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Kampfabstimmung: „Nein“ der Verwaltungsgemeinschaft Rosenstein zur Windkraft am Utzenberg /​Falkenberg wird untersucht

Bartholomä und Heubach wandten sich am Donnerstag Abend mit der dringenden Bitte um Solidarität an die Verbandsversammlung der VWG Rosenstein – die sich dann auf eine Seite schlagen musste. Nach langer, fairer, gleichwohl sehr leidenschaftlicher Diskussion fiel die Entscheidung für Bartholomä und gegen Windkraft am Utzenberg.

Donnerstag, 25. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


HEUCHLINGER (bt). Bei der Versammlung im Heuchlinger Feuerwehrhaus erklärte Verbandsdirektor Thomas Eble gestern Abend, nach welchen Kriterien der Regionalverband entscheidet – „höchste Windhöffigkeit, geringstmögliche Konflikte“. Der Falkenberg sei ein geeigneter Standort, bei allen Faktoren, die problematisch seien; es gebe nun mal ein sehr geringes Potential an möglichen Flächen. Die Privilegierung, so Eble, sei „kein Wunschkonzert“. Der Planung müssten öffentliche Belange zugrunde liegen, sonst gebe es keine Rechtssicherheit und damit keine Möglichkeit der Steuerung. Aus regionalplanerischer Sicht sei der Utzenberg nicht geeignet. Eberhard Gayer vom Bauamt stellte die Sichtbarkeitsanalysen vor, an der die Mitgliedsgemeinden größtes Interesse hatten. Auch er erinnerte daran, dass die VWG, wenn kein Gebiet ausgewiesen werde, gar keinen Einfluss mehr nehmen könne.
Heubachs Bürgermeister Frederick Brütting beantragte, zunächst über den Utzenberg abzustimmen. Am Falkenberg sehe Heubach nämlich erhebliche Beeinträchtigungen ohne wirtschaftlichen Nutzen für die Region, massive Eingriffe in ein intaktes Ökosystem zudem. Niemand werde außerdem wissen, wer wieviel baue: Er warne davor, den gleichen Fehler zu begehen wie Lauterburg mit seinen Windkrafträdern. Am Falkenberg gebe es keine eigenen Grundstücke; die VWG wäre dem Land und dem Betreiber vollkommen ausgeliefert.
Er könne nachvollziehen, so Brütting, dass Bartholomä nicht auch noch in nördlicher Richtung belastet werden wolle: „Aber das kann nicht die Grundlage sein, die Energiewende zu gestalten.“ Heubach wolle Bürgerwindkrafträder und die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Die finanzielle Situation der Stadt sei bei elf Millionen Euro Schulden ernst; das könne die anderen „nicht kalt lassen“, zumal Heubach rund die Hälfte der Ausgaben der VWG trage. Auch dem Argument, der Utzenberg könnte einen „Dominoeffekt“ auslösen, begegnete Brütting — weder Gmünd, noch Essingen oder die von Woellwarth hätten die Absicht, dort weitere Anlagen zu bauen. Er versprach, eine gemeinsame Lösung suchen zu wollen, „ohne dass der Bärenberg angegriffen wird“. Windkrafträder ließen sich nicht verstecken, seien, wie so vieles, Teil der Infrastruktur. Eine Kulturlandschaft sei immer vom Menschen geprägt. Der Utzenberg fasste er mit Blick auf Fernsehturm und weitere Anlagen zusammen, werde seit Jahren intensiv genutzt: Die Eingriffe in die Natur wären geringer. Die Entfernung zur Wohnbebauung sei zudem viel größer als beim Falkenberg. Er bitte nicht um ein Ja zum Utzenberg, lediglich darum, diesen zusätzlich zum Falkenberg gründlich zu prüfen: „Lassen Sie uns diese Tür offen halten.“
Bürgermeister Thomas Kuhn machte deutlich, wie entscheidend es für Bartholomä ist, staatlich anerkannter Erholungsort zu sein. Die Region Stuttgart plane ihr Vorranggebiet auf Lautersteiner Markung, also in der Nachbarschaft. An dieses Gebiet wolle die Gemeinde „andocken“ – auf keinen Fall aber wolle man „umspargelt“ werden. Kuhn: „Es geht um die Menschen, die auf der Albhochfläche leben.“ Der Albtrauf um den Utzenberg werde ob seines Vogelreichtums mit dem Randecker Maar verglichen – nicht zuletzt der Status als Landschaftsschutzgebiet seit 1974 habe zum Bauverbot des Landratsamts geführt. Auch für den Blick auf Albuch und Rosenstein müsse man eintreten. Er sah eine mögliche Bürgerbeteiligung am Falkenberg, zudem durchaus wirtschaftliche Vorteile. Weiteres Argument: „Es eilt.“ Ab 1. Januar 2013 greift die Privilegierung. Spätestens zwölf Monate später besteht ein Rechtsanspruch auf Genehmigung — deshalb, so Brütting, wolle man ja den Falkenberg anbieten. Dieser genüge, alle anderen Gebiete auszuschließen.
Die Heubacher Stadträte Roland Hegele und Fritz Krauß erinnerten daran, was Heubach für die VWG leistet: „Jetzt haben wir ein dringendes Anliegen.“ Krauß sagte, der Falkenberg sei noch unberührt, Utzenberg hingegen ein „Rummelplatz“.
Ottmar Schweizer meisterte die schwierige Aufgabe, gleichzeitig als Verbandsvorsitzender und Mögglinger Bürgermeister auftreten zu müssen. Heubach, so meinte er, wolle einen Beitrag zur Energiewende leisten; der finanzielle Ertrag sei sehr wichtig für die Stadt. Bartholomä aber, durch Lauterburg vorbelastet, sei nun mal Erholungsgebiet: „Das ist das, was diese Gemeinde ausmacht.“ In diesem Fall, so habe sich in den Gemeinderäten abgezeichnet, sei es wichtiger, ein Verbandsmitglied zu schützen, als Ertrag zu sichern. In der weiteren Diskussion wurde deutlich, dass die Utzenberg-​Anlagen zusätzlich kommen würden, dass zudem eine recht teure Untersuchung nur Sinn mache, wenn die VWG bereit wäre, die Anlagen am Albtrauf mitzutragen. Das ist sie nicht, wie die Abstimmung zeigte – Heubach stand allein, lediglich Böbingen enthielt sich. In einer weiteren Entscheidung wurde Bartholomäs Bitte um eine Änderung der „Konzentrationsfläche Falkenberg“ entsprochen — damit wurde das Gebiet deutlich reduziert und der Abstand zum nächstgelegenen Wohngebäude vergrößert

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