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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Eine Gedenktafel für Reinhold Maier

In dem Haus, in dem Reinhold Maier einst mit sich gerungen hat, um dann doch Verantwortung für den neu entstandenen Südweststaat zu übernehmen, wurde gestern an seine Verdienste erinnert, zudem eine Gedenktafel enthüllt. Jetzt muss das Ding nur noch „um die Ecke gebracht“ werden.

Mittwoch, 17. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 20 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). In einer Seitengasse, so gab Oberbürgermeister Richard Arnold gestern vor, hat diese Gedenktafel nichts verloren: „Das muss raus auf die Bocksgasse.“ Bei der AOK, der das Haus Bocksgasse 32 heute gehört, rannte er damit offene Türen ein, bei der Reinhold-​Maier-​Stiftung und bei der FDP sowieso. Heuer jährt sich die Gründung des Landes Baden-​Württemberg und die Wahl Reinhold Maiers zum ersten Ministerpräsidenten zum 60. Mal. Dieses Jubiläum nahm die Stiftung zum Anlass, an Maiers Geburtstag, dem 16. Oktober, eine Gedenktafel zu enthüllen. Der Ort war gut gewählt, fand doch in der Bocksgasse 32 seine fast schon legendäre Begegnung mit Colonel Dawson statt, dem Chef der in Gmünd ansässigen amerikanischen Militärregierung – in Stuttgart saßen damals noch die Franzosen –, der ihm das Amt des Ministerpräsidenten Württemberg-​Badens anbot. Das war der Ausgangspunkt für Maiers weitere politische Karriere, deren Höhepunkt die Gründung Baden-​Württembergs war.
„Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, zu tun was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will“ — mit diesem Rousseau-​Zitat wurde die zutiefst liberale Grundhaltung Reinhold Maiers gewürdigt. OB Arnold nannte ihn „Geburtsthelfer unseres Landes“ und zitierte aus seinem Ringen um den richtigen Weg: „gleichsam aus einer Scheu vor meinem Schicksal“. Ein fairer Verhandlungspartner sei Reinhold Maier stets gewesen, so Arnold, einer, der dem politischen Gegner nie den menschlichen Respekt versagt habe, ein „bodenständiger Pragmatiker“ zudem, „der im Volk wurzelte“. Bei all der Kritik, die heute an Politikern geäußert werde, sei Reinhold Maier ein Gegenbeispiel; er könne Orientierung bieten. Arnold würdigte die freiheitliche Gesinnung des ersten Landesvaters, auch, dass er sich stets „gegen die Dogmatisierung politischer Ideen gewandt“ habe.
„Ohne ihn gäbe es das Land Baden-​Württemberg nicht“
Prof. Dr. Ulrich Goll, MdL, Justizminister a.D und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Reinhold-​Mayer-​Stiftung, ging wie Arnold auch auf die Bedeutung der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft ein. Erinnerungskultur wachzuhalten bedeute nicht, auf die Asche aufzupassen, sondern die Glut weiter zu tragen. Von 1930 bis 1933 war Reinhold Maier Wirtschaftsminister in Württemberg, im Kabinett des später ermordeten Staatspräsidenten Eugen Bolz. Bereits am 8. Mai 1945 hat Landrat Burkhardt ihn um Mithilfe beim Wiederaufbau gebeten. Was sich dann in Gmünd im heutigen AOK-​Haus ereignete, sei von epochaler Bedeutung fürs Land gewesen, so Goll: „Reinhold Maier war ein Schöpfer des Südweststaates“; ohne ihn gäbe es Baden-​Württemberg nicht. Nicht ohne Grund sei eine Länderneugliederung nur ein einziges Mal wirklich gelungen. Der (süd-)badische Präsident Leo Wohleb war damals ein Gegner des Ganzen, Gebhard Müller, Konservativer aus Oberschwaben, fühlte sich zunächst seiner Partei verpflichtet, die gegen den Zusammenschluss war – als dieser verkündet wurde, gab’s Buh-​Rufe. Goll nannte Maier einen Politiker von einmaligem Profil, einen Graswurzeldemokraten, der an Demokratie von unten geglaubt habe – und nicht zuletzt auch an „die Freiheit für etwas, nicht von etwas“ Auch Gabriele Heise, Generalsekretärin der FDP Baden-​Württemberg ging auf den Werdegang Baden-​Württembergs und Reinhold Maiers ein, sowie auf dessen „Graswurzeldemokratie“, die heute – „auch in der eigenen Partei“ – vielfach vermisst werde.
Durch Leben und Wirken Reinhold Maiers führte dann Historiker Dr. Ulrich Müller vom Geschichtsverein, der dem ersten Ministerpräsidenten des Landes bereits im Einhorn-​Jahrbuch 2006 ein Denkmal gesetzt hatte.

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