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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Erstes „Interdisziplinäres Lungensymposium“ ein voller Erfolg

Die Zahl der Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale und chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD genannt, steigt beständig an. Zunehmend sind auch Kinder und Jugendliche betroffen. Diesen Patienten noch zielorientierter helfen zu können ist das Ziel des Netzwerkes LuNO – Das Lungennetz im Ostalbkreis.

Montag, 16. Juli 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Alfred Pradel
SCHWÄBISCH GMÜND /​MUTLANGEN. Man sieht sie immer wieder, auch auf Gmünder Straßen, Menschen, denen eine Fortbewegung zu Fuß nur noch möglich ist, wenn sie permanent aus einer mitgeführten Flasche mit Sauerstoff versorgt werden. Oft wird dem Beobachter dann erst bewusst, wie fragil und anfällig die beiden, den Menschen mit Sauerstoff versorgenden Lungenflügel eigentlich sind.
Niedergelassene Fachärzte im Ostalbkreis wie Gmünder Lungenfachärzte Dr. Erhard Bode und Dr. Beate Blessing sowie Dr. Julian Zimmermann, Gefäß– und Thoraxchirurg und Dr. Siegbert Herb, Pneumologe und Thoraxonkologe müssen sich jeden Tag mit lungenkranken Patienten auseinandersetzen, teilweise in einem unheilbaren Zustand. Aber auch chronische, ein Leben lang den Patienten und das familiäre Umfeld belastende Zustände sind Themen in der täglichen Arbeit der Ärztinnen und Ärzte.
Es ist deshalb sehr bemerkenswert aber auch mehr als lobenswert, wenn sich die Ärzte unter dem Eindruck der täglichen Arbeit vom eigenen Leuchtturm begeben und in einem Netzwerk Kompetenzen bündeln, von denen der anvertraute Patient profitiert. Dr. Erhard Bode ist einer dieser Pioniere, die in einem Netzwerkverbund den besten Austausch zwischen der meist ersten Anlaufstelle, dem niedergelassenen Arzt und dem Spezialisten in der Klinik, dem Chirurgen, dem Onkologen sah. Mit Dr. Julian Zimmermann, Chefarzt und Dr. Siegbert Herb, Leitender Arzt am Stauferklinikum fand Dr. Bode Mitstreiter im näheren Raum.
Mit der Klinik Löwenstein fand man einen Kooperationspartner, der seit langem als Lungenfachklinik einen überregionalen ausgezeichneten Ruf genießt. Durch die Gründung des LuNO Netzwerkes ist eine enge Zusammenarbeit und eine echte Verflechtung verschiedener Disziplinen gelungen. Auf Seiten des Lungenzentrum Löwenstein arbeiten Prof. Dr. Ulrich Wagner, PD Dr. Thomas Graeter und PD Dr. Jürgen Fischer im Netzwerk mit.
Waren am Freitag die Fachärzte aber auch die niedergelassenen Hausärzte ins Stauferklinikum zum fachlichen Austausch geladen, waren es am Samstag Patienten, Angehörige und Interessierte, die eingeladen wurden, bei verschiedenen Vorträgen näheres über das Organ Lunge und seinen möglichen Störungen kennen zu lernen. In eindrücklichen Worten und nachdenklich machenden Bildern veranschaulichte zum Beispiel Dr. Zimmermann die Konsequenzen des Rauchens. Insbesondere Kinder und Jugendliche, die früh mit dem Rauchen beginnen, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Kandidaten für Lungenerkrankungen, die in oftmals unheilbaren Krebs münden können. Hier greift die Aktion „Ohne Kippe“ das Thema auf und bringt es Schulklassen, die die Stauferklinik besuchen, näher.
Aber auch früher verwandte Stoffe und Mineralien wie das unheilvolle Silikat Asbest haben viele Krebstote verursacht. Und Dr. Siegbert Herb veranschaulichte im Gespräch, dass aufgrund der Langzeitwirkung dieses Minerals die Spitze der Krebserkrankungen erst im Jahr 2015 erreicht werden wird. Allzu sorglos wurde über Jahrzehnte mit diesen Werkstoffen umgegangen, auch wenn die Übersetzung des griechischen Asbestos, unvergänglich, unauslöschlich, alles sagt.
Weitere hochinteressante Themen beleuchteten die Referenten in Vorträgen, die großen Anklang fanden. Im Foyer des Klinikums fand sich fast kein freier Stuhl mehr für Interessenten, die später dazukamen. Dr. Klaus Riede, früher selbst starker Raucher zeigte Wege aus der Tabakentwöhnung auf. Dr. Thomas Grater aus der Klinik in Löwenstein zeigte auf, wie man Lungenkrebs diagnostiziert. Prof. Dr. Ulrich Wagner stellte die Lungenkrankheit Nr.1 in Deutschland vor, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD genannt.
In die Faszination Lunge führte Dr. Siegbert Herb ein und erklärte den Aufbau und die Funktion dieses Organs für den Austausch von Sauerstoff in den Körper und Kohlendioxid aus dem Körper. Das Lungenerkrankungen zu Atemaussetzern, Schnarchen und permanenter Müdigkeit führen können, zeigte Prof. Dr. Wagner in einem Vortrag am Nachmittag auf. Asthma bronchiale bei Kindern und Erwachsenen war Thema von Dr. Erhard Bode und Dr. Fladerer beleuchtete möglich Ursachen des chronischen Hustens.
Neben diesen Vorträgen stellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums und der Facharztpraxen verschiedene Untersuchungen und Therapieschritte vor. So konnte man eine Lungenfunktionsprüfung machen lassen und über ein Endoskop Einblicke in die oberen Bronchien gewinnen, allerdings nur am allerdings lebensechten Dummy.
Interessante Perspektiven zeigten die Physiotherapeuten am Klinikum auf. Hatte man das Tapen bisher nur im sportlichen Bereich gesehen, wird diese Therapieform nun auch für die Atemerleichterung chronisch Erkrankter angewendet. Auch bestimmte Körperhaltungen und –stellungen erleichtern dem Patienten das Atmen.
Vielerlei Inhalationsapparate und Inhalationsformen gibt es für lungenkranke Patienten, ob in Pulverform oder als Aerosole. Eine Inhalationsschulung zeigte auf, wie man diese Arzneien optimal in die Bronchien führt. Die Partner, zumeist medizintechnische oder pharmatechnische Firmen waren ebenfalls in der Stauferklinik präsent und informierten im Fachgespräch sowie mit ausführlichen Broschüren Patienten, deren Angehörige aber auch viele interessierte Besucher, die vielfach erst mit leichteren Symptomen zu kämpfen haben.
Beeindruckend waren auch die Begegnungen mit Erkrankten, so ein Patient, der seit über zehn Jahren permanent mit Sauerstoff versorgt werden muss, um sich überhaupt frei bewegen zu können. Sonst wäre nach drei Schritten gehen die Kraft zum Atmen weg, so der Patient.
Insgesamt ist das LuNO Netzwerk eine Bereicherung für die medizinische Kompetenzbündelung im Ostalbkreis. Es ermöglicht den Patienten eine interdisziplinäre Versorgung auf kurzen Wegen. Die niedergelassenen Ärzte und die Klinikärzte zeigen, dass wo ein Wille ist, sich auch ein Weg zur gemeinsamen Umsetzung finden lässt, und das ist gut so.
Und wer am Samstag in der Stauferklinik war, die Vorträge mit den Bildern gesehen hat, der atmet vielleicht bewusster und schenkt seinen Lungen, die ohne unser zu tun automatisch arbeiten, mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge.

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