Ministerin Ilse Aigner beim Ostalb-Kreisbauerntag
„Wir brauchen die Wochenmärkte und die Weltmärkte“, so warb am Montag beim Ostalb-Bauerntag die Bundesministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, für eine ausgeglichene regionale und globale Denkweise einer modernen Landwirtschaft.
Montag, 12. März 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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Die Ministerin kam mit reichlich Verspätung; vielleicht musste sie ja zunächst die zeitraubende und stauträchtige Ortsdurchfahrt von Mögglingen durchqueren. Landrat Klaus Pavel packte unter viel Beifall auch sogleich die Gelegenheit beim Schopf: Die Politik müsse im ländlichen Raum gewaltig aufpassen, dass man nicht in den Schatten von Infrastrukturmaßnahmen für die Ballungsräume gerate. Dazu gehöre gerade im Ostalbkreis die Sorge um ordentliche Straßen! Pavel beschrieb die Rolle der Bauern als wichtiger Wirtschaftsfaktor. Für ihn sei es erfreulich zu beobachten, wie interessiert und motiviert besonders junge Leute sich für den Beruf des Landwirts stark machen. Er richtete den Blick auf das Thema erneuerbare Energien. „Ohne Landwirtschaft hjat die Energiewende keine Chance.“ Besonders durch Mitwirkung bei der Standortsuche für Wind– und Sonnenkraftanlagen sowie pfiffige Ideen der Landwirte werde es im Zuge der Energiewende gelingen, eine hundertprozentige Wertschöpfung aus der Energiewende auf der Ostalb zu behalten, so spornte der Landrat an.
Dann gab es auf dem Podium eine offenherzige Aussprache mit dem Bundestagsabgeordneten und Finanzpolitiker Norbert Barthle. „Wir haben schon im Sandkasten miteinander gespielt“, meinte dazu Anton Weber. Er löcherte Barthle mit Fragen zum Themenkomplex Euro-Stabilität und Griechenland-Pleite. Barthle betonte, dass Deutschland im Grunde genommen der große Gewinner dieser krisenhaften Entwicklung sei. Der Euro sei für unser Land stärker als es die D-Mark jemals gewesen sei. „Deutschland wird nie pleite gehen.“ Das Vertrauen in Deutschland sie bei Investoren und Geldverleihern weltweit gestiegen. Würde Europa Griechenland sich selbst überlassen und in tiefste Armut fallen lassen, hätte das katastrophale Folgen für alle.
Ministerin Aigner wurde zu später Stunde mit viel Beifall empfangen. Bevor sie Rede und Antwort stand, nahm sie einen kräftigen Schluck „Heubacher“, das ihr sichtlich schmeckte. „Alkoholfrei aber, denn ist Fastenzeit!“ so betonte sie aber. Es waren zunächst Nachwuchskräfte aus der Landwirtschaft, die ihre kritische Fragen an die Ministerin vortrugen. Getragen waren viele der Anliegen von der Sorge, dass die Landwirtschaft im öffentlichen Ansehen in eine Schieflage geraten könnte. Jeder Bauer werde zwischenzeitlich gleichgesetzt mit einem gewinnsüchtigen Massentierhalter mit allen üblen Begleiterscheinungen. Ministerin Aigner und Verbandsvorsitzender Anton Weber riefen zu einem selbstbewussten Gegensteuern auf. Regionale Vermarktung sei wichtig, aber auch die Erschließung neuer Märkte böten Zukunftschancen und modernes globales Denken. Qualitativ hochwertige Milchprodukte von der Ostalb für Russland, warum nicht? Man möge auch der Bevölkerung die Realitäten des Alltags in der Landwirtschaft nicht verklärt darstellen. Interessiert blickt Anton Weber der Mitwirkung des Bauernverbands bei der Landesgartenschau 2014 in Gmünd entgegen. Da hätten die Landwirte die Chance, einem breiten Publikum aufzuzeigen, dass es nicht nur brave Kälbchen in einem Streichelzoo gebe, sondern Milchkühe, die auf den Melkroboter warten. Viele Fachgebietsleiter traten ans Mikro und brachten die Ministerin in schmunzelndes Stöhnen: „Sie haben hier lauter Fachschaften und ich muss alles allein beantworten.“ Anton Weber konterte: „Deshalb sind Sie Ministerin in Berlin und ich nur kleiner Landwirt von der Ostalb.“
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