister und Markus Wamsler sprachen über die Faszination der „Sweet Charity“-Musik

„Manchmal wach’ ich auf und hab die Melodien im Kopf“, sagt Markus Wamsler. Und Mick Baumeister ist überzeugt: „Die Leute werden tagelang mit diesen Liedern umgehen, so beschwingt ist das.“ Der RZ erzählten die beiden, warum es sich auch mit Blick auf die Musik lohnt, Sweet Charity zu sehen.

Freitag, 27. Januar 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Richtig guten, großen Bigband-​Sound versprechen die zwei, und die müssen’s wissen. Für die neue Produktion des Kolping Musiktheaters wurden erneut die Profimusiker der Mick Baumeister Bigband gewonnen, die unter der Leitung von Markus Wamsler unter anderem Titel spielen, die wohl jeder kennt. Die musikalische Supervision hat Mick Baumeister.
„Swing vor allem, Groove, einfach sehr viel Pep.“ Baumeister sucht nach Worten, die für Laien verständlich ausdrücken, was diese Musik ausmacht: „Das fesselt, das beißt.“ Er nennt Lieder wie „Big Spender“, die wippen lassen, Schulter und Hüften den Takt vorgeben: „Das geht in die Füße.“ „Rhythmus der Welt“, einer der Titel, ist Programm.
„Erdig“ versucht sich Markus Wamsler, nicht der „oft zu hörende oberflächliche Glimmer“. Vor allem ist es wohl die selten gelingende Kombination von Alt und Neu, die die beiden fasziniert. So wird zum Beispiel das Cordovox eingesetzt, Kombination aus Orgel und Akkordeon: „Wenn sich das mit Saxophon und Brass (Blechbläser, Anm.) mischt, entsteht ein ganz eigener Sound.“ Hillbilly fällt ihnen ein, die Musik des US-​Landlebens. Und Rock ’n’ Roll. Sie sehen sich an. Lachen. Und wie aus einem Mund: „Elvis“. Der weiße Country-​Musik und schwarzen Rhythm & Blues verbunden und Musikgeschichte geschrieben hat. „Man muss sich nur den Subway-​Titel anhören“, erklärt Wamsler: „Das ist Rock.“ Und wiederum Neues; die Kombination von Gitarre und Bass kenne man so nicht.
Um den „klassischen Bigband-​Sound“ zu stemmen, wissen beide, bedarf es einer besonderen Formation: „Bist Du zufrieden mit meinen Leuten?“, fragt Baumeister, und Wamsler lässt keinen Zweifel daran, wie sehr er die Arbeit mit diesen Vollblutmusikern aus ganz Deutschland genießt. „Das Stück ist extrem anspruchsvoll“, meint er mit Blick etwa auf fünf Mitglieder des Ensembles, die ständig zwischen Klarinette, Querflöte, Bassklarinette und Saxophon wechseln.
Das Musical des vergangenen Jahres war auf opulente Filmmusik ausgerichtet: „Das hätte auch ein Orchester bewältigt.“ Mit Sweet Charity freilich, sinnieren Baumeister und Wamsler, kommt nur eine richtige Bigband zurecht.
Aber der Preis, den insbesondere Markus Wamsler zahlt, hauptberuflich Manager in einem Medizintechnikunternehmen, ist hoch. In der Regel liegt bei so großen Aufführungen eine Partitur vor, in der alle Einzelstimmen einer Komposition oder eines Arrangements untereinander angeordnet sind, so dass der Dirigent stets das gesamte musikalische Geschehen im Blick hat. Bei „Sweet Charity“, wie bereits bei „Kiss me Kate“, wird nur ein Conductor Sheet mitgeliefert, eine Art Dirigentenauszug mit der Melodielinie, auf dem – sehr klein – nur die Einsätze für die gesamte Band notiert sind und bei dem die Chorstimmen fehlten: Das Ganze ist nicht viel mehr als eine Orientierungshilfe. Rund 120 Stunden, schätzt Markus Wamsler, hat er gebraucht, Textinhalt und diesen Dirigentenauszug zusammenzuführen. Außerdem musste er sich eine eigene Partitur erarbeiten bzw. auswendig lernen, was dieses Posaunen-​Solo ausmacht, jene Saxophonstelle. „Ein Unsitte“ sei dieses Vorgehen, schimpfen beide deutlich verärgert – aber den entsprechenden Verlagen gehe es schlicht ums Geld. Der Verzicht auf eine Partitur bedeute, Kosten einzusparen: „Es ist doch überall das Gleiche“. „Wenigstens lohnt sich bei Sweet Charity die ganze Mühe.“

Für alle „Sweet Charity“-Aufführungen zwischen dem 10. und 19. Februar im Stadtgarten gibt’s noch Karten im i-​Punkt.

MICK BAUMEISTER

Der von den Pallottinern erzogene begnadete Musiker und Komponist Mick Baumeister hat bereits als Heranwachsender erkannt, dass er für die Musik leben wollte. Das Handwerkszeug erarbeitete er sich über die Begabtenförderung am Konservatorium Braunschweig. Er war Pianist in der Band „Vic Pits Family“, begründete sein Piano Solo Projekt, komponiert seit Jahrzehnten fürs Theater, für den Hörfunk, für Film und Fernsehen. Von 1982 – 1988 nahm er im Rahmen verschiedener Jazzprojekte an Rundfunkproduktionen teil und spielte im Duo mit Uwe Werner mehrere CDs ein. Baumeister hat verschiedene Lehraufträge für neue Medien und Kommunikations-​Wissenschaften sowie Dramaturgie der Filmmusik inne. 2005 gründete er die Mick Baumeister Bigband. Mittlerweile hat er die Filmmusik für einige Kinofilme und vor allem für rund 420 Fernsehproduktionen geschrieben, unter anderem für fast alle Krimi-​Reihen. Baumeister ist selbst ein Ein-​Mann-​Orchester. Über seine Sampler spielt er die Töne am Klavier ein und wandelt sie um: Ganze Filmmusiken sind schon ausschließlich an seinem Arbeitsplatz im Schatten des Gmünder Münsters entstanden. Auch für den Spielfilm „Lebe dein Leben“ mit Schlagerstar Howard Carpendale und dessen Sohn Wayne hat Baumeister die komplette Filmmusik komponiert und produziert. Die ARD zeigt den Film am Freitag, 24. Februar, um 20.15 Uhr

MARKUS WAMSLER

Markus Wamsler hat fürs Kolping-​Musiktheater bereits zweimal als musikalischer Leiter Verantwortung übernommen. Nach seiner frühmusikalischen Erziehung erhielt er mit sechs Jahren den ersten Klavierunterricht und trat den St.-Michael-Chorknaben bei. Mit der Oboe wurde er 1983 Preisträger bei „Jugend musiziert“, war im Jugendblasorchester Baden-​Württemberg und ist seit 1990 erster Oboist der Philharmonie Schwäbisch Gmünd. Konzertreisen führten ihn durch Europa, Kanada und Amerika. 1995 beendete er sein Studium an der Musikhochschule Stuttgart mit dem Diplom. Er leitet seit 1999 den Liederkranz Bettringen, mit dem er sehr erfolgreich neue Wege geht und derzeit an der Produktion „That’s life“ für ein Konzert Ende September im Stadtgarten arbeitet.






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