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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Flüchtlinge flüchten aus der Gemeinschaftsunterkunft: Übernachtungsplatz direkt vor dem Gmünder Rathaus

Am Beispiel Schwäbisch Gmünd wird deutlich, dass sich die Unterbringungssituation im ganzen Land aufgrund eines in den letzten Monaten dramatisch gewachsenen Zustroms von Kriegsflüchtlingen aus Syrien, Afghanistan sowie aus Teilen Afrikas verschärft. Derzeit übernachten Flüchtlinge vor dem Rathaus, um gegen die drangvolle Enge in der Gemeinschaftsunterkunft zu protestieren.

Montag, 01. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 41 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Charles Enoruwa, Sprecher von derzeit etwa 200 Bewohnern des alten Kasernengebäudes auf dem Hardt, beschrieb gestern bei einem Gespräch im Rathaus u.a. mit OB Richard Arnold eine emotionale bis explosive Stimmung in den Gemeinschaftsunterkünften. Immer häufiger komme es zu Konflikten bis hin zu Selbstmorden aufgrund schierer Verzweiflung. „Wir wollen arbeiten und zur Schule gehen, möchten gerne in die Gemeinschaft der Städte aufgenommen werden. Wir dürfen aber nicht und fühlen uns wie in ein Gefängnis eingesperrt.“ Soziale und hygienische Bedingungen in der Gemeinschaftsunterkunft auf dem Hardt seien so schlimm, dass sie aus humanitären Gründen sofort geschlossen werden sollte. Aufgrund der Überfüllung sei es besser, im Schlafsack unterm freiem Himmel zu übernachten, was eine wachsende Gruppe von Afrikanern seit zwei Tagen nun auf dem Oberen Marktplatz und direkt unter dem Amtszimmer des Stadtoberhaupts praktiziert. OB Arnold, Betreuer und die Polizei bestätigen die sich zuspitzende Situation. Die zentrale Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge werde derzeit regelrecht überflutet. „Und die Kommunen und Landkreise müssen es ausbaden“, erklärte gestern im Gmünder Rathaus ein Polizeibeamter. Vollsten Dank und Respekt ernteten Marcela Bolsinger und Carsten Hiller, die sich im Dienste des Ostalbkreises um die Flüchtlinge in der überfüllten Gemeinschaftsunterkunft kümmern. OB Richard Arnold unterstreicht im Gleichklang mit Ostalb-​Landrat Klaus Pavel: „Da kommen nicht Flüchtlinge, da kommen Menschen zu uns!“ Die vom Flüchtlings– bzw. Menschenstrom betroffene Stadt Gmünd hat sich bereits zusammen mit dem Landratsamt um schnelle Verbesserungen in der Gemeinschaftsunterkunft bemüht, wo die Menschen offenbar bereits auf Gängen schlafen müssen, weil Betten fehlen. Stadt und Landratsamt hoffen angesichts der zunehmend dramatischen Situation auf rasche Hilfsmaßnahmen seitens der Landesregierung für Landkreise und Kommunen. Eigentlich sei er für die Flüchtlingsfrage gar nicht zuständig. Dennoch will Oberbürgermeister Richard Arnold schnell nach Stuttgart fahren, um direkt bei Integrationsministerin Bilkay Öney vorzusprechen, ehe die Situation in Schwäbisch Gmünd und vielerorts im Land noch weiter eskaliert. Der Übernachtungsplatz vor dem Rathaus für die verzweifelten und protestierenden Menschen aus Afrika will er zunächst dulden. Arnold würdigte gestern sehr die arbeitsintensive Mitwirkung vieler Flüchtlinge bei Staufersaga und Stadtjubiläum. Die Gemeinschaftsunterkunft soll 2014 aufgelöst werden. Derzeit gebe es Gespräche mit dem Landratsamt und der VGW für eine neue Unterbringungsstrategie in Schwäbisch Gmünd.

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