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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

EULE-​Container können kommen

Er kann ein neues Gmünder Wahrzeichen am Bahnhof werden, es kann sich aber auch herausstellen, dass er nur Effekthascherei mit sehr kurzer Halbwertzeit ist. Die Mehrheit der Gemeinderäte nahm ihren Mut zusammen und stimmte gestern für den EULE-​Bau in Containerform.

Mittwoch, 14. März 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 7 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Mit viel Überzeugungsarbeit, im Fall von Baubürgermeister Julius Mihm mit einer Architektur-​Rhapsodie, versuchte die Verwaltung gestern den Stadträten und –rätinnen den aus gestapelten Containern bestehenden Preisträgerentwurf von Henn Architekten (München) schmackhaft zu machen. Schon im Bauausschuss hatte sich abgezeichnet, dass CDU und SPD sich durchaus damit anfreunden konnten.
Einen Fürsprecher hatte die Verwaltung vorweg noch die inhaltliche Konzeption erläutern lassen: Dr. Gerald Weber, früher Chef von Airbus Deutschland. Er gehört zu einem vorbereitenden Gremium, das später ins EULE-​Kuratorium münden soll. Weber stellte eine Linie vom Konzept über die Form zur Architektur vor. Diese sei nur Ergebnis eines Prozesses, der nicht mit der Einweihung des Forschungs– und Qualifizierungszentrums ende: „Technologiefreundlichkeit ist ein laufender Prozess“, Flexibilität sein umzusetzen in ein anpassungsfähiges Gebäude. „Hier sollen sich junge Menschen zwischen 8 und 25 Jahren begeistern für Technik und Technologie.“ Dabei soll sehr anschaulich vorgegangen werden: „Begreifen durch greifen“, es werde gewerkt und gebastelt. Es entstehe eine anpassungsfähige Raumstruktur für eine Wissenswerkstatt.
Julius Mihm sprach von einer „neuen Baugattung“, die man hier habe erfinden müssen. „Überkandidelt“, hätten manche beim Henn-​Entwurf gedacht, „aber es gab gute Gründe, ihn weiterzuverfolgen“: Die „industrielle Zone“ an der Bahnlinie, dem Sinnbild technischer Mobilität. Container stünden für Transport, Austausch und Globalisierung. Sie seien anpassungsfähig, hätten wegen ihrer modularen Bauweise keine geschlossene Form. Und drittens biete kein anderer Vorschlag „eine solche Vielfalt der räumlichen Möglichkeiten.“ Der Energiestandard entspreche der aktuellen Norm, „es ist keine Plus-​Architektur, das stand aber nicht im Vordergrund.“
Von einer Entscheidung für ein Programm sprach Celestino Piazza (CDU): „Wir wollen Jugendliche begeistern für Technologie.“ In der Fraktion seien wegen des Henn-​Entwurfs „Fetzen geflogen“, aber mehrheitlich sei man dafür. Dachbegrünung solle man erwägen, wegen der Nähe zum Salvator („das macht es naturnäher“) und aus energetischen Gründen sei dies sinnvoll. Wolfgang Greil (SPD) sah eine „Wiederaufnahme der früheren Nutzung“ in der Anmutung des Henn-​Entwurfs, „die anderen waren langweilig.“ Der Jugendgemeinderat habe sich dafür ausgesprochen. Darauf verwiesen auch Frauen und Linke.
Energetisch erfülle die spektakuläre Lösung „nur mit hohem Aufwand die Norm“, gab Susanne Lutz (Grüne) zu bedenken. Damit sei eine Wettbewerbsvorgabe nicht erfüllt worden. Weder von der Konstruktion noch von der Optik her sei das Gebäude langlebig. Zu den Betriebskosten fänden sich keine Angaben. Die Grünen lehnten ab. Bis auf ein Mitglied lehnten auch Freie Wähler /​FDP den Containerbau ab. Ullrich Dombrowski: „Die Gestaltungsmöglichkeiten sind dahin an dem Zeitpunkt, wo Leitungen verlegt und die Container verschweißt werden.“ Man solle nicht der Originalität halber bauen. Der energetische Standard sei überholt „und wir wissen nicht einmal, wie lange EULE läuft.“ — „Das ist kein Mut, das ist Tollkühnheit“, warnte Elmar Hägele (Grüne). Städtebaulich sei der Entwurf „katastrophal“ in dieser Umgebung. Quer durch die Fraktionen stimmte eine Mehrheit zu, 15 Räte lehnten ab.
Gebaut werden soll ab Herbst 2012 bis Ende 2013. Bis dahin wird man auch mehr über die Kosten wissen.

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