Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Schafft die ZFLS noch bis zum Jahresende die Vier-​Millarden-​Euro-​Schallmauer?

Wenn die Silvesterraketen in den Himmel steigen, dann könnten sie das auch für die ZFLS tun. Denn womöglich wird der größte Gmünder Arbeitgeber mit dem letzten Tag des Jahres die Vier-​Milliarden-​Umsatzgrenze knacken.

Samstag, 15. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 38 Sekunden Lesedauer


Von Manfred Laduch
SCHWÄBISCH GMÜND. Es wird, so war gestern am Rande der Jahresabschluss-​Pressekonferenz der 50-​Prozent-​Konzernmutter der ZFLS, der ZF Friedrichshafen AG, zu erfahren, um wenige hunderttausend Euro drüber oder drunter gehen. Damit wäre das bei der Vorstellung der Bilanz für 2011 Anfang Mai genannte Ziel erreicht.
Ob es freilich in Gmünd auch wieder einen herausragenden Gewinn gibt – 2011 waren es 177 Millionen Euro – steht in den Sternen und ist sogar eher unwahrscheinlich. Denn die ZFLS ist den gleichen Mechanismen unterworfen, wie der ZF-​Konzern. Und der hat beim operativen Ergebnis 2012 Federn gelassen, wie der Vorstandsvorsitzende Dr. Stefan Sommer gestern in Stuttgart zugab.
Schuld daran waren die heterogenen Märkte. So brach zum Beispiel in Südamerika der Umsatz noch stärker ein (minus elf Prozent), als ohnehin schon befürchtet. Folge: Teure Produktionskapazitäten lagen brach. Gleichzeitig stieg die Nachfrage in Nordamerika wesentlich deutlicher (plus 42 Prozent), als erwartet. Folge: Kostspielige Überstunden.
Insgesamt stieg der Umsatz des ZF-​Konzerns um zwölf Prozent auf 17,4 Milliarden Euro. „Wie sie sehen, war es ein erfolgreiches, aber sehr anstrengendes Jahr“, erklärte Sommer. Der konjunkturellen Stagnation in Europa – besonders im Süden – habe man getrotzt. Hier wuchs der Umsatz um sechs Prozent.
Schlüssel zum Erfolg waren dabei die Autos der Oberklasse. „Die Premium-​Hersteller haben ihre Fahrzeuge gut abgesetzt“, durfte sich Stefan Sommer freuen. Denn gerade in diesem Segment sind die neuen Acht– und Neungang-​Getriebe der ZF besonders gefragt.
Insgesamt allerdings, so zeigte der Vorstandsvorsitzende an einer Statistik ganz deutlich auf, sinke die einstige Abhängigkeit des Automobilzulieferers vom Kernmarkt Europa schrittweise. Wurden 2007 noch 72 Prozent der Umsätze in Europa gemacht, sind es heute nur noch 61 Prozent. Für 2017 geht man bei der ZF von einem Rückgang auf 56 Prozent aus. Die Regionen Asien-​Pazifik/​Afrika sowie Nord-​/​Südamerika, 2007 noch mit jeweils 14 Prozent notiert, dürften in fünf Jahren jeweils 22 Prozent des Umsatzes bringen.
Herausforderung und Chance zugleich bedeutet für die ZF eine weitere Entwicklung: Die Automobilhersteller reduzieren kontinuierlich ihre Wertschöpfungstiefe und Entwicklungsanteile. Das geht aufgrund des steigenden Entwicklungs– und Produktionsaufwands zwar zum einen zu Lasten der Zulieferer, stärkt auf der anderen Seite aber eindeutig deren Position.
Und entwickeln muss und will die ZF weiter in großem Stil. Denn der Megatrend der vergangenen Jahre ist ungebrochen: Durch Leichtbau und verbesserte Technologien muss der Verbrauch aller Fahrzeuge reduziert werden. All diese Entwicklungen gelten natürlich auch für die ZFLS in Schwäbisch Gmünd.
Klar ist, dass all diese schönen Verbesserungen nicht ohne weltweit wachsende Beschäftigung zu stemmen sind. 3500 Stellen wurden zusätzlich geschaffen, allein 1800 davon in Deutschland. 75 000 Menschen sind inzwischen weltweit für ZF tätig, 42 400 davon in der Bundesrepublik.
Auf nennenswerte Einbrüche im kommenden Jahr deutet laut Aussage von Stefan Sommer derzeit nichts hin. Im Gegenteil will man den Umsatz 2013 nochmals um zwei Milliarden Euro steigern. Wenn dann am Ende dennoch wieder nur 17,x Milliarden zu Buche stehen werden, so hat das mit der ZFLS und den internationalen Bilanzierungsregeln (IFRS) zu tun.
Seit der Gründung der ZFLS 1990 als 50:50-Tochter von ZF und Bosch hatten die beiden Mütter nämlich jeweils die Hälfte der aus Gmünd gelieferten Umsatz-​, Ertrags– und Mitarbeiterzahlen in ihren Bilanzen ausgewiesen. Das geht nach IFRS künftig nicht mehr, was der ZF (und Bosch) auf dem Papier einen Umsatzrückgang von je zwei Milliarden bringt.
Für die ZFLS hat die Neuregelung eher Vor– als Nachteile. In den vor allem von arbeitssuchenden Universitäts-​Abgängern gern konsultierten „Rankings“ fand der Gmünder Lenkungshersteller bislang nicht statt, da ja seine Zahlen je zur Hälfte bei den beiden Müttern „verschwanden“. Künftig dürfte sich die ZFLS in diesen Listen mit vier Milliarden Umsatz durchaus unter den Top 20 der Automobil-​Zulieferer wiederfinden.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

1942 Aufrufe
634 Wörter
4158 Tage 15 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4158 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2012/12/15/schafft-die-zfls-noch-bis-zum-jahresende-die-vier-millarden-euro-schallmauer/