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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Taubental und Nepperberg

Die Stadt feiert Jubiläum, und unter vielen anderen finden sich Mitglieder des Naturkundevereins unter den Gratulanten. Ihr Geburtstagsgeschenk ist eine reich bebilderte Vorstellung des Taubentals samt Lindenfirst und des Nepperbergs mit dem St. Salvator.

Mittwoch, 20. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Was kreucht und fleucht denn da? Wie ist es entstanden, wie lebt’s und wie lässt es sich vom gar so ähnlichen Nachbarn unterscheiden? Was, wenn es plötzlich nicht mehr zu finden wäre? Weit mehr als eine bloße Inventur stemmten die Autoren des jüngst veröffentlichen Buches.
Ohne die Ehrenamtlichen, wären die beiden großen Gmünder „Kraftorte“, die Oberbürgermeister Richard Arnold so gerne beschwört, heute kaum in einem präsentablen Zustand. Und ohne ein Bewusstsein der Gmünder für die Einmaligkeit von Taubental und Salvator könnten sie nicht überdauern. Weil wirkliche Wertschätzung Wissen voraussetzt, ist der 13. Jahrgang der Buchreihe Unicornis, der sich mit dem Taubental und seinen Randgebieten beschäftigt, von einiger Bedeutung, nicht zuletzt dem Schutz dieses Erholungswaldes und damit dem Wohl der Stadt gewidmet, die in diesen Tagen in so großem Rahmen gefeiert wird. In bemerkenswerter Fleißarbeit wurde geforscht, gesichtet, geschrieben „um die Augen der Spaziergänger für die vielen kleinen Wunder der Natur vor unserer Haustür zu schärfen“, wie es der Vorsitzende des Naturkundevereins Udo Gedack formuliert hat. OB Arnold schätzt an diesem Buch, dass es vor Augen führe, „warum diese Landschaft als natürlicher Lebensraum – auch in der Verantwortung für kommende Generationen“ – zu schützen und zu entwickeln ist“.
Grundsätzlich ist zu bemerken, wie auch im Rahmen der Buchbesprechung im Prediger deutlich wurde, dass dieses direkt vor den Toren der Stadt gelegene Gebiet auf relativ begrenztem Raum eine erstaunlich hohe Artenvielfalt aufweist, die sich im Laubmischwald aus Eichen, Buchen und Hainbuchen am Südwesthang des Lindensfirsts ebenso findet wie im Buchen-​Fichten-​Tannen-​Wald im hinteren Teil des Taubentals, im selten gewordenen Bacherlenwald oder auch auf den blumenreichen, insbesondere für die Vogelwelt wichtigen Streuobstwiesen.
Viele haben zum
Gelingen beigetragen
Der Dank für diese kenntnisreich und mit so viel Liebe zum Detail erarbeitete Dokumentation gebührt nicht zuletzt den Autoren Prof. Dr. Friedrich Bay, Udo Gedack und Prof. Dr. Dieter Rodi; sie haben auch die Redaktionsarbeit übernommen, die ungezählte Stunden ehrenamtlicher Arbeit notwendig machte. Bay und Rodi haben sich auch Gedanken gemacht zu Lage und Abgrenzung des vorzustellenden Gebietes. In diesem Rahmen wird deutlich, dass das Taubental von alters her eine wichtige Rolle spielt für die Gmünder – die Entwicklung des Schönblicks kommt hier ebenso wenig zu kurz wie die Erinnerung an das Kinder-​Erholungsheim Lindenfirst und der Erlebniswaldpfad Naturatum im Taubental, dessen Vorgänger, ein Waldlehrpfad, bereits 1970 eingeweiht wurde. Die „Gmünder Wallfahrt“ kommt zu ihrem Recht. Und an den steilen Hängen von Nepperberg und Salvator wurde im nicht allzu schwer zugänglichen Stubenstandstein ein wertvoller Werkstein abgebaut, der für den Bau der Stadtmauer samt Türmen, der Johanniskirche und des Münsters, der Klöster sowie nicht weniger Amtsgebäude und Bürgerhäuser genutzt wurde.
Dieses Buch spiegelt wie kaum ein anderes die Arbeit des Naturkundeverein im und für den Gmünder Raum wider: So ziemlich alle Facetten des Forschens und Dokumentierens der Arbeitsgemeinschaften sowie befreundeter Experten im Gmünder Raum kommen zum Tragen. Mitgearbeitet haben Hans Holm Rademann, Werner K. Mayer, Hans Miksche, Michael Stegmaier, Paul Stummer, Rudolf Übelhör, Albrecht Haug, Heiner Mohring, Wolfgang Naak, Wolf Noack, Peter Aleksejew, Michael Straub, Gerd Höhenberger , Peter Tobies, Norbert Lukscha, Lothar Krieglsteiner, Armin Dammenmiller, Josef Müller, Andreas Beck, Gerd Schneider und Peter Maihöfer. Flurnamen werden erklärt, Amphibien und Reptilien vorgestellt, Vogelbeobachtungen, Insekten – vor allem auffällige Schmetterlinge und Libellen – sowie Kleintiere, Heilpflanzen, Farne, Blütenpflanzen, zudem Flechten, Moose und Pilze. Von der Geologie im untersuchten Gebiet bis hin zu ökologischen Betrachtungen lernen die Leser das Taubental samt Nepperberg und Lindenfirst als ein in all seinen unterschiedlichen Ausprägungen doch zusammenhängendes Ganzes kennen, ohne das die Stadt so viel ärmer wäre. Nicht zuletzt lernen sie Lebewesen kennen, von denen sie aller Wahrscheinlichkeit noch nie gehört haben – Spinnenassel etwa oder Springschwanz.
Laien sollten es lesen und verstehen können, zudem musste es aber auch den Fachleuten etwas zu geben haben; gar nicht so leicht, beides zu verbinden. Das Redaktionsteam hat sich zu einem Glossar im Anhang entschlossen, das alle wichtigen Begriffe erklärt. Außerdem werden alle erfassten Pflanzengesellschaften und Organismen mit ihren wissenschaftlichen Begriffen übersichtlich dargestellt; im Text selbst finden sich, wo immer dies möglich war, die deutschen Begriffe, zudem viele Fotos, übersichtliche Karten und Tabellen.

„Das Taubental mit Lindenfirst und der Nepperberg mit St. Salvator“, erschienen im Einhorn-​Verlag als gebundene Ausgabe, 194 Seiten, gibt es im Buchhandel.

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