Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Trauerfeier für Stephan Kirchenbauer-​Arnold im Heilig-​Kreuz-​Münster mit Dutzenden Mitwirkenden

Es war ein bisschen wie bei Theodor Fontane: „Kein Aug im Zug das tränenleer“. Als am Freitag im Münster das Leben Stephan Kirchenbauers gefeiert und sein Tod betrauert wurde, gab es Worte tief empfundener Anteilnahme und der Würdigung eines ganz besonderen Menschen. Über allem aber stand die Musik, die er so sehr geliebt hat.

Freitag, 21. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Birgit Trinkle
SCHWÄBISCH GMÜND. Stunden vor Beginn des Gottesdienstes sicherten sich die ersten Trauergäste Plätze. Und es waren wohl Hunderte, die nur noch einen Stehplatz fanden. Münsterorganist Stephan Beck wirkte mit; die Philharmonie spielte Beethovens Eroica, Cantate Domino sang ebenso wie die St.-Michael-Chorknaben, der Liederkranz Bettringen und, wie könnte es anders sein, der Liederkranz Weiler mit Solistin Kathrin Bechstein. Beim Empfang im Anschluss im Prediger war Swabian Brass zu hören.
Münsterpfarrer Robert Kloker meinte, der Tod Stephan Kirchenbauer-​Arnolds habe so viele Emotionen hervorgerufen und so viel Solidarität unter den Trauernden erweckt wie wohl selten: „Ein ganz besonderer, ein wertvoller und wertgeschätzter Mensch ist da von uns gegangen.“ Er erinnerte daran, wie sich die „Staufersaga-​Familie“ noch vor einer Woche zur Weihnachtsfeier im Münster versammelt hatte und wie wichtig es dem Geschwächten war, daran teilzunehmen. Oder daran, wie Kirchenbauer Requisiten der Seebühne in Bregenz zusammenpackte, „um sie für das geplante Barockfest auf der Landesgartenschau 2014 schon einmal in Sicherheit zu bringen“.
Wenn ein so vor Leben strotzender Mensch im Alter von 52 Jahren sterbe, seien alle sprachlos, auch die Theologen, die Gottkünder. Klokers Ansprache wurzelte in Worten des Propheten Jesaja — „An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor.“ In der Trauer fühlten sich Menschen wie leblose Baumstümpfe. Kirchenbauer sei wie ein fruchtbarer Baum, gewesen, der nun gefällt scheine: „Er selbst hatte unendlich viele und reiche Begabungen im künstlerisch-​musikalischen Bereich, aber vor allem auch im menschlichen Bereich und darin lag wohl seine allergrößte Befähigung, dass er so viele Menschen mitreißen und begeistern konnte.“ Die ganze Stadt, so der Münsterpfarrer, trauere.
Aber auch von Trost sprach er: Aus einem abgehauenen Baumstumpf heraus könne Gott noch einmal Leben erwecken. Er nannte den Glauben an die Auferstehung. Den „zweiten Seitentrieb der Hoffnung“ gebe der Verstorbene den Trauernden selbst in die Hand; auch in seiner Krankheitsphase sei er so voller Leben gewesen und habe damit ein großartiges Beispiel gegeben. Es sei, als könne man ihn sagen hören: „Bleibt am Werk, lasst nicht nach, macht in meinem Sinn, in meinem Geist weiter.“ Der dritte Seitentrieb sei Stephan Kirchenbauer-​Arnolds Wunsch, eine Kapelle in Herdtlinsweiler zu bauen, einen Ort der spirituellen Kraft, der die tröstliche Nähe Gottes vermittle: „Möge die künftige Kapelle zu einem solchen Trost– und Hoffnungsort für viele heute Trauernde werden.“
Rudolf Böhmler meinte im Namen der kulturellen Verbände und Kulturschaffenden Gmünds, ein außergewöhnliches Leben sei zu Ende gegangen, nicht jäh, sondern verlöschend, qualvolle Schmerzen und Lebensängste hinter sich lassend: „Wir alle haben mit Stephan Kirchenbauer einen wunderbaren Menschen verloren.“ Auch als langjähriger Freund blickte er auf dieses Jahr, das Kirchenbauer mit seinem „Opus Magnum“, der Staufersaga, den größten Triumph seines Lebens beschert und gleichzeitig die tragische Ausweglosigkeit, die Qualen und Ängste des bevorstehenden Todes bereitgehalten habe. Er erzählte aus einem Leben, „das uns alle reicher gemacht hat“. Stephan sei erst mit 40 Gmünder geworden — und was für einer: „Er, der so rasch das Innenleben, die Seele der Gmünder begriffen hatte, hat in unnachahmlicher Weise den Gmünder Sehnsüchten nach Selbstbewusstsein, Geschichtsbewusstsein und Lebensfreude Gestalt verliehen.“ Böhmlers großer Wunsch war, dass Richard Arnold „die schweren Monate, die hinter ihm und die Tage, die vor ihm liegen, ohne Schaden an seiner Seele und Schaffenskraft überstehen und mit Gottes Hilfe neuen Mut und Zuversicht finden“ möge. Die Stadt brauche ihren Oberbürgermeister mehr denn je.
„Gmünd-​Begeisterung lockt Besucher und Gäste an“
Sehr bewegend und bewegt sprach der Erste Bürgermeister Joachim Bläse über Leben und Lebenswerk des Verstorbenen. Über seine Verdienste um die Landesvertretung in Brüssel und insbesondere natürlich über seine Zeit in Gmünd. Bereits bei der Aufführung seines „Gmünder Rings“ 2009 habe sich Gmünds einmaliges, identitätsstiftendes Stadtjubiläum angedeutet. Ende 2011 habe Kirchenbauer von seiner Erkrankung erfahren, und seit dieser Zeit habe ihn sein starker Wille getragen. Die neue Begeisterung in Gmünd strahle weit ins Land hinaus und lasse die Stadt für viele im Land in einem neuen Licht erscheinen – ein Licht, das anziehend und anlockend sei. In den Monaten nach Beendigung der Staufersaga sei Kirchenbauer in Gedanken bereits bei der Landesgartenschau gewesen und habe erste Ideen eines Barockgartens und eines Stauferdorfes entwickelt. Auch sein Kronenprojekt und die Reichinsignien sowie das Kloss-​Panoramarundbild wurden angesprochen. Der Verstorbene habe die große Chance für die Stadt erkannt, mit diesen Projekten auf sich aufmerksam zu machen und Besucher und Gäste anzulocken. Bläse, der Stefan Kirchenbauer und Richard Arnold im März getraut hat, ging auch auf die tiefe Verbundenheit der beiden ein; als Vertreter der Stadt und als Freund sprach er OB Arnold und der Familie sein Mitgefühl aus.

Patrick Müller, der als „Barde“ der Staufersaga Kirchenbauers Sprachrohr war, sprach im Namen des Staufersaga-​Vereins: „Stephan hat seinen großen Traum nicht nur geträumt. Durch seine immense Überzeugungskraft und Motivation wurde der Gemeinschaftssinn von tausenden von Mitbürgern wie nie zuvor beschworen, um sein Werk, seine Idee, die Staufersaga umzusetzen.“ Die Staufersaga-​Familie werde das Vermächtnis des geliebten Verstorbenen hüten und beschützen und seinen Weg weiter gehen.

Die Fürbitten, die tröstlichen Rituale der Liturgie, die Gelegenheit, persönlich Abschied zu nehmen – all das war zutiefst anrührend. Die Stadt hat Abschied genommen von einem wirklich Großen.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

14722 Aufrufe
893 Wörter
4165 Tage 19 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4165 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2012/12/21/trauerfeier-fuer-stephan-kirchenbauer-arnold-im-heilig-kreuz-muenster-mit-dutzenden-mitwirkenden/