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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Kahlschlag in der Bocksgasse sorgt für Ärger

Völlig nebulös sind die Gründe und Dienstwege, die am Dienstag zur kompletten Rodung des augenscheinlich kerngesunden Baumbestands in der Bocksgasse im Bereich des Johannisplatzes geführt haben.

Mittwoch, 01. Februar 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 35 Sekunden Lesedauer

Es gab Passanten, die angesichts des Kahlschlags sogar den Tränen nahe waren. In vielen empörten Äußerungen von Bürgern kam zum Ausdruck, dass durch diese Tat sogar die Glaubwürdigkeit der Landesgartenschau auf dem Spiel steht. Immer wieder sinngemäß die Fragestellung: Warum wird im Herzen der Stadt gerodet, während für teures Geld am zukünftigen Remspark aufgeforstet wird, um mehr Grün in die Stadt zu bringen.
Die Verärgerung vieler Bürger spiegelte sich am Mittwoch auch im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats wider. Es hagelte aus allen Fraktionen kritische Nachfragen. Bürgermeister Dr. Joachim Bläse hatte keinen leichten Stand, zumal auch seine Antworten keine Klarheit zu der flotten Aktion am Dienstag (die RZ berichtete bereits gestern) brachten. Die beliebte Baumreihe, unter der Bürger und Besucher der Stadt im Sommer auf schattigen Bänken bislang gerne verweilten ist weg. Den Betrachtern schmerzt besonders der Verlust einer schätzungsweise 50 Jahre alten Linde, die den Chor des Prediger zierte. Auf historischen Fotos geht hervor, dass Prediger und Johannisplatz schon immer mit Bäumen verschönt waren. Die Nachfragen und Beschwerden der Stadträte gipfelten gestern in der Feststellung: Nicht einmal die zuständige Baumkommission des Gemeinderats war von der Baumfällaktion der Stadtverwaltung informiert. Deren Mitglied Dieter Elser (SPD) ging in die Luft: Erst kürzlich sei doch eine Zusammenkunft gewesen. Kein Wort habe es zu dieser Maßnahme an dieser markanten Stelle im Stadtbild gegeben. „Zu was gibt’s denn dann überhaupt eine Baumkommission?“ Weitere Stadträte stimmten in der Einschätzung überein, dass es sich um eine Nacht– und Nebelaktion gehandelt hat. Stadtrat Thomas Hilsberg (FW/​FDP) beschrieb die peinliche Situation: „Sie werden verstehen, Herr Bürgermeister, wie ungut das ist, wenn wir Stadträte von den Bürgern nach den Gründen gefragt werden und nicht mal wir eine Antwort wissen.“
Bürgermeister Bläse erläuterte sichtlich verlegen, dass „das Thema Plätze in Gmünd demnächst neu aufgearbeitet wird.“ Ein „Platzkonzept“ werde erarbeitet und dann im Gemeinderat beraten. Die Reaktion bei den Stadträten: Man dürfe doch nicht im Vorgriff auf ein noch völlig unbekanntes Konzept einfach stadtbildprägende Bäume wegmachen. Bürgermeister Bläse musste schließlich einige Male eingestehen, dass da was schiefgelaufen sei.
Abschließend stöhnte er in Anspielung an das alte Schuldbekenntnis: „Oje, soviel Asche hat sich noch nie auf meinem Kopf angesammelt.

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