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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gedenken an die toten Demonstranten von 1919

Der 4. März 1919 ist für die Deutschen aus dem Sudetenland ein wichtiger Tag der Erinnerung. Damals demonstrierten die Deutschen dort für ihre Selbstbestimmung. 54 Menschen kamen durch das Eingreifen des neugegründeten tschechoslowakischen Staates zu Tode. Auch dieses Jahr fand die Gedenkfeier auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof Schwäbisch Gmünd wieder die gebührende Beachtung durch den Besuch vieler Menschen.

Montag, 05. März 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 59 Sekunden Lesedauer

Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg und dem Untergang der österreichisch-​ungarischen Monarchie demonstrierte im März 1919 in der neu gegründeten Tschechoslowakei in Böhmen, Mähren und Schlesien die dortige deutschstämmige Bevölkerung für ihr Selbstbestimmungsrecht. Sie hätten sich lieber der Republik Österreich angeschlossen, wurden aber in die Tschechoslowakei eingegliedert. Die Demonstrationen wurden mit Gewalt niedergeschlagen.
Das Ende des Dritten Reiches schließlich brachte die Ausweisung der deutschstämmigen Bevölkerung. Viele von dort fanden in Schwäbisch Gmünd eine zweite Heimat.
Zur Einstimmung spielte Michael Stegmaier aus Bettringen eine passende Weise und Anna Maria Kunz sprach zum Gedenken ein Gedicht. Auch eine Bläsergruppe des Scheffold-​Gymnasiums vertiefte das Gedenken.
Bruno Domes, der stellv. Kreisobmann, erinnerte an das nun schon über 90 Jahre zurückliegende Geschehen. Zum Gedenkvortrag begrüßte er als Gäste auch den CDU-​Landtagsabgeordneten Stefan Scheffold, SPD-​Stadträtin Maschka-​Dengler und Dr. Kurt Scholze, der die Gedenkrede hielt.
Er stellte fest: „Wir Sudetendeutschen waren Deutsche in Böhmen und wollten Deutsche in Böhmen bleiben.“ Aber es sei 1919 und 1945 anders gekommen. Heute müsse man sich fragen lassen, ob das Gedenken nicht eine eingeschränkte Sichtweise sei. Doch es sei Zeit, offen miteinander zu reden. Die letzten Zeitzeugen hätten die Verpflichtung, ihre Erfahrungen an die Jungen weiterzugeben. Er erinnerte daran, dass nahezu jeder 15. Gmünder Wurzeln in Osteuropa habe. Von daher müsse man auch in der Stadt das Geschichtsbild der Gmünder diskutieren. Und für das Thema Integration könnten die in Gmünd Neuangesiedelten Vorbild sein.
Heute gelte es, miteinander zu reden und nicht, sich anzufeinden. Da freue er sich darüber, dass Schüler des Scheffold-​Gymnasiums die Feier mitgestalteten. Der Dialog mit den Schülern müsse intensiviert werden, und dazu gehöre es auch, dass noch lebende Zeitzeugen gehört würden.
Scholze erinnerte daran, dass Deutsche und Slawen jahrhundertelang friedlich als Nachbarn miteinander gelebt hätten, bis die Koexistenz am 4. März 1919 beendet worden sei. Der Gedenktag und die Erinnerung würden gebraucht, damit sich die Geschichte nicht wiederhole.
Der Redner betonte, dass auch von der kleinen Gruppe in der Dreifaltigkeitskapelle eine klare Botschaft ausgehen könne, nämlich die: „Hört auf zu schießen auf Menschen, die anderer Meinung sind, wenn sie friedlich für ihre Ziele demonstrieren!“ Kurt Scholze setzte sich dafür ein, die Gedenkfeier im März umzuwidmen in einen Gedenktag der Jungen und Alten, der Einheimischen und der als Neubürger Angesiedelten.
Anschließend trug man nach einem Musikstück einen Kranz zum Ostlandkreuz, wo er zum Gedenken an die Opfer niedergelegt wurde. Dazu spielte Michael Stegmaier aus Bettringen das Lied vom guten Kameraden und Bruno Domes von der Sudetendeutschen Landsmannschaft sprach weitere Worte des Gedenkens für die vielen Opfer von Gewalt und Vertreibung.

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