Böbingen und Custines feierten das 40-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft
Was die inzwischen verstorbenen Bürgermeister Alois Schuller und Paul Contal 1971 in Böbingen und 1972 in Custines verbrieften, hat in vier Jahrzehnten tiefe Freundschaftsbande zwischen den Gemeinden, Vereinen und Familien gewoben. Und was zeigt eine tiefe Freundschaft besser als die Ehe zwischen einem feschen Böbinger und seiner hübschen Frau aus Custines.
Montag, 25. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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Am Samstag wurde das 40jährige gebührend gefeiert. Eine große Delegation aus der 4000 Einwohnergemeinde nahe Nancy feierte begeistert mit. Es ist schon etwas Besonderes, dass der Bürgermeister eines französischen Dorfes, der unter dem Zweiten Weltkrieg gelitten hat, im KZ saß und die Spuren des Krieges zeit seines Lebens in sich trug, einen jungen Bürgermeister auserkor, Freundschaft und Frieden zwischen zwei Gemeinden zu schaffen und zu bewahren. Paul Contal war dieser Bürgermeister, der sich Ende der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts aufmachte, aktive Aussöhnung zwischen ehemals verfeindeten Ländern zu gestalten und auf den Weg zu bringen.
Und der junge Bürgermeister Böbingens, Alois Schuller, erkannte die Chance für seine Gemeinde. Bereits 1971 wurden in Böbingen und im darauf folgendem Jahr in Custines die Partnerschafts– und Freundschaftsurkunden unterzeichnet. Was sich dann in den vergangenen 40 Jahren entwickelte, das spricht für sich. Über 100 offizielle Begegnungen, unzählige persönliche und private Begegnungen in Böbingen und Custines kennzeichnen eine aktive Partnerschaft, die sogar familiäre Partnerschaften hervorgebracht haben. Und wenn sogar die französische Staatsbahn SNCF eine Lok auf die Namen der beiden Partnergemeinden tauft, was sonst nur französischen Städtenamen vorbehalten ist, dann ist diese Partnerschaft in besonderer Weise gewürdigt.
Ein sichtlich stolzer Böbinger Bürgermeister Jürgen Stempfle konnte am Samstagabend zahlreiche Ehrengäste in der Römersporthalle begrüßen, neben dem Custiner Bürgermeister Jean-Pierre Parnisari mit Ehefrau Giselle auch die Beigeordnete für Partnerschaft, Renée Henry, eine Frau mit großer Triebkraft in Sachen Partnerschaft sowie den Bundestagsabgeordneten Christian Lange und den frisch wiedergewählten „Bürgerlandrat“ Klaus Pavel.
In seiner Festrede betonte Stempfle den besonderen Charakter der Partnerschaft, bei der das auf Papier geschriebene Wirklichkeit geworden sei. Nach 40 Jahren gelte es inne zu halten, zurück zu blicken und dann nach vorne zu schauen. Er freue sich, immer wieder sehen zu dürfen, wie sich die Partnerschaft zwischen den Gemeinden, den Vereinen, der Feuerwehr und Familien weiter entwickelt und auch die nächste Generation am Erhalt der Partnerschaft arbeitet.
Er, so Stempfle sei stolz darauf, dass er einen Kollegen wie Jean-Pierre Parnisari kennen lernen durfte. Er zeigte anhand einiger Höhepunkte aus 40 Jahren auf, wie viele Ereignisse es mit gegenseitigen Besuchen gegeben hat. Unter anderem waren dies die Taufe der Lok, die Einweihung des Custiner Platzes in Böbingen, die 700 Jahr Feier in Böbingen ebenso wie diverse Feiern in der Partnergemeinde Custines, wie die Feiern zum 30jährigen Jubiläum im Jahr 2002.
Jürgen Stempfle verwies auch auf die besondere Herzlichkeit der französischen Partner, während man sich in Deutschland eher zurückhaltend mit Handschlag begrüße, geschehe dies in Frankreich immer mit Umarmung und einem Küsschen. Als Besonderheit der Partnerschaft Böbingen und Custines nannte der Schultes die Mischung aus offizieller Begegnung und tiefer Freundschaft.
Sein tiefempfundener Dank galt auch den Motoren der Partnerschaft, die wie Jürgen Stempfle betonte, auch rund um die Uhr arbeiten, wenn es darauf ankommt: Renée Henry aus Custines sowie Peter Müller und Christine Barth aus dem Böbinger Rathaus. Er betonte auch die neue Qualität der Partnerschaft durch den intensiven Austausch in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter. Geprägt werde die Freundschaft aber von den persönlichen Begegnungen; das sei eine dauerhafte Aufgabe, so der Bürgermeister weiter. Mit einem Gedicht zum 40er und einem Hoch auf die Freundschaft beendete Jürgen Stempfle die Festansprache, die er anschließend in fließendem Französisch wiederholte.
Jean-Pierre Parnisari, dessen Rede Gerard Vasserot übersetzte, freute sich in seiner Festrede über die gute, 40 Jahre währende Freundschaft. Er verglich die Partnerschaft mit einer Ehe, einem Vertragsschluss für gute und schlechte Tage. Bereits über zwei Generationen seien positive Bande zwischen den Gemeinden und Familien geschlossen worden, so der Custiner Bürgermeister. Er erinnerte an alte Tage der Partnerschaft: Fußballer, die damals gegeneinander gekickt hatten, haben nun die alten Trikots wieder ausgepackt und versuchten es nochmals. Jean-Pierre Parnisari betonte unter dem Gelächter der Zuhörer, dass das Fußballspiel sicherlich eine andere Qualität habe als damals, sei man doch einige Tage älter geworden. Er erinnerte auch bewegt an die Menschen von damals, so die inzwischen verstorbenen Bürgermeister Alois Schuller und Paul Contal. Mit den Worten: „Die Gegenwart liegt hinter uns, die Zukunft vor uns. Ich wünsche mir, dass die Partnerschaft zwischen Custines und Böbingen noch lange lebt“, schloss der Bürgermeister seine Festansprache.
Als Zeichen der Freundschaft überreichten Jean-Pierre Parnisari und Renée Henry ein Bild der Custiner Künstlerin Francine Jeandidier, auf dem szenisch 40 Jahre Partnerschaft dargestellt sind. Mit einem festlichen Buffet, einem für Auge und Gaumen traumhaften Nachtischbuffet sowie zahlreichen Vorführungen und musikalischer Unterhaltung durch die Musikkapelle des GMV Böbingen wurde dann ein langer Festabend eingeläutet.
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